Am 4. Julius 1180 stürzte ein Theil des Dolensteins
ein, eines steil nach der S a a l e abfallenden Berges von
Muschelkalk, auf dem rechten Ufer dieses Flusses, der kleinen
Altenburgischen Stadt Kahla gegenüber. Der dem
Flusse zugekehrte Theil des obersten Gipfels hatte sich
von dem übrigen längs einer die Kalksteinschichten senkrecht
durchsetzenden Kluft losgerissen und gegen das Thal
geneigt. Einige grofse Felsmassen blieben in der Höhe obgleich
abgetrennt stehen, der übrige Theil stürzte theils in
Bruchstücken herab auf den Abhang und bis in den Flufs,
theils schob er ganze Weinberge dem Ufer der Saale zu, die
dadurch genöthigt wurde ihr auf einer Seite verschüttetes
Bette auf Kosten der Wiesen des gegenüberliegenden Ufers
zu erweitern 4).
fimbus contigua est, in quodam deserto loco, iuxta lacum qui
dicitur Arnsee in modum aggeris terra intumuit, et limitem
unius leucae longitudine porrectum, sub unius noctis spatio
absque humani operis moliminc ad instar valli sustulit.“ Diese
Begebenheit erzählt auch der von H. JVilkens ebenfalls angeführte
Sabellicus Enn. VIII. 1. 9. (Opera ed. Bas i l . T 2
p. 618) ohne den Ort zu nennen, mit folgenden Worten: „In
Saxonia aliquot millibus passuum terra in speciem aggerisin-
tumuit, terra horrende mota est, quo tremore villac et agre-
stia aedifida coelesti igne deflagrarunt. Lapides grandine
mixti e coelo lapsi creduntur.“ Wir haben in unserm 2. Th.
S. 306 einer am Ar ends ee im J. 822 erfolgten Naturbegebenheit
nach einer Meinen Schrift von Chr. Friclce erwähnt.
Dieser Schriftsteller hat unstreitig seine Nachricht aus Sa-
bellims geschöpft, und ist der Meinung der Ar ends e e sey
damals an der Stelle wo er sich jetzt befindet entstanden,
durch den Einsturz eines Erdgewölbes. Aus den oben angeführten,
Herrn Fricke wahrscheinlich nicht zur Hand gewe-
senen Annalen ergiebt sich aber, dafs der Arendsee im J. 822
schon bestanden hat, und dafs damals ein Erdbeben neben demselben
einen grofsen Wall (welchen H. Fricke auch beschreibt)
aufgeworfen, also eine Erhebung des Bodens bewirkt hat.
1) Der Fall des Dolenstcins ist auf zwei grofsen von Kraus in
Einer Sage zufolge soll ein Dorf Nahmens We r n s do
r f an dem Ufer des ehemals Meise jetzt Tr i e bi s ch
genannten Baches bei Mei fsen im J. 1007 plötzlich versunken
seyn, so dafs man von demselben nur eine Glocke gerettet
habe, die sich jetzt noch in dem Dorfe Fo r d e g e s -
dor f befinden soll 4). — Ebenfalls in Sachsen bei der
Stadt Hayn i chen entstand in dem sehr regenreichen
Jahre 1767 eine grofse Spalte im Osten der Stadt. Imgleichen
in der Obe r l a u s i z bei We h r a u senkte sich ein
Stück des dortigen Sandstein-Gebirges mit den gröfsten
darauf stehenden Bäumen einige Ellen tief, wodurch ein
mehr als 100 Ellen langer Rifs entstand. Eine Meile davon
im Sandlande bei T i e f e n f u r t h entstand ein drei bis vier
Zolle breiter Erdspalt, der senkrecht in eine mit den längsten
Stangen nicht zu erreichende Tiefe hinabgieng. In
demselben Jahre ereignete sich Aehnliches bei Aussig in
Bö hme n 2) .— Zwischen El s t e r b e r g und Plauen im
Voi gt lande, eine Viertelstunde unterhalb der R e n d s c h-
müt i le, rifs am 13. October 1819 Abends ein Felsen sich
von einem Berge lofs und stürzte in die Elster. Vorher
hatte es einen dachförmigen Ueberhang gebildet, unter
welchem fünfzig Menschen Raum und Schutz hatten 3). —
In Böhmen wurde am 22. März 1820 das Dorf St ron
unweit Saaz durch einen Bergschlipf zum grofsen Theile
zerstört, verschoben und verschüttet4). — Bei Scl iarz- *1
We im a r radirten und bald nach der Begebenheit heraus-
gegebenen Blättern dargestellt und kurz beschrieben.
1) J. G. A. Kläbe. Soll es wohl noch Merkmale von ehemaligen
Vulcanen in Sachsen geben 1 in den Sachs. Provinzialblättern
B. 10. S. 420.
2) A. G. Werner Theorie der Gänge. §. 40.
3) Nationalzcitung der Teutsclien. 1819. Nr. 46. S. 884.
4) Nationalzeitung. 1820. Nr. 19. — Gilbcrt's Annalen. B. 64.
S. 434. — Leonhard's Taschenbuch für Mineralogie. Jalirg.
17. S. 220.