„ Dafs die Meergeschöpfe, Thiere sowohl als Pflanzen,
„deren Trümmer öder Uebej-bleibsel wir heutzutage
„auf oder unter gewissen Bergen finden, im Meer-
„ wasser geboren, ernährt und erwachsen sind, bevor
,, diese Berge über das Meer empor gehoben wurden.
„Alsdann erst wurden sie da hinauf getrieben wo sie
„jetzt, gröfstentheils versteinert liegen, als die Berge,
„aus dem Schoose der vom Wasser bedeckten Erde
„aufsteigend, sich zu der Höhe erhoben, in welcher
„wir sie jetzt sehen.”
Indem er manche gegen seine Theorie möglicherweise
zu machenden Einwürfe im Voraus zu beseitigen sucht,
erwähnt er, dafs man ihm auch einwenden könne: die
wenigen in einem kurzen Zeitlaufe von einem nicht sehr
ausgedehnten Raume berichteten Erscheinungen von Erhebung
von Inseln und Land (um das Mittelländische Meer,
in demselben und bei den Azoren) seyen bei weitem zu
klein und nicht hinreichend um daraus eine so allgemeine
Naturerscheinung von so grofsen Wirkungen abzuleiten.
Darauf aber erwiedert er: eben weil schon ein so kleiner
Flächenraum und ein so kurzer Zeitlauf so viele*und merkwürdige
Beispiele dieser,Erscheinung geliefert hat, darf
man erwarten, dafs, werin man vom ganzen Erdenrund, und
aus einem sehr langen Zeitlaufe Wahrnehmungen undüeber-
lieferungen dieser Erscheinung haben könnte, die Beispiele
davon unendlich zahlreich seyn würden. Ja, allen Umständen
nach trägt er kein Bedenken mit Zuversicht anzunehmen
:
„Dafs alle Inseln, alle Berge, auch die im festen
„Lande, auch alles Land, das die Vorsehung dem
„Menschen zur Benutzung bestimmt hat, durch unter-
„irdisches Feuer aus dem Schoose des Erdballs in
„die offene Luft emporgetrieben, und über das Was-
„ ser von dem sie vormals bedeckt waren, erhoben
„worden sind 1).”
Aber nicht blofs die Hauptumrisse der Erhebungstheorie
giebt Moro an, sondern er erwähnt selbst vieler
Einzelnheiten, welche die neuesten Vertheidiger derselben
aus den geognostischen Erscheinungen zu ihrer Unterstützung
entlehnen, wie die starke Neigung der aufliegenden
Schichten an den Urgebirgsarten, die Biegungen derselben,
ihre Gewölbform, das Faltenartige welches sie hie
und da zeigen, die Spalten, Brüche, Verschiebungen. Man
kann daher in der That sagen: dafs Moro den ersten
Grund zu der jetzt von Buch, Humboldt, Beaumont,
Lyell u. s. w. angenommenen, erweiterten, und durch eine
Menge von neuen Thatsachen bestätigten Theorie der Erhebung
der Inseln, Berge und alles trocknen Landes gelegt
hat.
Nur in der Meinung von der Bildung der secundären
Schichten steht Moro noch hinter den später von diesem
Theile der Geognosie gewonnenen Ansichten zurück; indem
er diese nicht anders zu erklären weifs, als dafs er
annimmt, alle gehobenen Puncte hätten vulcanische Auswürfe
gemacht, und die dadurch um sie her auf' dem
Meeresboden angehäuften festen Stoffe hätten die secundären
Schichten gebildet in denen sich die Ueberbleibsel der
organischen Wesen finden. Dieser Mifsgrrff thut indessen
der Richtigkeit seiner übrigen Vorstellungen keinen Eintrag,
da er diese secundären Schichten nach ihrer Bildung
und Verhärtung eben so durch die unter ihnen emporge1)
S. 246. „ Che tutte le Isole, ed i Monti tutti, anco del Con-
tinente, anzi le terre tutte, destinate della Providenza all1 uso
dell Uomo, sieno state dal seno del terrestre Globo per mezzo
di sotterranei fuochi espulse all1 aria aperta, c alzate sopra
dell1 acqua, che dianzi le copriva. ”
Verand. d. Erdoberfl. Bd. HI. X