Der Neusi edl er See in Unga rn wird für neuerer
in die historische Zeit fallender Entstehung gehalten. Der
verdiente Ungarische Geschichtforscher Bredeczki sucht zu
zeigen, dafs es ein Irrthum sey, wenn man den P e i s o
des Plinius und den P e is o des Aurelius Victor für den
Ne u s i ed l e r See angebe. Dieser scheine vielmehr zur
Zeit der Römischen Eroberungen in den dortigen Gegenden
noch gat nicht vorhanden gewesen zu seyn, da die Römischen
Geographen seiner nicht erwähnen. Keines der alten
Itinerarien nicht einmal die berühmte P e u t i n ge r s c he
Ta f e l führe ihn auf. Alte in den Archiven von Oedi n burg
aufbewahrte Urkunden geben ihm den Nahmen F e r t ö,
und in einer Urkunde vom Jahre 1339 werde er ein Fl u f s
genannt. Daraus glaubt Herr BredeczTci folgern zu müssen,
dafs die Bildung des Sees erst im Zehenten oder Eilften
Jahrhunderte ihren Anfang genommen habe, indem der Ab-
flufs des Flusses F e r t ö aus diesen ebenen Gegenden irgend
ein neuentstandenes Hindernifs gefunden haben werde 1).
Ueber Veränderungen die in der Gegend der P o ntini-
s chen Sümp fe vorgegangen seyn sollen ist Einiges schon
oben 1 2) gesagt worden. Es ist indessen wahrscheinlich dafs
diese Gegend schon in den ältesten Zeiten, und vielleicht
noch weit mehr als zur Zeit des Appius versumpft gewesen
ist, und dafs man nicht Ursache hat, für dieselbe grofse
Veränderungen anzunehmen weichein der historischen Zeit
dort aus trocknem Lande Seen und Sümpfe gebildet hätten
3) j |
Der kleine Lago di Nemi i st ohne Zweifel die Ausfüllung
eines vormaligen Vulcan - Kraters mit Wasser. Er
mag sich aber in der historischen Zeit vergröfsert haben;
1) Sam,. B r e d e c z k i in Beiträgen zur Topographie des Königreichs
Ungarn. T. 3.
2) Th. 1. S. 281.
3) B r o c c h i in Biblioteca Italianu T. 9. p. 172.
denn es ist von demselben ein Gebäude verschlungen worden
das man unter Tiberius erbaut glaubt. Im funfzehenten
Jahrhunderte liefs es der Cardinal Prosper Colonna untersuchen,
und es wurden Stücke von Metall davon heraufgebracht.
Im J. 1535 erneuerte der Baumeister Marchi
die Nachforschungen daselbst; und im J. 1827 wurden sie
aufs Neue von Annerio Tusconi vorgenommen *).
Der See von Lugano ist wahrscheinlicherweise erst
in der historischen, und zwar in ziemlich neuer Zeit entstanden.
Alte Schriftsteller erwähnen seiner nicht. Zuerst
gedenkt seiner Gregor von Tours (im sechsten Jahrhundert)
^ er nennt ihn C e n e s i u s. Aber im Jahre 951 wird
er schonLuanos genannt, wie Giulini anführt 2). Breislack
glaubt, dafs er durch Einsinken des Bodens entstanden seyn
könne; dagegen ist C. A. Litto 3) der Meinung, dafs er
blofs durch eine in der Gegend des Abflusses der T r e s a
entstandene Erhöhung des Bodens gebildet worden sey. Die
genaue geognostische Untersuchung der Ufer des Luganer
Sees, die wir Herrn von Buch 4) verdanken, zeigt zwar
gerade in der Gegend des Ausflusses der Tr e s a nichts
was auf eine solche Erhebung des Bodens deutete, auch ist
überhaupt dieser Ausflufs nicht verstopft; aber allerdings
zeigen die Buchschen Wahrnehmungen, dafs an den Ufern
des östlichenTheiles des Sees, zwischen Lugan o , Lan-
zo und Melano, bedeutende Erhebungen des Bodens erfolgt
sind. Neben solchen Erhebungen können auch Einsinkungen
erfolgt seyn; und die Gestalt des Sees erlaubt
1) Moniteur universel 1827. Nr. 213. S. 1140.
2) Sc. Br e i s la c k descrizione geologica della Lombardia. 1822.
p. XII.
3) Biblioteca Italiana T. 4a. p. 424.
4) Abhandlungen der Kön. Akad. zu Berlin 1827. S. 193. —
Annales des Sciences naturelles T. 10. S. 195. und T. 18.
S. 258.