ich schenkte meine Aufmerksamkeit hauptsächlich der Bodengestaltung
um Bet Naküba 003 herum. Dieses Dorf liegt auf
einer Anhöhe, östlich und westlich ein Thal überragend.
Beide Thäler laufen im Wesentlichen parallel von Nord nach
Süd; "das östliche Thal biegt sich jedoch weiter unten, südlich
vom Wege, gegen Abend, um in das gerader laufende
westliche, mit dem von Abu Ghosch ostwärts herziehende
vereinigte Thal überzugehen. Obschon ich auf dem Wege
keinen Augenblick ausruhte, indem ich abwechselnd ritt und
zu Fuss ging, und so rastlos meine Eier und mein Brot und
Wasser zu mir nahm,-nicht aus dem Grunde, dass es ein
Mittagmahl sein , sollte, sondern weil es einmal Mittag war,
so überfiel uns gleichwol die Nacht, ehe wir Ramleh erreichten,
um dessen näheren, sehnlich gewünschten Anblick
von Ost aus das späte Ausrücken mich brachte. An das
Füttern der Thiere während des ganzen Marsches dachte
kein Mensch, und es verlautete sogar, dass ein Theil ohne
Aufhalt nach Jäfa getrieben worden sei. Es ist in der
That beinahe unglaublich, wie viel die Pferde im Morgenlande
aushalten. Einer ritt von Kairo nach Suez in zwölf
Stunden, blieb hier zwölf Stunden und kehrte in ebenso viel
Zeit zurück, und während dieser sechsunddreissig Stunden
erhielt das Pferd keine andere Erfrischung als einen Schluck
Wasser, um das Gebiss abzukühlen. Ein anderes Mal ritt
man das gleiche Ross vierundzwanzig Stunden und ein drittes
Mal über dreissig Stunden, ohne während des Rittes länger
auszuruhen als einzig einmal eine halbe Stunde, und einige
Handvoll Gerste waren die einzige Nahrung für das Thier,-
ohne dass es Wasser bekam904. — Wir klopften bei den
Franziskanern an, und es ward uns aufgethan. Tisch, Bett
und Zimmer befriedigten diesmal vollkommen. Die Aufnahme
ist allerdings sehr ungleich. Wenn der Eine in diesen
Ton einstimmte905, klagte der Andere über das hochfahrende,
unzugängliche Wesen des Pater Superior, über schmalen Tisch,
schmutziges Bett voll verschiedener Insekten 900.
18. Dezember. Am Morgen überlegte ich meine Reise
aufs neue und unbefangener. Meiner Abneigung gegen die
Umfahrt über Berüt und Smyrna stellte ich die Erwägung
entgegen, dass hoch gehende See in künftiger Woche meinen
Plan leicht durchkreuzen könnte, und dass es das Verständigste
sei, die erste günstige Gelegenheit zu ergreifen. Es
braucht viel, sich von einem Gedanken, in den man sich
einmal eingerannt hat, loszuwinden; ich erkämpfte über mich
den Sieg. Mit solcher Vorbereitung ritt ich ab und durch
die Ebene Saron, auf der wir jedoch, obgleich schon drittehalb
regenfreie Tage verstrichen waren, wenigstens zwischen
Bet Dedschan 907 und Jäsür, dann besonders zwischen diesem
und Jäfa, wegen der lettigen, theil weise mit Wasser bedeckten
Stellen des Weges nicht ohne Ungemach durchkamen. Letzteres
war für mich am meisten fühlbar, weil ich eine Strecke
weit bis Jäfa den Weg unter die Füsse nahm, an einigen
Stellen kaum anders I als dass ich bis an die Knöchel in
Wasser und Schlamm waten musste; denn auf dem hinkenden,
einmal bis ans Knie eingesunkenen Maulthiere wollte
ich nicht länger reiten. Als wir uns der Stadt näherten,
gaben uns zudem beschädigte Landhäuser und eingestürzte
Gartenmauern die Gewissheit, dass neuerlich die Schleusen
des Himmels geöffnet waren. Auch gestern war unweit
Ramleh wegen des letzten Regenwetters eine kurze Strecke
etwas schwierig zu reiten. Derlei Bemerkungen dürfen den
Leser nicht ermüden; bei einigem Nachdenken geht ihm ein
Licht von ihrer praktischen Seite auf. Heute auch zogen
Schaaren von Pilgern uns entgegen, weil die Strasse für die
Thiere fast durchgehends wieder leidlich gangbar, aber doch
noch nicht gut war.
In Jäfa kehrte ich wiederum bei den Franziskanern ein
eben nicht darum, weil man 1715 vorgab, dass das Haus
des Gerbers Simo n den Vätern des heil. Landes gehöre 908.
Jedenfalls zog es mich nicht ins griechische Kloster, welches
allerdings auch Protestanten aufnimmt, ihnen aber, wie den
Religionsgenossen, nichts gibt als eine leere Kammer 909.
Lieber würde ich bei Platner auf luftiger Höhe910 angeklopft
haben. Dieser, Hauser in Jerusalem, die Chän und
die Bauernhäuser widerlegen, wenn, ich auch diesmal ein
Hospiz vorzog, aufs triftigste die Phrase, dass das Reisen
ohne Klöster in Palästina „rein unmöglich wäre” 9". Man