bindung des Caspischen und mit ihm vereinigten Aral-Sees
mit dem Ocean, bei höherem Wasserstande, ist durch die
Beschaffenheit des Bodens gegeben. Das von Ost nach
West streichende Gebirgssystem des Al tai erreicht nähm-
lich in Westen nicht das südliche Ende der von Nord nach
Süd gleich einer Mauer streichenden Kette des Ural. Im
Meridian von Sver ingovloskoi ist die Kette plötzlich
■abgeschnitten, dort wo Geographen die Alghinischen
Berge hinzusetzen pflegen: ein Nähme der den Kirgisen
von Troitzk und Orenburg völlig unbekannt ist. Die Lücke
die dort zwischen den Bergketten besteht — eine Gegend
voller Seen — erstreckt sich bis zum Meridian von Minsk,
wohin vom Ural der Zweig des Mongodjar ausläuft;
östlich ist die Ebene der Kirgisen, unter 490 Br. die
Hügelmasse Boukanbl i genannt. Diese Gegend der kleinen
Seen, die Gruppe des Balek-koul (51° 30* Br.)
und die des Koum-koul (49° 45* Br.) umfassend,
zeigt, nach der sinnreichen Vorstellung des H. von Gens,
eine alte- Verbindung einer Wassermasse mit dem See
Aksakal , welcher den Turga'i aufnimmt und den
Kami chl o i - Ir g hi z , so wie mit dem Aral.
Diese Seenreihe zieht sich wie eine Art von Furche
nach Nordost. Man kann sie verfolgen bis jenseit Omsk
zwischen dem Ich im und I r t ys ch, durch die Steppe
von Baraba, wo sehr viele Seen sind; dann weiter gegen
Norden jenseit des Ob bis nach Sour gout , durch das
Land der Ostiaken von Berezow bis zu den morastigen
Küsten des Ei sme ere s. Die Chineser haben eine Ueber-
lieferung von einem grofsen Salzsee {lac amer) im Innern
von Sibirien, der den Lauf des Jenisei durchschnitt.
Wohl kann damit in Verbindung stehen die alte Sage, nicht
nur von Ausbreitung der vereinten Gewässer, des Caspischen
und Aralsees weiter gegen Nordost, sondern aufch
von ihrer Verbindung mit dem Eismeere. Wirklich schreitet
das Austrocknen der Steppe Baraba noch immer vor, und
es gleicht der Fortsetzung einer seit alter Zeit fortdauernden
Erscheinung. Durch diese Steppe besteht eine Verlängerung
der grofsen Eintiefung der Erdoberfläche in der Mitte des
westlichen Asiens — ein abgeflossenes Mittelländisches Meer.
Die Annahme einer solchen vormaligen Verbindung würde
auch das* Vorhandenseyn von Phoken im Caspischen Meere
ganz einfach erklären.
Noch Einiges zu Bestätigung der ofterwähnten Meinungen
ist von Strangways *), sowohl von der äufsern
Bildung des Bodens als von der innern, geognostischen
Beschaffenheit der Gegend hergenommen worden, wobei
dieser Beobachter zugleich versucht hat, die Ufer des
ehemaligen Wasserbeckens auf einer Charte darzustellen.
Er läfst diese auch das Schwarze Meer mit einschliersenden
Ufer beginnen bei den Mündungen des Bug und
D nie per, und hinaufsteigen bis an die sogenannten Wasserfälle
des D nie per, sie als die Terrasse der dortigen
Granitsteppe bildend östlich fortlaufen bis zur Mündung
des Berde in das Assowsche Meer , dann längs der
Küste desselben bis zur Mündung des Don, an dem Ufer
desselben aufwärts bis zur Mündung des Manytsch. Sie
folgt hierauf diesem letztgenannten Flusse nach Osten hin,
bis ungefähr 44° 0. L. von Greenwich, steigt von da gegen
Norden, erreicht bei Sa r ep t a die westlichen Ufer der
Wolga, folgt dieser aufwärts bis V o 1 s k , wo die ehemalige
Mündung der Wolga gewesen seyn würde, läuft dann
gegen Osten fort am Südende des Obt schei Si r t , bei
Ouralsk würde die alte Mündung des Oural gewesen seyn,
u. s. w. gegen Osten. Den höhern Theil des Isthmus 1
1) Wi l l . T. H. F. S t r a n g w a y s An Outline of the Geology
of Russia. In Transactions of the Geological Society of London.
2. Ser. Vol. 1. p. 36. sq.
Veränd. d. Erdoberfl. Bd. III. S