Schriften, alle Kennzeichen niner Kapelle fehlen. Selbst das
Gewölbe mit Mosaikboden, schon ein Zeugniss höherer Kultur,
lässt, wenn auch eher, doch nicht auf ein Heiligthum schlies-
sen, vielmehr nur rathen. Im November 1857 hat die Felskammer
ihre primitive Ausstattung verloren; sie wurde in
eine Zisterne umgebaut, deren Besuch mir nur um einen oder
zwei Tage vereitelt wurde, weil (am 20. November) schon
Wasser gesammelt war. Es darf nicht mit Stillschweigen
übergangen werden, dass ausserdem Mauern entdeckt wurden,
v die nicht mit dem Tarik Sitti Mariam, sondern ungefähr
mit der Lang- und Kurzseite der Felskammer parallel liefen.
Wenn die Annahme gestattet ist, dass sie Grundmauern von
Häusern waren, die sich nach den Gassenzügen richteten, so
wäre die Richtung der alten Gassen von derjenigen der heutigen
in diesem Reviere sehr verschieden gewesen. Abgesehen
vom Historischen und von der Thatsache, dass die
Lage jedenfalls unter dem Schutte oder tiefer sein müsste,
erleidet das nahe Stück der via dolorosa einen neuen Stoss.
Schade ist’s, dass der Kostenpunkt hinderte, die Nachgrabungen
in der Tiefe weiter, wenigstens bis zur Felswand, die
man nordöstlich von der Felskammer bald erreicht haben
würde, zu verfolgen 593.
Weiter südlich weiss man nicht genau, wie tief der Schutt
im Wad liegt. Das Thal kommt übrigens nicht eigentlich
in der Gegend des Mistthors zum Vorscheine, sondern östlich
von ihm; denn von diesem Thore muss man der Stadtmauer
nach ostwärts hinab- und dann ein wenig hinaufsteigen,
bis man gegenüber der Südostecke der Stadt sich befindet’
Dass von hier südostwärts ein Nebenerdspalt in das Thal
Kidron sich hinabdehne, wie einige Abbildungen glaubwürdig
darthun wollen, streitet wider die wirkliche Bodengestaltung.
Erst etwas weiter gegen Süd zeigt sich ein sehr deutlicher
Spalt, der Wadi Siluän.
Die nähere Würdigung der Konfigurazion des Bodens
schliessen wir mit der Betrachtung des Rückens östlich des
El-Wäd. Nach meinen Messungen deckt den Fels über dem
Eingänge in die grosse Höhle im Nordosten der Stadt oder
gegenüber der Jeremiasgrotte nur eine etwa 4 ' hohe Lage
von Schutt. Vom Thal ostwärts hinauf bis zur Linie, die
von der Mulawiehmoschee nordwärts zur Stadtmauer gezogen
wird, gibt es keinen Süd-Nordabfall. Von dieser Linie an,
auf eine Strecke von 60 Schritten gegen Ost, neigt sich der
Boden in unbedeutendem Grade allerdings gegen Mitternacht;
man darf jedoch nicht vergessen, dass da, wo die
Senkung nach N. am stärksten, ein vom Schutte gereinigtes,
förmliches Loch ist. Die Westgrenze desselben bildet eine
Nord-Süd kurz streichende, 4 bis 1 2 ' hohe, je nach der
Höhe von nur wenig Fuss hohem Schutt oder Erde überragte
, nach 0 . schauende Feiswand394, welche etwa eine
alte Stadtmauer getragen haben mag. Diese würde sich auf
dem Rücken des Innerhezetha, westlich über dem kleinen
Thalschoss zwischen ihm und der östlichen Stadtmauer, süd-
südostwärts bis zu den alten Trümmern der von latinischen
Pilgern sogenannten Antoniaburg hinabgezogen haben. Denkt
man sich jenes Loch ausgeebnet, so verschwindet der Süd-
$Tordabhang gänzlich in der Wirklichkeit, um nur noch in
der Phantasie seine Existenz zu fristen, wie auch neuerlich
in der von Männern, welche sich längere Zeit in Jerusalem
auf hielten, nämlich auf den Plänen von P i e r o t t i und Ba r cl
ay. Es entspricht diese Felswandlinie genau der felsigen
Westwand des Vorhofes oder Gartens der Jeremiashöhle.
Wie gegenüber der Hügel, welcher diese Höhle birgt, gegen
Ost abfällt, so neigt sich der Boden Innerbezethas gegen
Morgen, und dann zum Nordostwinkel der Stadt steigt der
Boden ein wenig gegen Ost hinauf, entsprechend der geringen
Anschwellung ausserhalb der Stadt, um dann, noch innerhalb
der letztern, gegen Ost abzufallen, aber so unbedeutend, dass
mit der berechtigten Schutttheorie das ganze Spiel hier auf
einmal verdorben werden könnte.
Von der Maria - Magdalenakirche, in welcher sich, nach
genauem Nachfragen und Untersuchen, kein Fels entdecken
liess, zieht sich s e h r d e u t l i c h der kleine Thalschoss südostwärts
bis zum sogenannten Teiche Bethesda 595. Unten
auf der Nordostseite grenzt an denselben die Annakirche.