eine Art von Furche nach Nordost; man kann sie verfolgen
bis jenseits Omsk, zwischen dem I ch im und dem I r -
t y s c h, durch die Steppe von Bar ab a wo sehr viele Seen
sind, dann gegen Nord jenseit des Ob bis nach Sour -
gout , durch das Land der Ostiaken.von B erezow bis zu
den morastigen Gegenden am Eismeere *). Diese Gestaltung
des Bodens , eine deutliche Verlängerung der grofsen
Eintiefung im Innern des westlichen Asiens, deren tiefster
Punct jetzt der Caspische See ist, in Verbindung mit
den alten Chinesischen Sagen, zeigt uns offenbar ein ehemaliges
, abgelaufenes Mittelländisches Meer.
Die Ansicht, dafs Kaschmi r ein See gewesen «ey dessen
Gewässer sich mit Gewalt einen Durchbruch gebahnt
haben, ist ebenfalls nicht blofs geologische Muthmafsung,
sondern auf Ueberlieferung gegründet; wenn die davon unter
den Braminen bestehende Sage nicht vielleicht selbst
eine solche zur historischen Thatsache aufgestutzte geologische
Muthmafsung zum Grunde hat 1 2). Ueber die jetzige
grofse Trockenheit dieser Provinz besteht (nach Tieffentha-
ler) noch eine andere Sage bei ihren mahomedanischen Einwohnern.
Sie erzählen: Salomon habe darin seinen Sitz
gehabt, und zweien seiner Diener Kaschef und Mir befohlen
den Flufs aus dieser Gegend in eine andere zu leiten.
Wenn Männert sagt: dafs sich in dieser Sage Herodot’s Erzählung
von derselben Gegend zum Theil erhalten habe,
1) Humboldt Voyage T. 2. L: 6. Ch. 17. p. 156. eit. Klaproth im
Magaz. eneyelop. 1817. Sept. p. 134. — vornehmlich aber in
H u m b o l d t Fragmens de Géologie et de Climatologie Asiatiques
T. 1. p. 44—'47. il. p. 94.
2) Männert Geogr. der Griechen u. R. Th. 5. Ahth. 1. S. 12. ci-
tirt Tieffenthaler Bericht von Hindostan S. 52. u. R e n n e t ’s
Mempir etc. S. 104. Man sehe auch Ho r a c e Hayman W ilso
n An Essay on the Hindu History of Cashmir in Asiatic Researches
V. 15.
und wenn die von allen Seiten von Gebirgen umschlossene
Ebene Herodot’s 1) Kaschmi r , und sein Flufs Akes der
Tsc h u n a b oderTschi nab ist, welcher, wie Männert
annimmt, aus dem südlichen Theile Kaschm i r s dem Beirat
zufällt; so ist uns ein Zusammenhang der Herodoti-
schen Erzählung mit jener Sage nicht ganz deutlich. Hero-
dot sagt nämlich, dafs das Land wegen Verdämmung der
Gebirgs- Oeffnungen Mangel an Wasser gelitten, und von
dem Könige von Pe r s i e n nur gegen besondere Abgaben
die Erlaubnifs zur Oeffnung von Schleufsen erlangt habe.
Der genannte Flufs fliefst aber nicht dem Lande zu, sondern
aus demselben heraus in den Indus.
Ein Beispiel davon, wie durch blofse Verdunstung eine
beträchtliche Wassersammlung vermindert, ja vielleicht
ganz aufgelöfst werden kann, bietet der SeeT a c a r i g u a
oder See von Valenc i a in der Südamericanischen Landschaft
Caraccas. Er ist jetzt zehen Lieues oder 28800
Toisen lang und an der breitesten Stelle' gegen 6500 Toisen
breit. Die Stadt Val e n c i a soll im J. 1555 Eine halbe
Lieue, d. i. 1440 Toisen von seinem Ufer entfernt gelegen
haben. Jetzt beträgt diese Entfernung 2700 Toisen. Seine
Form hat sich verändert; es kommen auf seiner Fläche immer
mehre Inseln hervor, und in der ihn umgebenden Ebene
liegen mehrere Hügel die noch jetzt Inseln genannt werden.
Die Abnahme des Wassers in diesem See ist durchaus
keinem Zweifel unterworfen. Er hat keine Verbindung
mit dem Opean, sondern bildet mit den ihm zufallenden
kleinen Flüssen ein Wassersystem für sich. Dieser 1 lusse
sind zwölf bis vierzehen; einige derselben sind jetzt in ihrem
untern Laufe während sechs Monaten im Jahre trocken
und einer davon, der Rio Pao, ist durch Menschenhand
abgeleitet und dem Apure zugeführt worden. Man trägt
1) Thalia c. 117.