auch Gebeine aus der Classe der Vög e l finden. Diese
gelten zwar unter allen Thierknochen für die mindest soliden
und am leichtesten zerstörbaren. Dennoch aber würden
wenigstens die Knochen der gröfseren Vögel gewifs
eben so gut und vielleicht besser der Zerstörung widerstanden
haben, als die zarten Knochen der Eichhörnchen,
Wasserratten und Mäuse, und anderer kleinen Säugethiere,
die in Menge fossil gefunden werden.
Aber die Vögel konnten sich allen auf gewisse Bezirke
beschränkten Katastrophen, sie mochten verursacht
seyn durch Vulcane, oder durch Erdbeben, oder durch
Fluthen, so leicht entziehen, dafs sie von den Folgen derselben
nicht erreicht zu werden brauchten. Die Ueber-
bleibsel und Gebeine aber solcher Vögel, die im gewöhnlichen
Laufe der Dinge, in ihrer Heimatli natürlichen Todes sterben,
sind — eben so wie die der übrigen auf diese Weise absterbenden
Thiere — der Schnellesten Zerstörung in der Luft
und in der vegetabilischen Decke der Erde auch in den
Gewässern so ausgesetzt, dafs sie nicht bis zum fossilen
Zustande gelangen, und nur äufserst \venige von Local-
Katastrophen überraschte, werden durch Umhüllung von
festen gegen die Zerstörung schützenden Massen und durch
andere zufällige Umstände erhalten worden seyn. Die vier-
füfsigen Thiere, Amphibien, Fische u. s, w. aber müssen,
da sie fester an den Boden den sie bewohnen gebunden
sind, natürlicherweise die Opfer einer jeden gewaltsamen,
auch auf einen kleinen Flächenraum beschränkten Katastrophe
werden. Daher werden ihre fossilen Ueberreste
in so grofser Menge gefunden.
Nun endlich der Mensch! Miifsten nicht, wenn eine
allgemeine Katastrophe die ganze Erdoberfläche getroffen
hätte, auch von diesem sich Ueberblcibsel finden, und mit
ihnen die Spuren der Werke seiner Hand, Bauwerke und
Anlagen die bei weitem so zerstörbar nicht sind als Knochen?
— davon aber findet sich Nichts, und doch hat man
in der grofsen Fluth eine Katastrophe erkennen wollen, der
das ganze Menschengeschlecht zum Opfer gefallen seyn
soll. Aber der denkende, beobachtende und vorsehende
Mensch konnte sich ebenfalls, obgleich aus anderen Gründen
und auf andere Weise als die Vögel, den ihm drohenden
Gefahren ö r t l i c he r Katastrophen entziehen
durch zeitigen Wechsel des Aufenthaltes, da sie seiner
Beobachtungsgabe und seiner Erfahrung sich leicht voraus
ankündigen konnten. Giengen die Erhebungen von Gebirgsketten
und gewissen Theilen der Festländer nur nicht alle
plötzlich, und die plötzlichen nicht nach zu grofsem Maasstabe,
viele aber allmählich oder durch wiederholte kleinere
Erschütterungen vor sich, was so wahrscheinlich ist; erfolgte
eben so wenig gewaltsam und plötzlich die Umwandlung
von Festland in Inseln, das Eingreifen des Meeres und
das Ansetzen von Land; so konnte der Mensch den damit
verbundenen Zerstörungen entgehen. Der Mensch, an kein
bestimmtes Klima, an keine beschränkte Station gebunden
sondern an das ganze Erdenrund gewiesen, veränderte allmählich
seine Wohnplätze, und, da er sich an alle Kiimate
gewöhnt, so wurde er von keiner klimatischen Veränderung
so überrascht und gefährdet wie Eleplianten und Rhi-
nocerosse, und andere an bestimmte Stationen gewiesene,
und in dieser Hinsicht sich einer viel weniger dauerhaften
Leibesbeschaffenheit als der Mensch erfreuenden Geschöpfe.
Schon daraus möchte sich ergeben, warum keine Ablagerungen
von fossilen MenSchengebeinen gefunden werden. Der Ausbruch
des Vesuv, der Pompeji und Herculanum begrub, war
doch in der That eine Katastrophe die mit überraschender
Schnelligkeit eintrat, und doch haben die meisten Bewohner
der dabei zerstörten Städte Zeit gehabt sich dem Verderben
durch die Flucht zu entziehen; denn dafs dieses geschehen
wt, beweifst die unverhältnifsmäfsig geringe Zahl mensch-
Q 2