dann wenn eine allgemeine Katastrophe alles Pflanzen- und
Thierlehen auf der Erde vernichtet hätte, diese Kräfte von
dem Augenblicke an, da die Oberfläche aufs Neue geeignet
wurde das organische Leben zu fördern, auf ganz ähnliche
Weise wie bei der vorhergegangenen organischen Schöpfung
gewirkt, und Wesen hervorgebracht haben würden, die den
der frühem Schöpfung angehörenden in Gestalt und Natur
wenigstens sehr ähnlich waren,. Aber ist es nur nothwendig
eine solche gänzliche Zerstörung und neue Schöpfung anzunehmen4?
Ist es überhaupt nur wahrscheinlich, ja denkbar,
dafs jemals auf allen Puncten rings um den Erdball, alles
organische Leben zu gleicher Zeit erlöschen konnte1?
Ist jenes nothwendig, dieses wahrscheinlich, so lange nicht
nur nichts fü r die Allgeme i n h e i t einer solchen Umwandelung,
sondern vielmehr Alles dagegen zeugt?
Eine allgemeine Katastrophe in der die ganze organische
Schöpfung untergegangen wäre, müfste andere Spuren und
Denkmale hinterlassen haben, als man jetzt auf der Erdoberfläche
findet. Hätte jene untergegangene organische
Welt eine grofseMannichfaltigkeit von Geschöpfen der beiden
Reiche, von Classen, Ordnungen, Geschlechtern und Arten
enthalten, — was man allerdings annehmen mufs, weil die
Mannichfaltigkeit solcher Geschöpfe sich in der That in den
steinigen und erdigen Bestandtheilen der Erdrinde findet, —
so würden die Ueberreste dieser mannichfaltigen, auf einmal
und gewaltsam getödteten Wesen zusammen, vermischt,
ohne Ordnung, auch wohl zertrümmert auf dem Boden gefunden
werden, den sie bewohnten als die Katastrophe ihrem
Daseyn ein Ende machte; vielleicht auch nicht überall
auf dem Theile des Bodens der ihre Heimath war, sondern
weit weggeführt durch Fluthen, weggeschleudert durch Explosionen.
Die Reste des Bären würden vermischt gefunden
werden mit denen des Hay, die des Straufses mit denen
der Auster.
So aber finden sich die begrabenen organischen Reste
nicht; sie zeigen vielmehr einen so ruhig und allmählich
fortgeschrittenen Uebergang verschiedener Bildungen in einander,
ein so folgerechtes Verhältnifs der verschiedenen
organischen Erzeugnisse zu den Lagen und Oertlichkeiten,
die ihrem Gedeihen, zufolge ihrer verschiedenen Eigentümlichkeiten,
angemessen waren, und weiter auch die Spuren
eines so allmählich erfolgten Wechsels der verschiedenen
Lagen und Oertlichkeiten selbst, dafs dadurch in der That
jeder Gedanke an allgemeine gewaltsame Katastrophen entfernt
werden mufs.
Wollte man aber mit einigen Naturforschern annehmen,
dafs die organische Schöpfung in langen Zeiträumen gewisse
Stufen der Bildung durchlaufen mufste, dafs sie auf der
Erdoberfläche zuerst einfachere, und nur nach und nach
die künstlicher zusammengesetzten Organismen hervorzubringen
im Stande gewesen war; so müfsten sich nicht
nur in den Ueberresten der alten, untergegangenen organischen
Schöpfung die Spuren dieser allmählich in der Zeit
vorgeschrittenen Ausbildung immer vollkommnerer Organismen
zeigen; sondern man müfste sie auch in der nach der
angeblichen allgemeinen Katastrophe erneuerten organischen
Schöpfiing wahrnehmen, welche in unserer Zeit ungefähr
ihren Culminations-Punct erreicht haben dürfte, wenn nicht
vielleicht, nach jenem Systeme, die Erscheinung eines-noch
vollkommneren Organismus als der des Menschen ist, erst
noch zu erwarten steht. Nach dieser Ansicht müfsten in
gewissen organische Ueberreste enthaltenden Erd- und Steinlagen
sich nur die Reste der einfachsten Thierarten, Gewürm
u. dergl. in anderen schon die von vollkommneren Geschöpfen,
und so stufenweise immer weiter die Ueberreste solcher organischen
Wesen allein und unter sich zusammengeordnet finden,
die dem Zeitpnncte der jedesmaligen Bildungsfähigkeit
der Natur entsprächen. Es müfste sich ergeben, dafs die-
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