bei gewöhnlich der abgleitende Theil zertrümmert wird,
und die nächste Tiefe die sein Fall erreicht mit seinen
Trümmern überschüttet. Es kann auch der Fall Vorkommen,
dafs die obere Schicht in sich selbst ein ungleiches Gefüge
hat, in welchem einzelne Theile leichter andere schwerer
zerstörbar sind. In diesem Falle bildet die Zersetzung,
da wo sie schneller vorschreitet, Höhlen und Klüfte, die sich
allmählich vergröfsern und zu beträchtlichen Spalten werden
können. Diese füllen sich mit dem Wasser des Luftkreises,
dessen Druck, und insbesondere dessen Gefrieren dahin
wirkt die Wände der Spalten mehr und mehr auseinander
zu treiben. Dadurch können einzelne oft sehr grofse Stücke
der so zerklüfteten Felsmasse 'so weit auf die Seite
getrieben werden, dafs, wenn sie einen steilen'Berg-Abhang
bildeten, ihr Schwerpunct über ihre Grundfläche hinausgerückt
wird, und sie in die Tiefe stürzen müssen.
Erscheinungen dieser Art sind unter dem Nahmen der
Berg f äl le oder Be r g s c h l i p f e bekannt. Sie sind oft
fürchterlich, und von grofsen, in bewohnten Gegenden oft
traurigen Folgen begleitet. Man hat sie zuweilen als Folgen
von Erdbeben betrachtet^ aber, obgleich auch Erdbeben
solche Einstürze hervorbringen können, so erfolgen sie doch
schon allein aus den oberwähnten Ursachen, und in den
meisten Fällen ohne alles Erdbeben; denn die Erschütterung
des Bodens in der nächsten Umgebung, die wohl durch
den plötzlichen Fall einer grofsen und schweren Masse von
einer bedeutenden Höhe herab verursacht werden, und oft
sehr fühlbar seyn kann, ist nur mechanische Wirkung des
Stofses von aufsen, und kann nicht zu den wahren Erdbeben
gerechnet werden, insofern diese die Wirkung einer Thätig-
keit im Innern der Erde sind. Die Bergfälle ereignen sich auch
nicht blofs in Gegenden die man als den Erdbeben unterworfen
kennt; sondern überall wo die Lage und Beschaffenheit der
äussern Theile des Bodens sie begünstigt; die Erdbeben
hingegen sind von dieser äussern Beschaffenheit ganz unabhängig.
Bergfälle ereignen sich in den höchsten Gebirgen,
in denen das Hervorragen der Berggipfel in die Schnee-
und Eishöhe des Luftkreises dieselben schleunig vorschreitender
Zerstörung aussetzt. Aber es erfolgen auch Bergfälle
an niedrigen Puncten, und selbst an nicht ganz steilen
Anhöhen, wenn die schichtenförmige Bildung der Erdrinde
die oben angegebene Beschaffenheit hat.
V Wir können mehrere auffallende Beispiele von Bergfällen
anführen, aber nur wenige aus den ältesten Zeiten;
ohne Zweifel weil die Nachrichten von solchen unter denen
von Erdbeben verborgen sind, welchen man diese Erscheinung
wohl gröfstentheils zuschrieb, ehe man den Unterschied
zwischen beiden wahrzunehmen gelernt hatte.
E r dfal l wird die Erscheinung genannt, wenn der Boden
nicht von einer Seite des Horizonts nach der andern
hin abgleitet, sondern senkrecht in die Tiefe der Erde niedersinkt,
so dafs an der Oberfläche eine gewöhnlich trichterförmige
Vertiefung entsteht. Diese Erscheinung ereignet
sich an Puncten wo unter der Oberfläche hohle Räume befindlich
sind, deren Gewölbe Zerstörung erlitten haben.
Daher findet man die häufigsten Erdfälle da, wo sogenannter
Höhlenkalkstein oder Gyps die Unterlagen des Bodens
bilden. Auch in Gegenden wo die Oberfläche durch,grofsen
Bergbau uriterhöhlt ist, kommen sie zuweilen vor; desgleichen
in vulcanischen durch Ausbrüche unterhöhlten Gegenden,
bei alten allmählich in den obern Theilen ausgefüllten
Kratern u. dergl.
Wir haben schon oben (Th. J. S. 112.) des Einsturzes
des Tayge t e s in Lacedämon erwähnt, und bemerkt
dafs dieser wahrscheinlicher einem Bergfalle als einem
Erdbeben zuzuschreiben seyn möchte. — Im Jahre 1158
versank die Insel Pont i c o bei Negr o pon t e mit ande-
Veränd. d. Erdoberfl. Bd.III, , jj