der äufserste Punct zu welchem geologische Muthmafsun-
geu geführt werden können, in soweit sie sich auf das
Wenige was die Ueberlieferung darüber bietet, und auf
unmittelbare Beobachtung natürlicher Erscheinungen und
unter unseren Augen wirkender natürlicher Kräfte gründen.
Wir werden uns nicht mit Untersuchung der Muth-
mafsungen beschäftigen, welche die Urgeschichte der Erde
noch über diesen Punct hinauszuführen trachten. Höchstens
dürften wir nur Einiges von denselben unten noch zu
berühren genöthiget werden. Aber wir müssen noch gewisser
Umstände gedenken, auf welche man Zweifel dagegen
gründen möchte, dafs die wahrgenommenen Veränderungen
der Erdoberfläche und die Erscheinungen welche
Gegenstände der Geologie sind, durch die noch jetzt und
immerfort auf der Erde wirkenden Naturkräfte allmählich
bewirkt worden seyn könnten. Diese Zweifel sind wichtig,
denn sie haben auf d^n Gedanken geführt: dafs es noth-
wendig sey, für die Vorzeit eine ganz andere Natur und Beschaffenheit
der Erdoberfläche, und eine Thätigkeit von
Kräften anzunehmen, welche entweder ganz aufgehört
hätten zu wirken, oder wenigstens in bedeutendem Grade
vermindert worden wären.
Die wichtigsten Umstände und Erscheinungen auf
welche man jene Zweifel gründet, sind:
die Verbreitung von Trümmern älterer Gebirge auf
grofse Entfernungen, und
die eigenthüinliche Beschaffenheit und Oertlichkeit des
bei weitem gröfsten Theils der versteinert oder doch
unterirdisch sich findenden Ueberbleibsel organischer
Wesen.
Die Verbreitung von Trümmern älterer Gebirge auf
grofse Entfernungen ist eine der merkwürdigsten, aber
auch der dunkelsten Erscheinungen auf der Erdoberfläche.
Es ist hier nicht die Rede von den Anhäufungen von
Trümmern und sogenannten Geschieben aller Gröfsen bis
zum kleinkörnigen Grufs herab, die sich an den Abhängen
und Füfsen aller Gebirge, so wie auf Ebenen und m Tha-
lern die von jenen auslaufen, in grofsen oft ziemlich regel-
mäfsigen Lagern vorfinden, und die man in fast ununterbrochenem
Zusammenhänge bis zu ihren vormaligen Lagerstätten,
denen sie durch fluthendes Gewässer allmählich
entrissen worden sind, verfolgen kann.
Die Erscheinung deren wir hier gedenken besteht darin,
dafs man Blöcke von allen, und zum Theil von sehr beträchtlichen
Gröfsen, an Puncten findet, wo die Felsart
aus der sie bestehen nicht einheimisch ist, sich auch nicht
in der Nähe findet, und nicht in Gegenden von welchen
sie, der jetzigen Abdachung des Landes und dem Wasserlaufe
gemäfs, an diese Puncte durch die gewöhnlichen
Wirkungen des fliefsenden Gewässers hätten gelangen können.
Die Fundorte solcher fremdartigen Felsblöcke sind
oft um desto auffallender, da es zuweilen beträchtlich hoch
an Gebirgen liegende Puncte sind, getrennt durch weite
Thäler von den Gebirgen an denen sich die Felsart der
Blöcke in festen Lagern einheimisch findet; oder auch
Ebenen, getrennt durch wöite Landstrecken, ja sogar
durch Meer, von den Gebirgen in denen man allein berechtigt
ist die ehemalige natürliche Lagerstätte der weggeführten
Blöcke zu suchen.
Auf diese Weise finden sich Blöcke von Felsarten der
hohen Alpen an der dem Alpengebirge zugekehrten, aber durch
eine grofse Thalebene von demselben getrennten, südöstlichen
Abdachung des Juragebirges und auf beträchtlichen
Höhen desselben x). Aelmliclies findet man um die grofsen 1
1) Die vornehmsten Abhandl. über diesen Gegenstand sind:
L. v . Buch in Abh. der phys. Classe der Ak. d. W. z. Berlin