Flu g s a n d und Dünen.
Eines der mächtigsten, weit wirkenden Mittel durch
welches Veränderungen in der Gestalt der Erdoberfläche
hervorgebracht werden ist der Sand, und nicht blofs der
welcher in Sandbänken die Gestalt des Meeresgrundes verändert,
'sondern auch insbesondere der auf die Oberfläche
des trocknen Landes mächtig einwirkende Flugsand.
Die Entstehung dieses Sandes ist noch ein geologisches
Problem. Seine Menge auf der Erdoberfläche ist so grofs,
und seine Vertheilung so sonderbar, dafs man sehr kräftige
Wirkungen, — oder noch besser — sehr grofse Zeiträume
zu seiner Bildung und Verbreitung auf der Oberfläche annehmen
mufs.
Er besteht aus den feinsten Körnern von kieselartiger
Natur, eigentlich nur aus Körnchen von reinem Quarze,
denn nur in äufserst geringer Menge, und sparsam hie und
da zerstreut finden sich wohl Blättchen von Glimmer, Talk,
und Eisenoxyden darunter. Die Kleinheit der Körner dieses
Sandes, oder sandigen Staubes — Archimedes rechnete dafs
tausend solcher Sandkörnchen erst der Gröfse Eines Mohnkornes
gleichkommen würden —, • die ihn fähig macht in
der bewegten Luft gleichsam zu schwimmen — denn der
Wind trägt ihn weit weg—, diese Kleinheit, so wie die
grofse Gleichförmigkeit der Körner, der Mangel aller grö-
fseren Gerolle darunter, beweisen, dafs der Flugsand durch
Zerreiben, dann durch eine wahre Schlämmung und eine gewisse
Art von Filtration gebildet worden ist. Hierzu aber war
eine Flüssigkeit erforderlich; —* und keine andere als das
Meer kann es gewesen seyn, in welchem und durch welches
diese Schlämmung bewirkt wurde. Da man täglich Gelegenheit
hat, sich durch den Augenschein zu überzeugen, dafs
das Meer immerfort dem trocknen Lande grofse Massen dieses
feinen Sandes mittheilt; so bestätigt sich unmittelbar
durch die Erscheinung die Ansicht dafs dieser Sand seine
letzte Ausbildung zum Flugsande iu dem Meere erhält.
Man mufs annehmen, dafs von der grofsen Menge zertrümmerten
Gesteins und anderer festen Stoffe, welche dem
trocknen Lande durch das atmosphärische Wasser und die
Flüsse entrissen und dem Meeresgründe zugeführt werden,
nur die am feinsten zerriebenen, und unter diesen wieder
nur die am wenigsten zerstörbaren und auflöslichen, welche
sich am längsten erhalten — also die Kieselarten — dort
gesammelt, angehäuft, von dem bewegten Wasser gehoben
und durch die Meeresfluth auf das trockne Land wieder
ausgeworfen werden können, wie dieses denn auch wirklich
immerfort geschieht. Man begreift aber auch leicht welche
grofse Zeiträume erfordert werden, um so grofse Massen
des feinsten Sandes aus den festesten Steinmassen zu bilden,
durch die Flüsse und Ströme dem Ocean zuzuführen,
auf dem Grunde desselben anzuhäufen, sodann dem trocknen
Lande durch die wechselnde Bewegung des Meeres zurückzugeben,
und sie endlich auf die sogleich zu erwähnende
Weise über die ausgedehntesten Flächen zu verbreiten.
Denn nicht blofs an den Küsten des Oceans und der
gröfseren Binnenmeere findet man beträchtliche Anhäufungen
dieses Sandes; sondern er zeigt sich auch, und zwar in
noch1 gröfseren Massen, bis tief in das Innere der gröfsten
Festländer, auf die gröfsten Entfernungen vom Meere verbreitet.
Die merkwürdigsten Anhäufungen desselben sind
die der Ta t a r i s c h e n S t ep pen , der Wü s t e n von
Indien, P e r s i e n , Ar abien und Sy r i e n und vornehmlich
der ungeheueren Sandwü s t e von Africa.
Da man die Entstehung dieser Sandmassen die die Festländer
bis tief in ihr Inneres bedecken auf keine andere Weise
erklären kann, als die Bildung derjenigen, welche das
Meer noch immerfort auf seine Küsten wirft; und man vielmehr
genöthiget ist jenen einen ganz gleichen Ursprung