S. 148 — 110.
Die geognostische Beschaffenheit der Inseln des Ar-
chi p e l agus ist neuerlich näher aüfgeklärt worden *). Die
von NW. nach SO. gerichteten zwei Inselreihen, diq nördlichere
von Andros bis Mycone, und die von Z i a bis
Stampali a sind offenbar Fortsetzungen von zwei Gebirgsketten
in Griechenland, die in gleicher Richtung wie. diese
Inselreihen und auf einer nordwestlichen Verlängerung derselben
durch das feste Land streichen. Die Inseln selbst bestehen
aus denselben Felsarten wie diese Gebirgsketten, aus
granitischen Gesteinen, Gneus, Glimmerschiefer mit Lagern
von körnigem Kalkstein, und stellen sich als Bruchstücke
gleich gebildeter Ketten dar. Hiernach mag man
die Sagen von Erhebung der zu diesen Reihen gehörenden
Inseln Anaphe , Nea, Delos, Ha l on e , würdigen.
Auch Rhodus , die eigentlich zu Kl e i n -As i a zu
rechnen ist, besteht zum grofsen Theile aus Kalkstein, und
man findet dort viele fossile Knochen; hingegen erwähnt
kein Schriftsteller vulcanischer Producte auf dieser Insel 1 2).
Dagegen trifft eine mit jenen Reihen fast ganz parallel
laufende Linie, von der Nordostspitze des Pe l o p o n n e ses
an (Methone) durch Poros, Ant i - Milo, Milo,
Ar g e n t i e r a , Po l i no , Po l i c a s t r o bis Sa nt o r i n,
auf durchgehends vulcanische Inseln. Ueber Mi l o und
Pol ino sind, aufser den von H. von Buch nach Olivier gegebenen
Nachrichten, neue Wahrnehmungen eines Engländers
3) vorhanden, welche die vollkommen vulcanische Beschaffenheit
dieser Inseln bezeugen.
1) v. Buch Pliysical. Beschreibung der Canarisch. Inseln S. 353
f. u. in Poggendorff's Annal. B. 86. S. 169 f.
2) S. Brocchi in Biblioteca Italiana T. 27. p. 65. er citirt Plinius,
Flegante Tralliano, und Piacenza in Egco redivivo, 1688. p.
634. Von dem letztgenannten Buche sagt er: Libro e pessi-
mamentc scritto, ma contiene un cumulo di buone notizie.
3) Darwin in Annals of Philosophy 1823. Octob. S. 274. — dar-
Von Sant o r in insbesondere giebt H. v. Buch eine
genaue, durch eine belehrende Charte erläuterte Beschreibung.
Die Hauptinsel, so wie die kleinen Nebeninseln
Theras i a und Aspronisi , bilden zusammen die Ueber-
bleibsel eines grofsen zum Theile zertrümmerten Kraters.
Daraus folgt, dafs sie mit der gröfseren Insel zugleich gebildet
oder erhoben seyn müssen. Aufser den auf denselben
befindlichen vulcanischen Stoffen bestehen sie in ihren äusseren
und unteren Theilen aus Thonschiefer, der ohne Zweifel
bei Erhebung des Ganzen mit gehoben worden ist. Dagegen
sind Hiera oder Palaio Kameni, dann die klei ne
Kameni und die neue Kameni durch spätere im
Innern des grofsen Kraters erfolgte Erhebungen gebildet
worden. Sie bestehen aus Tracliyt und Bimstein. Basalt
enthalten alle diese Inseln nicht, aber auf Lemnos wird
er gefunden.
S. 171.
Die dort getbane Aeufserung: „dafs die vulcanische
„Kraft in einem frühem Zeitalter unsers Planeten nach eitlem
weit gröfsern, von unserer Zeit kaum zu schätzenden
„Maasstabe gewirkt haben möge”, würden wir uns jezt nicht
erlauben.
S. 175.
Ragus a Vecchia ist das alte Epidaurus. Davon
sagt Plinius1) Ep idauru s et Oricum insulae esse de-
sierunt. Ob das Meer zwischen der ehemaligen Insel E p i daurus
und dem Festlande durch Anschwemmung oder
durch Erhebung des Meergrundes verdrängt worden ist, darüber
erklärt sich Plinius nicht. Defslxalb haben wir diese
aus in Leonhard1 s Zeitschrift für Mineralogie. 182a. B. 1.
S. 72.
1) L. 2. c. 89.