den sind. Alle in diesen flachen Strichen sich findende
nur einigermafsen beträchtliche Anhöhen sind vom Flug-
sande gebildet, und wechseln daher stets ihren Ort, ihre
Höhe und ihre Gestalt. Da in der Li b y s c h e n Wüs te
die nordwestlichen Winde fast durch neun Monate im Jahre
die vorherrschenden sind, so erfolgt ein immerwährendes
Fortrücken der Sandmasse gegen Südost. Es ist eine bekannte
Thatsache dafs sie auf diese Weise und in dieser
Richtung gegen das Ni l t h a l vorrückt, die Anhöhen welche
Aegyp t en von der Li b y s ch e n Wüs te trennen
übersteigt, und dafs die dortige Gegend allmählich immer
mehr vom Sande bedeckt wird, in welchem man alte Ae-
gyptische Bauwerke tief begraben findet1). Beispiele davon
liefern: der von Burkhard entdeckte und von Belzoni
aufgegrabene Tempel von Ipsambu l 1 2), die Provinz Fay-
o um3), die Gegend von D e r r in N ubi en 4) , von Ros
e t t e 5). Auch gegen Nordost nach dem Mi t t e l l ä ndi s
c h e n Me e r e zu dringt das Sandmeer in den Gegenden
vor wo keine Gebirge demselben entgegentreten, was man
auf dem ganzen Striche von Ma rocco bis gegen Aegypt
en hin an mehreren Puncten wahrnehmen kann 6).
Selbst die Gegend im Süden der grofsen Africanischen
1) Cuvi er Discours sur les révolutions de la surface du globe.
3. édit. 1825. p. 162. — Devon’s und mehr. and. Beschreibg.
von Aegypten.
2) Quarterly Review. No. 47. (Dec. 1820) p. 149.
3) J oma r d Memoire sur le lac Moeris, in Descript. de l’Egypte.
2. édit. Antiquités. T. 6. p. 158.
4) B u r k ha r d Travels in Nubia, daraus in Quarterly Review.
Nr. 44. (März 1820) p. 440.
5) C l a rk e Travels in various Countries of Europa, Asia et
Africa. 4. édit, in 8. Vol. 5. p. 322.
6) Edinburgh Review. Dec. 1816. p. 431. eit. TA. L e g h Narrative
of a Journey in Egypt. — N. allg. geogr. Ephem.
B. 1. S. 450.
Wüste soll an Versandung leiden, so dafs behauptet wird,
der Lauf des Se ne ga l sey dadurch verändert worden1).
Bei diesem Vorrücken der Sandmasse besonders gegen Osten
möchte man glauben, der Flugsand müsse im östlichen
Theile der Africanischen Wüste sich immer mehr anhäufen,
und sich dort in gröfster Menge finden; dagegen abermüfste
der westliche Theil allmählich von Sand entleert werden.
So aber verhält sich die Sache nicht. Zwar erfolgt am äu-
fsersten Ostrande der Wüste, in Aegyp t en, wie schon
erwähnt worden ist, allerdings ein sehr beträchtliches Anhäufen
des Flugsandes, aber die östliche Hälfte der Wüste
selbst besteht an den meisten Puncten aus Felsengrund, der
mehr oder weniger mit zum Theil ziemlich grobem Gerolle
bedeckt ist : auch finden sich in dieser östlichen Hälfte fast
alle angebaueten Inseln oder Oasen. Die westliche Hälfte
hingegen ist ein wahres Meer von Flugsand. Diese Erscheinung
erklärt sich dadurch dafs die westliche Hälfte der
Wüste immerfort neuen Zuwachs von Sand aus dem Meere
erhält, und wahrscheinlich dessen mehr als durch den Wind
allmählich in die östliche Hälfte und aus dieser bis nach
Aegypten getragen werden kann. Der sich stets erneuernde
grofse Zuwachs von Sand aus dem Meere wird übrigens dadurch
recht sichtbar , dafs die aus demselben bestehende
Westküste von Af r ica fortwährend vergröfsert wird und
in den Atlantischen Océan vorrückt 2) , wo schon mehrere
ehemalige Flüsse, deren Mündungen der Sand verstopft hat,
aufgehört haben sich in das Meer zu ergiefsen, wie der
Ten s i f t , d e r B e r e g r e b , der Mediah u. s. w. 3); was
1) Ukert Africa. B. 1. S. 638.
2) Andr éos s y Mémoires sur l’Egypte. I. S. 198. 4. S. 2 1 8 .—
Va l e n t i a Travels. T. 3. S. 408. — Ritter Erdkunde. T. 1.
S. 394~
3) Jam. Riley Schicksale und Reisen an d. Westküste v. Africa,
teutschc Uebers. Jena 1818. S. 280, 370, 468, 498, 509 &c.
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