sehr wenigen der dort vorgegangenen Veränderungen, und
von diesen auch nur etwas Weniges wissen. Aber, dürfen
wir von dein was wir davon wahrgenommen haben, und von
dem was wir auf dem trocknen Lande sich ereignen sehen,
auf die Ereignisse scliliefsen die auf dem Boden des Meeres
iibei’haupt Vorgehen können; so müssen wir annehmen,
dafs, so wie jetzt auch in der Vorzeit, die Wirkungen gewaltsamer
und plötzlicher Bewegungen bei weitem nicht
grofs genug gewesen sind, um in die durch lange Zeiträume
fortgehenden Erzeugnisse der mehr gleichförmig
und allmählich wirkenden Naturkräfte störend einzugreifen
oder sie gar aufzuheben. Kurz, alle hier betrachteten
Erscheinungen stellen uns keine Verhältnisse
dar, welche zu erklären wir anderer Kräfte und Wirkungsweisen
bedürften als derjenigen, durch die noch jetzt alle
natürlichen Erscheinungen auf der Erde hervorgebracht
werden.
Da wir nun den ganzen uns bekannten festen Theil der
Erdrinde bestehen sehen: erstens, aus den neuesten Gebilden
von der Art wie sie noch jetzt in gröfserm oder
kleinerm Maafstabe an den Küsten der Meere, an den Ufern
der gröfseren Flüsse und in den tiefstliegenden Gegenden
unter unseren Augen entstehen; zweitens, aus den sich
zwrar als oceanische Bodensätze zu erkennen gebenden,* mit
versteinerten Meergeschöpfen angefüllten, aber hoch ,auf
dem trocknen Lande liegenden Felslagern; und drittens,
aus den unter und zwischen den Massen sowohl der ersten
als der zweiten Art aus dem Innern emporgehobenen kry-
stallinischen Felsmassen; — so müssen wir die Mittel und
Kräfte, welche diese verschiedenen Arten des festen Bodens
der Erdoberfläche hervor und in ihre jetzige Lage
gebracht haben, als diejenigen, und zwar als die einzigen
ansehen, durch welche die jetzige Gestalt der Erdoberfläche
in ihren Grund- und Haupt-Formen gebildet worden
ist, und annehmen, dafs in diesen gröfseren Formen immerfort
viele Veränderungen allmählich erfolgt sind und
noch erfolgen, theils durch dieselben Mittel und Kräfte,
theils auch durch die fortdauernden Wirkungen des fliefsen-
den Wassers, des Luftkreises und des organischen Lebens.
Da ferner erstens, die Massen der ersten von den
drei angegebenen Arten, auf denen der zweiten ruhen, und,
wie gesagt, nur an den Küsten der Meere und in den tiefsten
Theilen des Landes gefunden werden; da zweitens,
die der zweiten Art den Hauptbestandteil der festen Erdoberfläche
ausmachen, die gröfsten Flächenräume auf dein
trocknen Lande einnehmen, und alle kleineren Anhöhen
und niedrigen Höhenzüge bilden; und da endlich drittens,
die der dritten Art sich blofs in langen und verhältnifs-
mäfsig schmalen Streifen durch die von den, beiden ersteh
Arten eingenommenen Flächen hiriziehen, oder als einzelne
Gruppen, auch wohl nur als einzelne Puncte aus denselben
hervortreten; .so müssen wir die Gebilde der ersten und
zweiten Art, und besonders die Lager in denen versteinerte
organische Wesen enthalten sind, als den vorwaltenden
Theil der jetzigen festen Erdoberfläche, und die letzteren
insbesondere als den vorwaltenden Theil einer schon in älterer
Zeit bestandenen betrachten, in und auf welcher späterhin
immerfort Veränderungen bewirkt worden sind, durch
wiederholtes Emporheben, Zerreifsen, Verschieben, Durchbrechen,
Abnagen und Bedecken mit Trümmern ihrer
selbst und der unter ihr emporgetriebenen Felsmassen.
Beruht diese Vorstellungsweise auf Wahrheit, so folgt
daraus, dafs eben jener vorwaltende Theil der Oberfläche
des jetzt trocknen Landes ganz auf dem Grunde des Meeres
gebildet, und fertig wie er war, t über denselben, und endlich
auch über die Oberfläche des Meeres erhoben worden
ist.
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