man jetzt keine andere Spur findet als die in den Torfmooren
begrabenen Bäume. Von anderen Wäldern in Grofs-
britannien an deren Stellen jetzt Torfmoore bestehen kennt
man die Zeitpuncte in welchen sie umgehäuen worden sind
für ökonomische auch wohl politische Zwecke.
So wie hier durch Umhauen von Wäldern wirkt aber
überhaupt auch die Menschenhand, und zwar bisweilen nach
nicht kleinem Maasstabe auf die Veränderung der Erdoberfläche
von der hier die Rede ist, und wohl vornehmlich
und am allgemeinsten auf diese. Das geschieht ganz besonders
da, wo die Menschen in grofser Menge zusammengedrängt
sind. Der Mensch wirkt durch mannigfaltige Art
der Bearbeitung des seine Wohnsitze umgebenden Bodens
sehr bedeutend auf die äussere Gestalt desselben. So wie
er Hügel und oft kleine Berge abträgt um seine Bauwerke
zu errichten, seine Strafsen und Canäle zu leiten; so wirkt
er insbesondere auf beständige Erhöhung des von ihm bewohnten
und angebauten Bodens. Der Ackerbau erhöhet
fortwährend flach und tief liegende Fluren, und der Boden
aller Städte -und Dörfer wird ebenfalls immerfort erhöhet.
Von dieser in der Natur der Sache gegründeten Erscheinung
findet man überall, und vornehmlich in den seit uralten
Zeiten von grofsen Menschen-Massen bewohnt gewesenen
Orten, Städten u. s. w. unzählige, in die Augen fallende und
zum Theil recht merkwürdige Beweise.
Ein Physiker aus der neuesten Zeit nimmt noch eine
andere Ursache der allmählichen Erhöhung der Erdoberfläche
an, und zwar einer allgemein über das Ganze derselben
verbreiteten, die daher ein wirklickes Wachsen des
Umfangs des Erdballes bewirken würde. Er glaubt nähm-
lich, dafs in der Atmosphäre, meteorisch, also auf chemischem
Wege, fester Stoff in Staubform (die Sonnenstäubchen)
wirklich e r z e u g t werde, welcher, neben dem auf
anderen Wegen von der Erde selbst hinzukommenden festen
Bestandteilen, die Oberfläche immerfort erhöhe. Als Beweise
für Anhäufungen die, nach seiner Ansicht, nicht wohl
durch Erdenstaub, Pfianzenwuchs u. s. w. hervorgebracht
worden seyn können, führt er einige Erhöhungen des Bodens
in nahmhaften Gegenden an. Von diesen erwähnen
wir als das bemerkenswertheste Beispiel die an dem alten
Tempel bei S eg es tum in Sicilien wahrzunehmende Erscheinung.
Die Trümmer dieses Tempels liegen auf einem
hohen isolirten Felsen, und dennoch sind sie von einer beträchtlichen
Anhäufung von Erde umgeben *). Diese Erscheinung
beweist indessen doch nur, dafs die den Tempel
umgebende Erdlage nicht von einem hohem Puncte der
Erde dorthin gefluthet worden seyn kann. Da aber durch
die Atmosphäre genug feste Stoffe von einem Puncte der
Erdfläche auf den andern, ja selbst von einem tiefem auf
einen höhern versetzt werden können durch Regen, Schnee,
Wind u. s. w. und da auf diese Weise während langer
Zeiträume der Boden beträchtlich erhöhet werden kann; so
berechtigt jene Erscheinung und ähnliche wohl schwerlich,
die wahrgenommenen Anhäufungen für ein eigentliches
Er z eu g n i f s der Atmosphäre zu erklären.
Ein anderer Gelehrter glaubt hingegen, dafs, obgleich
die Stoffe des Thier- und Pflanzen-Reichs immerfort die
ganze (?) Erdoberfläche erhöheten, man doch nicht zu besorgen
habe, dafs die Erde endlich einen Umfang so grofs
als die Mondsbahn erlangen werde, indem die zur Ernährung
der Pflanzen- und Thier-Welt erforderlichen und auf
die Oberfläche wieder zurückfallenden festen Stoffe aus dem
Innern des Erdballs selbst herkämen. Durch vulcanische
und chemische Kräfte würden sie im Innern der Erde auf- *S.
1) C. S. R a f in es que über den atmosphärischen Staub oder
Sonnenstaub, in S i l li ma n' s American Journal. 1819. Nr. 4.
und daraus in K ä s t n e r ' s Archiv für die ges. Naturl. B. 1.
S. 293.