die allgemeine Fluth der Meeresboden in trocknes Land verwandelt
worden sey, und das trockne Land, auf welchem das
Menschengeschlecht von Adam bis Lameck gewandelt hatte,
in den Boden der heutigen Oceane.
Seitdem man jene Ansicht verlassen hatte, was nun ungefähr
hundert Jahre her seyn mag, ist von Seiten der Naturforscher
der Sündfluth wenig mehr gedacht, und sie ist
nur dann und wann zu geologischen Träumereien benutzt worden
; die indessen immer ihre gründlichen Gegner gefunden
haben.
Erst in der allerneuesten Zeit hat ein sehr wackerer und
wissenschaftlicher Geolog, der Professor Wilhelm Buckland
in Oxford, darzuthun versucht: dass man in gewissen Erscheinungen
der Erdoberfläche die unverkennbaren Beweise
einer al lgemeinen, p l ö t z l i c h ei nge t r e tenen, gewaltsamen
und s chne l l v o rü b e r g e g a n g en e n
F l u t h erkennen müsse 1). Die Wahrnehmung solcher Erscheinungen
zieht den Gegenstand in den Kreis unserer Abhandlung
und nöthigt uns sie zu beleuchten.
Zwei Erscheinungen vornehmlich sind es die Buckland
für Wirkungen und Zeugen einer solchen Fluth annimmt;
die eine liefern die Verhältnisse unter welchen sich fossile
Thierknochen in Höhlen und im Gerolle finden; die andere
findet er in der Bildung einer gewissen Art von Thälern,
mit welcher die Anhäufung von losem Steingerölle und anderen
Theilen des sogenannten aufgeschwemmten Landes in
Verbindung steht.
Eine Höhle bei Ki r k d a l e in Yo rk sh i r e 1 2), die
1) * W\ B u c k l a n d Philosophical Geology of England and W'a-
les. London 1819. — * dessen Vindiciae geologicäe. Oxoniae
1818. (Eine Inauguralschrift.)
2 ) W. Buckland Account of an assemblage of fossil teeth and
bones etc. etc. discovered in a cave at Kirkdale, Yorkshire etc.
durch das Wegräumen des Bergschuttes und der Steine, die
ihren Eingang vielleicht seit Jahrhunderten gesperrt hatten,
vor einigen Jahren entdeckt wurde, zeigte folgende Erscheinungen.
Die aus Kalkstein bestehenden Wände der hoch in
einem Thale an der Wand eines niedrigen Berges liegenden
Höhle, ihre Decke und ihr Boden waren mit Kalksinter besetzt
und zum Theil überzogen. Der Boden der Höhle über
dem auf solchem haftenden Kalksinter war mit einer
gegen Einen Fufs hohen Masse von feiner Erde (augenscheinlich
vertrocknetem Schlamme) bedeckt, in welcher
man nicht den kleinsten Stein fand, und auf der Oberfläche
dieser Masse hatte sich hie und da noch eine dünne Rinde
von Kalksinter abgesetzt. Die Höhle war völlig trocken als
man sie öffnete; sie hat die Form einer Gebirgsspalte die
oben und unten geschlossen ist,- und theilt sich in mehrere
Aeste.
In dem Kalksinter der den felsigen Boden der Höhle
unmittelbar überzieht, und in der darüber befindlichen Lage
von Erde fand man Thierknochen in grofser Menge, zum
Theil lose darin liegend, zum Theil durch Kalksinter zusammengekittet.
Diese Knochen gehörten Thieren aus den
Geschlechtern der Ochsen, Hirsche, Eichhörner, Wiesel,
Kaninchen, Schweine u. a. m., auch einige Elepliantenkno-
chen sind darin gefunden worden. Die bei weitem gröfste
in Philos. Transact. 1822. B. 1. p. 171. dagegen schrieb John
F lemi ng (ein Theolog) Remarks illustrative of the influence
öf society on the distribution of British Animals, in Edinburgh
philosoph. Journal Nr. 22. — B,uckland antwortete in demselben
Journal Nr. 24. — dagegen wieder F l e m i n g the
geological deluge as interpreted by Bon Cuvier and Prof.
Bu c k l a n d inconsistent with the testimony of Moses and the
phenomena of Nature, in demselben Journal. Vol. 14. S. 205.