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Form- lind Lagerungs -Verhältnisse sich unverkennbar als
ehemalige B odensätze des Meeres darstellen, auf dem trocknen
Lande, in allen Gegenden der Erdoberfläche, über grofseLand-
striche verbreitet, auf Anhöhen und selbst auf sehr hohen
Bergen, weit vom Meere entfernt, und an Puncten die das
Meer schon vor Jahrtausenden verlassen haben mufs.
Von der Bildung dieser Steinmassen ist keine Ueberlie-
ferung bis zu uns gedrungen; aber man hat das Entstehen
ganz ähnlicher Gebilde auch in der neuesten Zeit, an einigen
noch jetzt vom Meere bedeckten Puncten der Erdoberfläche,
auf dem Grunde des Meeres wirklich beobachtet.
Hätten wir für diese Thatsache auch nur die einzige von
Donati im Adriatischen Meere gemachte Wahrnehmung, so
miifste diese uns schon genügen, um auf einen gleichartigen
Hergang auf dem Grunde aller Meere zu schliefsen, denn
die Natur der Sache erlaubt nicht nur, sie gebietet sogar
diese Folgerung. Wir wissen dafs der Ocean und alle Binnenmeere
mit unzähligen Bewohnern angefüllt sind; und
zwar zum grofsen Theile mit Bewohnern deren an sich zarter
Körper mit einer steinartigen Hülle umgeben ist, die
der Zerstörung durch die Zeit kräftiger widersteht als jede
andere organische Masse. Wir ■wissen dafs diese lebenden
Wesen sich vermehren und absterben, und dafs ihre todten
Ueberbleibsel den Grund des Meeres in unzählbarer Menge
bedecken und sich auf demselben anhäufen müssen von Geschlecht
zu Geschlecht, von Jahrhundert zu Jahrhundert.
Wir wissen dafs allen Flüssigkeiten, und nahmentlich dem
Wasser die Fähigkeit inwohnt, feste Stoffe aufzulösen, in
sich aufzunehmen und die Bildung neuer fester Körper zu befördern.
Daher dürfen wir keinen Augenblick zweifeln, dafs
die grofsen Massen von Ueberbleibseln der Meerthiere auf
dem Grunde der Meere, durchdrungen vom Wasser derselben,
von diesem angegriffen, theilweise aufgelöfst, von
den durch die Flüsse in das Meer geführten und von dem
Meere selbst aufgelöfst gehaltenen erdigen Theilen und
Salzen durchdrungen und umwickelt, unter dem gewaltigen
Drucke der über ihnen stehenden hie und da mehrere tausend
Fürs hohen Wassersäulen, endlich vielleicht unter
Mitwirkung der innern Hitze des Erdballs, zu festen Steinmassen
vereinigt werden, in denen, bei der in grofsen Tiefen
im Allgemeinen herrschenden Ruhe, und bei der nur
unvollkommen statt findenden Auflösung der härtesten Theile,
sich diese Geschöpfe, oder wenigstens die Formen und
Abdrücke derselben, als Stein erhalten können und werden.
Wir dürfen daher als ausgemacht annehmen dafs der
V ersteinerungsprocefs auf dem Grunde des Meeres, wenn auch
nicht überall, doch g6wifs auf sehr vielen und weitverbreiteten
Theilen desselben, jetzt und immer eben so vorschreitet,
wie er in der Zeit vorgegangen ist in der die Stemlager
gebildet wurden, die wir mit Meergeschöpfen angefüllt,
jetzt auf dem trocknen Lande sehen; und dafs auf dem
jetzigen Meeresgründe eben solche versteinerungsreiche
Lager von Felsart gebildet werden wie die nurerwähnten
sind. Die Felslager des trocknen Landes, welche Versteinerungen
der organischen Schöpfung enthalten sind zum
grofsen Theile nicht blofs mechanische Bodensätze von
Thon, Sand und Schlamm, sondern wirklich chemisch sogar
hie und da krystallinisch gebildete Massen. Dieser Umstand
aber giebt durchaus keinen Grund ab, ihre Bildung
anderen Wirkungen zuzuschreiben als die welche auch auf
dem Grunde unserer jetzigenMeere Vorgehen können; denn
es läfst sich keine Ursache ersinnen, welche hinderte dafs
auch auf dem Grunde der jetzigen Meere wahrhaft oder
mit mechanischen Erzeugnissen gemischte chemische Steinbildung
erfolgen könne.
Vielmehr zeugt Alles nicht nur für die gröfste Aehn-
lichkeit, sondern selbst für die fast vollkommene Gleichheit
der Natur unserer heutigen Meere mit der des alten Mee