Als ich bei der Morgendämmerung in den Hof hinaustrat,
da postirte sich auf höchst malerische Weise ein Greis
mit schneeweissem Barte, kühn gebogener Nase und frischem
Blicke in weitem, faltigem Gewände, so stilleinsam eine Pfeife
rauchend. Es kam mir vor, als wenn ein Geist mir zuflüsterte:
Siehe, da ist Ahasverus; im Morgenlande stirbt das
Alte nicht aus. Ich schaute ebenso schweigsam dann auf
das Immerblau des Himmels und auf den vergoldeten Rand
im Osten, und verliess den Hof. Es war ein wahrer Sommertag,
wie wir im Abendland diesen Tag heissen würden. Um
6 U. 2 Min. zogen wir von hinnen. Achtunddreissig Minuten
später erblickte ich gegen Abend das Meer. 6 U. 42 Min.
sah man im Nordwesten den Ort Aaneh I96. 6 U. .58 Min.
befanden wir uns gerade östlich neben Om Barra. 7U. 10 M.
berührten wir das östlich von uns liegende Dorf Ka t t e r a h
3 5 19 7. Es liegt an der Westseite eines Hügels und ist
nicht gross. Da war eine Sakieh (Paternosterwerk) beschäftigt,
und auch Leute standen herum. Die Umgegend ist
fruchtbar. Zu den in den fruchtbarsten Gegenden der Ebene
Saron und Sephela' gelegenen und dem Haram in Hebron
gehörigen Dörfern zählt, ausser Lätrün, auch Katterah 198.
In der Nähe dieses Dorfes finden sich Spuren von Felsgräbern,
die auf ein höheres Alterthum zurückdeuten. Und, in der
That kann in Katterah leicht ein altes Gedera oder Geflerath
erkannt werden. Gedera, dem Stamme Juda gehörig, lag in
der Ebene I99. Im Jahre 1160 gab der Graf Amalrich von As-
kalon den Chorherren des h. Grabes in Jerusalem ein Haus in
ersterer Stadt und ein Stück Land im Weiler Baineolbederan
für den Ort Cathara; welches „grün” bedeute, in Tausch 200.
In nordnordöstlicher Richtung überschritten wir etwa 7 U.
22 Min. einen* trockenen Regengraben, der doch nicht wie
ein ordentlicher Bach aussah 20’. 7 U. 25 Min. erreichten
wir E l -Mo g h ä r 202, nach meinem Ohre Mochär.
Das Dorf liegt an der Südseite einer Anhöhe ganz nahe
nördlich der Strasse, und wir brauchten, immer nahe südlich
neben demselben, neun Minuten, bis wir das Ostende der
Häuserreihe erreichten; es ist übrigens sehr schmal. Ziemlich
viel Leute Hessen sich blicken. In El - Moghär soll sich eine
Anzahl kleiner Höhlen vorfinden, was den Namen des Ortes
el-moghär erklärlich mache 203. Wo ein Machär “ns» 204
aufzusuchen sei, fehlt der Fingerzeig. Gleich östlich des
Dorfes setzten wir über einen ähnlichen Graben wie im
Westen. Ich erblickte dann im Osten ziemlich ferne das
Dorf Schahmeh A^ ^, nach meinem Ohre Schämeh. Um
8 U. 4 Min. waren wir neben dem Dorf Äkir (nach meinem
Ohre Akir) , dem alten Ekron, Accaron; es liegt, etwa
eine Viertelstunde östlich von der Strasse entfernt, unscheinbar
an der Südwestseite einer Bodenanschwellung. Im vierten
Jahrhunderte war Accaron, ^4y.xaQwr, ein sehr grosses Dorf
der Juden zwischen Azotus und Jamnia, und zwar östlich 203
Zur Zeit der Kreuzfahrer wurde. Accaron, jene Philisterstadt
(pentapolis), dann und wann erwähnt, und ausdrücklich seine
Lage zwischen Jamnia und Azot dahin bestimmt, dass man
es liegen liess, wenn man von Jerusalem über Azotus nach
Askalon hinabzog 206. Im dreizehnten Jahrhunderte meldete
man, dass Accaron, ein kleines Dorf, das immer noch seinen
alten Namen heibehalten, vier Stunden (leucae) nördlich von
Azotus, gegen vier Stunden westlich von Bethsames, unweit
vom Meere lag 20 7.
Unsere Strasse war keinesweges öde; Kamelladungen be-
gegneten nicht einmal selten. Auch Schafherden brachten
Wechsel in das Schauspiel. Schon 8 U. 45 Min. holte das
Auge das einsam stehende Minaret von Ramleh ein. Wenn
man sich dieser' Stadt nähert, wird die Strasse viel sandiger,
und man begreift ganz wol diesen Namen (Sand).
9 U. 32 Min. traten wir durch das südliche Stadttbor von
Rämleh. Ich wollte, als guter morgenländischer Reisender,
nicht ins Franziskanerhospiz einziehen, sondern stieg im
öffentlichen Chan ab, und fühlte mich da ganz behaglich
und unabhängiger. Der Pferdetreiber stellte seine Thiere im
Freien des Hofes ein. Mein Mittagessen suchte ich auf dem
Markte; es bestand in Kubäb oder Kubeb (Fleischschnitzeln),