nicht bekannt gewesen. Der Wi n d b e r g besteht (zufolge
der Schilderung des ebengenannten Beschreibers) aus Kalkstein,
Thon- und Steinkohlen - Lagern, und zeigt keine
Spuren von vulcanischem Gestein; er kann daher nicht
durch vulcanische A u s w ü r f e erhöhet worden sejn. Eine
vulcanische Erhebung desselben liefse sich indessen doch
denken.
Einiges dieser Erzählung verdient jedoch immer Beachtung.
Bemerkenswerth ist der Zeitraum in welchen das
beschriebene Ereignifs gesetzt wird. Das Jahr 822, in welches
mehrere Nachrichten das grofse Erdbeben setzen,
das einen Theil von Teutschland und uahmentlich das östliche
Sachsen betroffen hat, fällt in die zweite Hälfte dieses
Zeitraums. Die Begebenheit welche Sabellicus anführt,
wird von ihm, wenn gleich viel kürzer doch den Hauptzügen
nach der Schilderung der Wilsdrufischen Chronik ganz
ähnlich, beschrieben 1). Die Begebenheit würde sonach mit
der von uns erwähnten die den Ar e n d s e e betraf zusammenfallen.
Ja! es tritt ein Umstand hinzu, der uns ganz
besonders beachtenswert!! zu sejn, und sehr dafür zu sprechen
scheint, dafs der wenn auch etwas geschmückten Erzählung
eine grofse Thatsache zum Grunde liege; nähmlich
der, dafs die Gegend um den ehemaligen Bi s t e r i t z e r
See in den Strich fällt, in welchem, wie wir an einem
andern Orte 2) angeführt haben, etliche merkwürdige zu
den Erdbeben zu rechnende Erscheinungen, ja vielleicht
die einzigen in dieser Art in Nord - Teutschland, wahrgenommen
worden sind: die Erhebung neuer Inseln imCl a -
v et z er S e e , und in der Ha ve 1 und die Erhebung eines
Erdstriches eben an dem Arendsee.
Ein Paar anderer Beispiele von dauernden durch plötz-
1) S. oben S. 28.
2) Th. 2. S. 307.
liehe Naturereignisse bewirkten Veränderungen im Flufs-
laufe bietet Sc andinavi en. Der Flufs I ndal i nJem-
t el a nd gieng vormals durch einen langen schmalen See,
aus welchem er mittelst eines Wasserfalles abflofs, nach
dem Dorfe Fors. Bei einer grofsen Ueberschwemmung
aber entstand ein gewaltsamer Durchbruch,' und das Wasser
warf sich seitwärts in eine vorher bestandene künstliche
Ableitung und grub sich dort auf eine grofse Strecke weit
ein ganz neues Bett *•). — Am 5. Mai 1762 wühlte der
durch den Eisgang angeschwellte Flufs Wade in Nord-
Hel s ingl and mit fürchterlichem Tosen sich ein neues
Bett auf eine Strecke von 1328 Fufs, und bildete einen
Wasserfall von 21 Fufs Höhe. Das neue Bett liegt eilf und
einen halben Fufs tiefer als das alte 1 2).
In den We i f s e n Ber gen (Wh i t e Hi l ls) in New-
Hamp s h i r e , No r d ame r i c a , ist in Folge einer grofsen
Ueberschwemmung im J. 1775 ein ganz neuer Flufs
entstanden, der auch den Nahmen New Ri v e r erhalten
hat , und sich in den El l i s ergiefst. Die Ueberschwemmung
hatte nähmlich den Durchbruch eines Sees verursacht
, und der Flufs ist seitdem geblieben 3).
D i e S e e n .
Wir nennen einen See eine Wassermasse die vom
Meere abgesondert, und vom trocknen Lande, sowohl auf
dem Festlande als auf einer Insel, ganz umschlossen ist,
und entweder gar keinen offenen Abflufs nach irgend einem
Meere hat, odet sich eines Tlieiles seines Wassers regel-
1) Cat t ea u Cal evi Ile sur la Mer Baltique. T. 2. p. 64.
2) T. Be r gman n pbys. Beschr. d. Erdk. T. 2. S. 5. C. 2.
§. 150.
3) Jac. Bi g e low Nachricht voii den weifsen Bergen, in N.
allgern. Gcogr. Ephciu. B. 4. S. 137.