Bischof von Tripoli, Sib o u r , in Paris. Am ersten Pilgerzuge
nahmen vierzig Männer Theil 893. An Ostern 1854 wall-
fahrteten 14, darunter 3 Nichtfranzosen^ an Ostern 1855 11
Franzosen und 5 Ausländer, im August des gleichen Jahres
13; an Ostern 1856 7 Franzosen und 2 Ausländer, im August
des gleichen Jahres 14 Franzosen und 2 Ausländer. Von
den spätem Pilgerzügen weiss ich nur, dass einer am 29.
Merz 1857 in Jäfa landete und andere im April und September
1858, der letzte aus 12 Personen bestehend, zu Jerusalem
waren; auf Ostern 1859 pilgerten 58. Unter den
Pilgern begegnete man Grafen, Vicomtes, Baronen, Marquis,
am meisten Abbés, wenigen Advokaten oder Juristen. Die
Pilgerzüge werden sich wahrscheinlich längere Zeit noch halten,
jedoch vermuthlich an numerischer Theilnahme einbüssen.
Die französischen Pilger steigen in Marseille an Bord, berühren
Malta, Alexandrien, landen in Jäfa, besuchen vornehmlich
Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und den Jordan.
Die Pilgerreise dauert zwei Monate. Die eine fällt auf Ostern
und die andere auf die Monate August und September. Die
Franzosen scheinen die Pilgrime zur Zeit der Kreuzfahrten
nachahmen zu wollen, zu welcher es ebenfalls eine Osteroder
Merzfahrt (passagium Martii oder paschae) und eine
August- oder S. Johannesfahrt (passagium Augusti oder s.
Johannis Baptistae) g a b 89i. Die Kosten für einen Pilger
sind zu 1000 bis 120Q Franken berechnet 893.
Die Angelegenheit der deutschen Pilgerzüge übernahm
der Vorstand des Severinusvereins in Wien; aber auch der
auf Anregung des Canonicus P r i s a c und des Conservators
R amb o u x , die wir als Jerusalemfahrer schon kennen, in
Köln gestiftete Verein vom heil. Grabe setzte sich nach §. 2
seines Statuts zum Zwecke, deutsche Pilgerfahrten nach dem
heil. Lande zu vermitteln und zu befördern 890, und unterm
30. Brachmonat 1855 übernahm der Erzbischof J o h a n n e s
von Ge i s s e l das Patronat. Den ei’sten deutschen Pilger-
züg auf Ostern 1855 bildeten 17 Männer, die Hälfte davon
Priester; den zweiten 1856 14, den dritten 1857 17, den
vierten 1858 21, letztere geleitet von ihrem Präsidenten
G o t t f r i e d S t r a u s s , Domkapitular und dem strebsamen
Präsidenten des Vereins vom heil. Grabe in Köln, den fünften
1859 18, diese unter der Führung des Pfarrers Em a n u e l
Wid i n sk y . Die deutschen Pilger stechen, nur auf Ostern,
zu Triest in die See. Es werden von ihnen die gleichen
Wallfahrtsorte besucht wie von den französischen Pilgern,
und die Dauer der Reise ist beinahe gleich. Die Kosten für
jede Person werden auf fünfhundert Gulden Konvenzions-
münze in Silber (also über 1200 Franken) veranschlagt.
Vergleichen wir die französischen und deutschen Pilgerzüge
mit einander, so sind die erstem praktischer. Einmal
verfehlen sie es nie, am Palmsonntage schon Jerusalem zu
begrüssen, während die deutschen Pilger in Bangen und Verlangen
einmal erst nachher eintrafen. Dann sind die Fahrten
der Franzosen razioneller nach dem bestimmten Ziele gerichte
t, wogegen die deutschen Pilger 1855 nach Smyrna, Alexandrien,
Jäfa, Jerusalem, wo sie einen Tag n a c h dem
Palmsonntag anlangten, nach Nazareth, Haifa und wieder
nach Alexandrien zogen. Indessen dürften die Augustzüge
der Franzosen nicht zur Nachahmung empfohlen werden,
weil es im August rnnd September noch zu warm ist. Möglicherweise
ertragen sie die Hitze leichter als die Deutschen.
Die Auffrischung der mittelalterlichen Wallfahrten soll nicht
nur in einem ähnlichen religiösen Aufleben, sondern auch in
der sozialistischen Richtung unserer Zeit gesucht werden.
Dies gibt sich besonders dadurch kund, dass die Reisegesellschaft
eine Art Akziengesellschaft ist, und die Kosten gemeinsam
getragen werden; hingegen im Mittelalter pilgerte
ein Jeder auf eigene Rechnung. Die sozialistische Zeitrichtung
erkennt man auch daran, dass das Zusammenschaaren,
um durch Vereinigung von mehr geistigen und leiblichen
Kräften sich zu stärken und besser durchzuhelfen, heute
nicht so sehr gefordert wird, während dasselbe im Mittelalter,
bei der grössern Unsicherheit im heil. Lande, von selbst einleuchtet.
Man glaubt gar gerne, dass durch Verbrüderung
Mehrerer zu gemeinsamer Tragung der Kosten eine pekuniäre
Erleichterung bezweckt werde, und mir scheint ein