auf Ostern lässet sich nichts Erhebliches ein wenden; einzig
sei man auf der Hut, Ägypten auf dem Hinwege zu berühren.
Mit was für Geld oder Werthschriften kommt man am
besten durch ? Man nehme, wenigstens wenn man in grösserer
Gesellschaft und also mit grösserer Sicherheit reiset,
für die ganze Fahrt Gold mit sich. Guineen, Napoleone,
österreichische und holländische Dukaten, venezianische Zec-
chinen — alles geht. Napoleone dürften vorgezogen werden.
Für einige hundert Franken Silber, namentlich Fünffrankenstücke,
mitzunehmen, wird man nicht bereuen. Ein an ein
Haus in Alexandrien oder Berut läutender Wechsel oder ein
KreditsCjhfeiben kann nicht schaden. Alles das sicher nach
Palästina zu bringen^ hält nicht schwer; doch muss es sorgfältig
bewahrt und bewacht werden.
Aber im Lande selbst? Hier beginnen die Schwierigkeiten
im Rathen und Reisen. Einigen Kummer verursachte mir
immer die ungeschmälerte Erhaltung des Geldes und der
Effekten. Wenn man auch einzele Striche für sicher hält,
so gebietet gleichwol die Klugheit, so wenig Geld als möglich
bei sich zu haben, damit im Falle eines räuberischen Angriffes
so wenig als möglich verloren gehe. Wie ein früheres
Mal deponirte ich die Hauptsumme bei den gefälligen Vätern
Franziskanern in Jäfa, und bezog dann Geld nach Bedürfniss
in Jerusalem und den Rest auf der Rückkehr in ersterer
Stadt. Man suche sich so einzurichten, dass man eine kleinere
Summe weiter, z. B. in Haifa, einziehen kann. Setzen
wir den Fall, es reise ein gewöhnlicher Pilger oder Tourist.
Er kommt nach Jäfa, Ramleh und Jerusalem. Bis hieher
nimmt er alles Geld mit. Er macht Abstecher nach dem
Jordan und nach Hebron, wofür er nur das nöthige Geld in
der Tasche hat. Nun zieht er nach Nazareth und Tiberias,
wofür er ebenfalls nur so viel Geld mitnimmt, als er bis
dahin und Haifa braucht. Hier fasst er aufs neue und kommt
nach Berut, wo es für ihn leicht wird, sich frisch zu versehen.
Begleiten wir nun einen wissenschaftlichen Reisenden. Sichere
Punkte findet er in allen latinischen Klöstern, in Jäfa,
Jerusalem, Nazareth. Den grösseren Theil des Gepäckes
schleppt er nicht überall mit sich. Von Jerusalem lässt er
diesen Theil nach Jäfa zurückgehen und von hier nach Haifa
oder Nazareth addressiren, wenn er Samaria und Galiläa
bereisen will. Benöthigt er Geld, so holt er sich auf verschiedenen
Wegen, worauf er die Kenntniss des heil. Landes
erweitern kann, von Näbulus und Nazareth aus — Geld in
einem Hause zu Haifa, än welches er gewiesen ist. Indessen
wird man sich wol merken, dass man unvorhergesehenen
Umständen Hauptrechnung tragen und immer selbst impro-
visiren muss; nicht gerade an ein Buch, sondern noch mehr
an den eigenen Kopf muss map sich halten.
Man reiset im Lande mit oder ohne Zelt929), mit letzterem
zwar bequemer, aber viel theurer. Wer auch nicht zu
Fuss geht, — ich meine nicht von Muskau in Schlesien aus,
von wo Men s en E r n s t in ungefähr dreissig Tagen nach
Jerusalem zu Fuss gereiset sein soll, sondern im heil. Lande
selbst, — braucht keinen europäischen Sattel zu kaufen;
der im Lande gebräuchliche genügt. Siebensachen für den
Durst sind überflüssig. Der Mann lerne nicht Genügsamkeit;
er übe sie. Man betrachte es als etwas Wesentliches,
sich mit Trinkwasser gehörig zu versehen. Einen Trinkbecher
von Leder kann man gar wol entbehren, nicht aber eine gut
geschützte, z. B. umflochtene, Reiseflasche, die man mit Wasser
füllt, auch bequem mit Wasser aus einer Zisterne, indem
man dieselbe an einer Schnur hinablässt. Von den drei nach
abendländischen Begriffen unerlässlichen Tischdingen hatte
ich nur ein Messer bei mir; ein Löffel wäre mir gut zu Statten
gekommen, eine Gabel aber das fünfte Rad am Wagen
gewesen. Ich schreibe freilich für Menschen, die d e n k e n
dass Selbständigkeit und Selbüberwindung ihre Zierde
seien, nicht für Knechte von Vorurtheilen und Gewohnheiten,
von Lüsten und Begierden. Wandert man durch weniger
besuchte Gegenden, so wird man auch da auftreiben, was
man zu Fristung des Lebens bedarf; Kaffee jedoch möge
man nicht vergessen, weniger um ihn selber zu trinken, als
um ihn dem Gastfreunde anzubieten, weil man diesen durch
die schwarze Kleinigkeit gar leicht für sich gewinnt, zu nicht