an. Erst 7 U. 55 Min. zogen wir aus. Man hatte mir noch
von verschiedenen Alterthümern erzählt, von denen ich auf
einem Abstecher vom Wege gegen Terkümieh einen Theil
noch besehen wollte. Der Greis im Hause plauderte mir
vor, dass er, gegen eine Belohnung, mir Anleitung zum Besuche
von nur ihm bekannten Memorabilien geben wolle.
Ich ging darauf nicht ein, weil ich den Mann im Verdacht
der Habsucht hatte. Erfahrungen, die ich schon machte,
riethen von Leichtgläubigkeit ab und zu Vorsicht an. Unsere
Wegesrichtung war SO. 8 U. 4 Min. kamen wir bei
einer Höhle vorbei und 8 U. 15 Min. zu einer künstlichen
Höhle von sehr grossen Dimensionen; sie mag an einzelnen
Stellen 40 bis 50' hoch sein. Ein so hoher Felsdom macht
wahrhaftig einen eigenthümlichen Eindruck. Was hier eine
besondere Aufmerksamkeit verdient, ist ein in die Felswand
eingehauenes, gleichschenkeliges Kreuz. 8 U. 22 Min war
ich in der Nähe der Chirbet Der Schäter fß jS
Man nannte mir auch in Bet Dschibrin folgende in seine
Umgebung fallende Trümmerplätze: Chirbet el-Fülieh, Chirbet
Samieh, Chirbet Schech Amar; Chirbet Scherns Saniät3G0.
8 U. 27 Min. gelangten wir in eine sehr interessante Höhle,
die etwa eine Viertelstunde NO. vom Teil Santa Hanneh
und etwas weiter SO. von
Bet Dschibrin liegt. Der Plan
der Höhle ist im Wesentlichen
nebenstehender. Auf
der Westseite, und zwar gegen
SW., ist die Höhle unten
zerstört. Ihre Tiefe beträgt
35'. Die Wände sind
nicht ganz senkrecht, sondern
sie verengern sich ein
wenig nach oben. Wir haben
ein Columbarium mit
einer Menge Nischen vor
uns: bis auf eine Höhe von
etwa 20' reihen sichNischenreihen
über einander. Die einzelne Nische ist 1 ' breit, 13"
hoch und 10" tief. Diese Nischen sind sehr grob aus dem
Kalksteine gehauen. Um sie zu besuchen, geht man zuerst
durch einen Felsengang von sechszig Schritten Länge N.-S.,
dann wendet man sich rechts (gegen W.) und gelangt in
drei bis vier wie Bäuche gestaltete Höhlen hinter einander,
die zusammen eine Länge ebenso von sechszig Schritten
haben. Als ich die Tiefe der Nischenhöhle messen wollte,
zogen gerade Schäfer oben auf der Mittagseite vorüber, und
es flogen ein paar male Steine gegen mich. Auf meine
ernste Klage-Frage, wie es denn komme, dass man mich
steinigen wolle, einen Mann, der heute Morgen um Hilfe
nachsuchenden Kranken Rath ertheilte, hiess es einfach, dass
die Thäter Knaben waren, und ich kann mich auch mit dem
Gedanken befreunden, dass es nicht so böse gemeint war.
Indess herrscht gegen die Christen oder das Christenthum
ein tiefer Hass; Kinder redeten mich nicht mit dem gewöhnlichen
el-Frandschi (Franke), sondern mit en-Nassräni
(Christ) an.
Die vielen Höhlen in der Umgebung von Bet Dschibrin
verdienen wol, noch im Allgemeinen geprüft zu werden. Dass
der terziäre Kalkstein bei Paris, welcher eine Menge kuppelartige
oder glockenförmige Naturhöhlungen birgt, mit dem
Kalksteine des westlichen Palästina grosse Ähnlichkeit habe 30 \
unterliegt gar keiner Frage. Wenn man aber behaupten
will, dass die Höhlen in der Kreide von Bet Dschibrin Pariser
- Glocken (cloches), die beschriebenen Nischen nur entleerte
Nieren seien, so geht man viel zu weit. Allerdings,
in einem sehr hohen Felsendome steht man in Staunen versunken
still, und legt sich die Frage vor, wie es möglich
war, eine so ungeheure Steinmasse von oben bis unten wegzusprengen.
Man wird in ein paar Höhlen willig zugebenT
dass die Natur selbst solche, .kleinere und grössere, schuf,
welche dann die Kunst ausweitete und den Bedürfnissen der
Menschen anpasste, und es blieb am Ende der Eindruck in
mir zurück, dass die Kunst das Meiste und in Betracht der
vielen und grossen Höhlen wirklich Kolossales gethan habe.