res, das die jetzt auf dem trocknen Lande liegenden Bodensätze
auf seinem Grunde enthalten hat. Die Geschöpfe
deren Ueberbleibsel man in diesen letzteren findet, zei-
~~ wenn auch nicht in allen Kennzeichen der einzelnen
Arten übereinstimmend — doch im Wesentlichen ihres
Baues, und in den Kennzeichen ihrer Geschlechter, Ordnungen
und Classen, die gröfste Uebereinstimmung mit den
jetzt lebenden Bewohnern der Meere. Wir finden sie in
den trocknen Felslagern nach ihren Familien eben so vertheilt
wie in den jetzigen Meeren; wir finden diejenigen
Geschlechter oder Familien, die jetzt an festen Puncten*
an Felsen befestigt zu leben pflegen, eben so in ganze Bänke
vereinigt als Versteinerungen in den Gebirgslagern,
aufgethürmt in vielen Geschlechtsfolgen, die grofse Zeiträume
hindurch ^ungestört bestanden haben müssen. Wir
müssen daher durchaus zugeben, dafs in der entferntesten
Vorzeit diesen Geschöpfen die gleichen Bedingungen ihres
Daseyns geworden seyn müssen, welche den ihnen gleichartigen
Wesen in unserer Zeit werden; dafs folglich die Natur
und Beschaffenheit der Meere in denen sie gelebt haben
dieselbe gewesen seyn mufs, welche die Meere unserer Zeit
zeigen; und dafs endlich in jener entfernten Vorzeit dieselben
Naturkräfte, und ganz in derselben Weise gewirkt haben
müssen, wie wir sie noch jetzt überall wirken sehen.
Ueber den Umstand, dafs sich in den versteinerten Ue-
berbleibseln auch Unähnlichkeiten und Abweichungen von
den Erzeugnissen der jetzt bestehenden organischen Welt
zeigen, dafs sich nicht nur Arten sondern auch ganze Geschlechter
unter jenen finden, die in dieser zu mangeln
scheinen; so wie über die Frage: ob sich hieraus auf wesentliche
Verschiedenheit der Natur der ehemaligen Meere
von der der heutigen schliefsen lasse? werden wir uns weiter
unten erklären.
Die wichtigste Frage für unsere Untersuchung aber,
die sich bei dieser Erscheinung aufdringt, ist die: durch
welche Ereignisse ist eine Veränderung der Gestalt der
Erdoberfläche möglich geworden, mit der nicht nur dem
Meere entweder andere als die von demselben früher innegehabten
Plätze angewiesen worden sind, oder dasselbe doch
auf einen kleineren Raum beschränkt worden ist; sondern
durch welche auch Theile seines ehemaligen Grundes bis zu
mehreren tausend Fufs nicht nur über den Grund, sondern sogar
über die Fläche des jetzigen Meeres erhoben worden sind?
Die Lösung dieses Räthsels hat die Geologen früherer
Zeit in die gröfste Verlegenheit gesetzt, da ihnen die Wahrnehmung
einer Erscheinung entgangen war, die den
besten Schlüssel zu dieser auf vielfache Weise vergebens
versuchten Auflösung liefert, welcher ebenfalls durch Beobachtung
von ganz gewöhnlichen, wenigstens sehr häufig
vorkommenden Wirkungen immerfort und noch jetzt thä-
tiger Naturkräfte geboten, und mit Hülfe der Ueberliefe-
rung gefunden w'orden ist. Dieses Schlüssels entbehrend
sahen die älteren Geologen sich genöthigt Erscheinungen
und Wirkungen vorauszusetzen, von denen selbst unsere in
der letzten Zeit durch die gröfsten Entdeckungen mancher
lange verborgen gebliebenen Naturkräfte bereicherte und
in hohem Grade vervollkommnete Naturlehre sich keinen
Begriff machen kann; und Kräfte hervorzurufen, deren Da-
seyn anzunehmen keine Beobachtung und Erfahrung berechtigte;
da doch die Erfahrung und die Wahrnehmung von
Thatsachen allein uns zur Kenntnifs der Natur führt, und
allein uns den Weg zur Erklärung solcher Erscheinungen
zeigen kann, die wir nicht unmittelbar aus den sie bewirkenden
Ursachen hervorgehen sehen. Aus der vermeinten
Nothwendigkeit ein Weltmeer anzunehmen, das über der
Erdoberfläche höher gestanden hätte als die höchsten jetzt
versteinerte Meergeschöpfe enthaltenden Puncte über ^der
Meeresfläche liegen; und aus der wieder hieraus folgenden