aus demselben fließe; jetzt aber geht dieser Flufs nicht
weit von dem See vorüber. Nimmt man an, dafs die kleinen
Seen von Alser i o , Isel la und Annone vormals einen
einzigen See ausgemacht haben, so kann Plinius Vorstellung
statthaben. Verschiedene Ursachen machen dieses
glaubhaft, und deuten auf einen um die Gegend des Sees
vormals bestandenen hohem Wasserstand, darunter z. B.
der Nähme Isel la den dort ein kleiner Ort führt, und von
dem der kleine See benannt wird. Wodurch aber, und in
welcher Zeit die Veränderung erfolgte, davon schweigt die
Ueberlieferung. Colchi sagt nichts darüber; Giovio der
später schrieb, meint, es könne wohl ein Erdbeben die
Ursache gewesen seyn. Redaelli ist der Meinung, es könne
eine grofse Ueberschwemmung den Damm mit dem Ablauf
(Emissario) zerrissen haben, dessen Spuren man noch jetzt
apf der Nordseite der Seen von Annone und I s e l l a nach
der Ad da zu, bemerkt, wodurch denn der Abflufs der
Gewässer des Sees in diesen Flufs bewirkt worden sey; Anhäufung
von Thon und Schlamm könne die Untiefen noch
mehr erhöhet und zu gänzlicher Trennung der Seen beigetragen
haben 1).
Von einem See der nur zweihundert Jahre lang bestanden
hat, findet sich ein Beispiel im Helvetischen Canton
Tes s in. Dieser See bildete sich im Thale von P o 1 e n z a
im J. 1512, da ein Bergfall den Ausgang des Thaies verstopfte
und den Lauf des B1 e g n o hemmte. Der sich dadurch
bildende See bestand bis zum Jahre 1114. In diesem
erst durchbrach das Wasser den aus Trümmern entstandenen
Damm, verwüstete das Thal von Riviera, wobei sechshundert
Menschen umkamen und machte den Lago Mag-
1)* C. R e d a e l l i deW antico Stato dellago di Pusiano nelV alto
Milanese, Milano 1824. 8. — ausgezogen in Biblioteca Italiana
T. 35. p. 122.
giore aus seinen Ufern treten1). — Der See St. M ichael
, ider sonst das Thal von Servoz in Savoyen erfüllte,
brach im sechszehenten Jahrhunderte durch, und
hinterliefs dieses Thal trocken 1 2). — Der berüchtigte P i l
at us See unweit dem Lucerner, in welchen der Wunderglaube
des zwölften Jahrhunderts die Seele des gleich-
nahmigen Römischen Landpflegers gebannt hatte, und den
viele Reisebeschreiber als noch vorhanden aufführen, ist
vor ungefähr fünfzig oder wenig mehr Jahren, nach gewaltsamen
Durchbruche seines Dammes, plötzlich abgeflossen,
und hat das am Fufse des P i l a t u s b e r g e s liegende E i g
e n t h a l mit Felstrümmern überschüttet 3).
Am Genfer See will man eine allmähliche Verkleinerung
wahrgenommen haben. Der Ort P r o v a 11 a i s (Portas
Vallesiae) soll ehedem ein Haven gewesen seyn und
dicht am Ufer gelegen haben; jetzt aber ist das Ufer Eine
halbe Lieue vom Dorfe entfernt. Dieser Umstand spricht
für eine Art von Deltabildung an der Mündung des Rhone
in den See, welche auch allerdings und ganz nothwendiger-
weise erfolgen mufs. Aber auch am westlichen Ende des
Sees scheint durch Anhäufung der Geschiebe auf seinem
Grunde eine Erhöhung desselben entstanden zu seyn. Dort,
gegen Ge n f hin, erhebt sich der Boden des Sees steil aus
der Tiefe, als eine geradlinige von einem Ufer des Sees
zum andern laufende und dem Ausflusse des Rhone vorliegende
Bank, die den Nahmen Le Bane de travers führt4).
Ist dieselbe auch ursprünglich aus festem Felsen gebildet,
so ist es doch wahrscheinlich dafs die auf dem Grunde des
Sees fortgewälzten Geschiebe sich hinter derselben anhäu1)
Ebel über den Bau der Erde im Alpengebirge. Th. I. S. 46.
2) Ebendas. — und Neues Bergmann. Journal B. 2. S. 489.
3) Rengger Beiträge zur Geognosie der Schweiz. T. I, 1. S. 111.
4) Be r t r a n d Renouvellemens periodiques des Continens terres-
tres. p. 40. u. 84.
Veränd. d. Erdoberfl. Bd. III.
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