die von der jetzigen nicht ausgefüllt worden zn seyn scheinen;
endlich auch Verschiedenheiten in Beziehung auf die
Vertheilung des organischen Lebens nach der Oertlichkeit.
Diese theils geringeren, theils gröfseren Unähnlichkeiten
der jetzigen organischen Schöpfung mit der begrabenen sind
es ganz vorzüglich die auf den Gedanken von allgemeiner
Katastrophirung der Erdoberfläche geleitet haben. Wir haben
ihrer zwar schon im Wesentlichen gedacht; aber es lohnt
der Mühe sie nochmals genauer und einzeln zu betrachten.
Verschiedenheiten, oder abweichende Kennzeichen von
denen jetztlebender Pflanzen - und Thier-Arten finden
sich bei vielen ihnen im Grofsen und Wesentlichen ähnlichen
fossilen Ueberbleibseln. In denjenigen äufsersten Thei-
len und Gebilden der Erdrinde, die sich als die jüngsten
und zum Theil sich noch jetzt sichtbarlich fortbildendenzu
erkennen geben, finden sich — wie schon erwähnt — Ueber-
bleibsel von völlig denselben Geschlechtern und Arten organischer
Wesen, die noch jetzt und zwar in derselben Gegend
wo die begrabenen gefunden werden, auf der Oberfläche
wachsen und leben. In anderen Gebilden hingegen,
und zwar nicht blofs in solchen, die schon ihrer Lage nach
für unzweifelhaft älter als jene erkannt werden müssen,
zeigen viele der darin vorkommenden fossilen Reste von
Pflanzen und Thieren — oft alle —• gröfsere Abweichung in
der äufsern Gestalt und in dem innern Bau von den noch in
unserer Zeit lebend bestehenden. Sie zeigen nicht nur mehrere
Ar ten, die unter den lebenden nicht mehr vorhanden
sind, oder zu seyn scheinen, sondern es mangeln unter ihnen
auch Arten die sich unter den lebenden finden. In Ansehung
der bestehenden Unterscheidungszeichen der Arten
darf man indessen nicht unbeachtet lassen, dafs überhaupt
die Bestimmung der Art (Species) irgend eines organischen
Wesens Etwas ist, das aus der menschlichen Vorstellungsweise
hervorgeht; dafs diese selbst aber sich nicht etwa auf
die Kenntnifs der Gesetze gründet nach denen die Natur
verfährt um eine Art mit allen ihr — den Systemen ge-
mäfs ■— als eigenthümlich betrachteten Kennzeichen hervorzubringen;
sondern auf den angeblichen Erfahrungs-Satz,
dafs in der organischen Welt eine Art, so wie sie der Naturforscher
bestimmt hat, durch Zeugung immerfort in allen
folgenden Generationen dieselbe Art ohne alle Veränderung
hervorbringe; und dafs weder Ausartung noch Vervielfältigung
der Arten durch Mischlinge statt finde. Diese Ansicht
läfst sich zwar durch Erfahrungs - Sätze nicht widerlegen;
aber es läfst sich eben so wenig beweisen, dafs nicht
einzelne Arten im gewöhnlichen Laufe der Dinge, und ohne
eine allgemeine Katastrophe erlöschen können. Dieses mufs
im Gegentheil schon um defswillen für möglich gehalten
werden, weil das Leben und Seyn jeder Art der organischen
Wesen, wenigstens der allermeisten unter ihnen, an gewisse
Bedingungen geknüpft ist, die in der Beschaffenheit des
Himmelsstrichs, des Bodens, der für die Art erforderlichen
Nahrungsmittel und deren Ergiebigkeit, und vieler anderen
ihr Leben begünstigenden Umstände gegründet sind, und weil
sonach fast jede Art nur einen bestimmten Bezirk auf der
Erde und im Meere angewiesen erhalten hat, in welchem
sie leben, gedeihen und sich fortpflanzen kann. Unter diesen
Umständen können Veränderungen in der Beschaffenheit
eines solchen Bezirks, oder auch nur in einer oder der anderen
der erwähnten Bedingungen, das Vertreiben organischer
Arten aus demselben, oder auch ihren gänzlichen Untergang
zur Folge haben. Ueber das Ausarten, über die Umwandelung
oder das Uebergehen einer Art in Andere sind noch
bei weitem nicht Wahrnehmungen genug vorhanden um darüber
absprechen zu können; ja es ist die Frage, ob es dem
Menschen überhaupt möglich ist, über diesen Punct zuverlässige
Beobachtungen anzustellen. Die Frage endlich: ob
die Natur fortwährend neue Arten, und wie sie dieselben