S. 219.
An dem Berge R o t a ro auf der Insel Ischia soll
man noch die Spuren eines vulcanischen Ausbruchs sehen,
der Neun Jahrhunderte vor dem Anfänge unserer Zeitrechnung
erfolgt seyn, und die E ub ö er von der Insel vertrieben
haben soll. Ein anderer Ausbruch, durch welchen das
Vorgebirge Carusa dem Angeben nach entstand, soll in
das vierte Jahrhundert vor Chr. G. fallen, und die Syra-
cuser von der Insel vertrieben haben, die sie nach dem
Abzüge der Euböer besetzt hatten1).
S. 223 — 225.
Den Anfang der vulcanischen Thätigkeit dés Aetna
setzt Lyell 2) aus geognostischen Anzeigen vor alle historische
Zeit hinaus. Dieser achtungswerthe Gfeolog entwickelt
nähmlich, aus den Verhältnissen der in den
Gesteinlagern der t e r t i ä r e n Gebilde eingeschlossenen
Ueberreste organischer Wesen, drei verschiedene Perioden.
Die erste und jüngste derselben, die er die
Pl ioc enische (von TtXeiav gröfser und xcuvog neu)
nennt, ist diejenige Abtheilung in der die Reste der
Testaceen (denn nur von diesen ist die Rede) zum gröfsern
Theile der jetztlebenden Schöpfung angehören. Die zweite,
die Miocenische (von pstcov kleiner und xcuvog) die in
welcher der mindere Theil der organischen Reste dieser
Classe der jetzigen Schöpfung angehört. Und die dritte,
älteste, die Eoc en is che (von yag, Morgenröthe und
xcuvög) diejenige in welcher fast lauter untergegangene
Arten von Testaceen, und nur so äufserst wenige von jetztlebenden
Vorkommen, dafs man in derselben gleichsam nur 1 2
1) Ferussac Bullet, des Sc. geograph. 1824. Mai. p. 377. citirt
Wiener Zeitschrift. 1823. Nr. 101.
2) Principles of Geology. T. 3. S. 260.
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das erste Aufdämmern der jetztlebenden organischen Welt,
und zwar nur in der Classe der T e s ta c een, wahrnimmt.
Alle unter diesen gelagerten Gebilde, die secundären also,
von den jüngsten an, gehören einem Zeiträume in dem
Daseyn des Erdballs an, der nicht nur aufserordentlich
weit hinter aller Ueberlieferung, sondern vielleicht auch
hinter dem Bestehen der menschlichen Gattung liegt;
Nun zeigt Lyell aus den am Aetna wahrzunehmenden
Erhebungen der Gesteinlagen aus diesen verschiedenen
Perioden, dafs der erste Anfang seiner vulcanischen Wirksamkeit,
oder seines Emporhebens aus der Ebene zur
Bergform, in die Pliocenische Periode und zwar in den
neuesten Theil derselben gefallen seyn mufs. Aber selbst
dieser neueste Theil der tertiären Gebilde zeigt sich durch
die Arten der in demselben begrabenen organischen Ueber-
bleibsel als eine der historischen Zeit weit vorausgegangene
Bildung«
Diese Entwickelungsweise des Alters dieses mächtigen
Vulcans ist unstreitig mehr beweisend als die von uns
angeführte des Canonicus Recupero, welcher überdieses
ein Irrthum zu Grunde liegt. Recupero gründete nähmlich
seine Berechnung auf die irrige Vorstellung, dafs die erdartige
Substanz die man bei dem Absinken eines Brunnens
zwischen jeder von sieben Lagen alter Lava fand, selbst
nichts als durch den Lauf der Zeit zersetzte und in Dammerde
umgewandelte Lava sey; und dafs zu Bildung einer
jeden Lage derselben nicht weniger als zweitausend Jahre
erforderlich gewesen wären. Die wahrgenommene erdartige
Substanz ist aber keine durch allmähliche Zersetzung
entstandene Erde, sondern nichts Anderes als vulcanischer
Sand,, oder sogenannte Asche, die der Vulcan fast nach
jedem Ausgusse von Lava auszuwerfen pflegt, und von
welcher die Lavaströme sich so häufig bedeckt finden.