S. 281'.
Ueber die ehemalige Beschaffenheit der Pont ini-
s chen Sümpfe hat Fossombroni1 1) folgende Ansicht.
Bei der Verschiedenheit der Meinungen über den ehemaligen
Zustand dieser Gegend, da Einige behaupten, sie sey
zur Zeit der Volscier die fruchtbarste Ebene, uhd wohl
angebaut gewesen, Andere, sie sey zu allen Zeiten der
Römischen Herrschaft ein versumpfter ungesunder Landstrich
gewesen; «— soll man sich vornehmlich an die Autorität
Homer’s halten. Dieser aber scheint (?) angenommen
zu haben, dafs diese Sumpfgegend unter der Meeresfläche
gelegen habe. Die weit späteren Römischen Schriftsteller
gedenken nicht der Bedeckung durch das Meerwasser,
obgleich sie der durch Appius bewirkten Austrocknung
erwähnen. Jetzt befinden sich in den Pontinischen Sümpfen
nur wenige Stellen, die tiefer liegen als die Meeresfläche.
Man mufs, sagt Fossombroni, vier Zeiträume des
wechselnden Zustandes dieser Gegend unterscheiden. Im
ersten mufste dort die Oberfläche des Landes unter der
Meeresfläche liegen; im zweiten war die erste der letztem
ungefähr gleich; im dritten scheint die Landfläche um
Weniges erhöhet worden zu seyn, da man vom dreizehen-
ten Jahrhunderte an Versuche gemacht hat, das Austrock-
nen zu bewirken; in dem vierten endlich hat man das Austrocknen
zum grofsen Theile ausführbar gefunden. Er
glaubt, dafs die bei den dort vorgenommenen Aufgrabungen
gefundenen abwechselnden Lagen von Dammerde, Meeresboden
und Sand das Mittel angeben diese Zeiträume näher
zu bestimmen. Man hat dort Meeresboden zwei und zwanzig
Meter unter der jetzigen Oberfläche gefunden. Gegen
1) Saggto sulla bonißcazione dette paludi Pontine. In Memorie
dißsica della Soc. Italiana. T. 17. (1815). u. daraus im Auez.
in Biblioteca Italiana. T. 4. p. 95.
die Meinung, dafs der Reichtlium und die Macht der Volscier
für die damalige Fruchtbarkeit der Pontinischen Ebene
zeuge, stellt er die Behauptung auf: dafs die alte Bevölkerung
von Italien ihre Wohnsitze nicht in den Ebenen, sondern
auf Bergen und Anhöhen wählte; und dafs auch
damals der Theil der Ebenen welcher zum Anbau geeignet
seyn sollte schon beträchtlich hoch über der Meeresfläche
liegen mufste.
Brocchi J) ist der Meinung: dafs die Pontinischen
Sümpfe in den alierentferntesten Zeiten eine versumpfte
Gegend gewesen seyen; und schliefst dieses aus dem Torflager
das dort auf dem, Ueberbleibsel von Concliylien
enthaltenden Boden ruht, und sich auch unter dem Appi-
schen Wege findet. Dieses Torflager scheint nicht blofs
durch die von den Flüssen verursachten Ueberschwem-
mungen, sondern in dem salzigen Wasser von Lagunen
entstanden zu seyn.
Die neueste Beschreibung der Pontinischen Sümpfe
hat Prony geliefert 2).
S. 281 bis 284.
Wir führen hier noch Einiges an, was neulich über
die Frage geschrieben worden ist: ob die Theilung der
Ti b e r in zwei Arme durch natürliche Deltabildung oder
durch die Kunst hervorgebracht worden ist? Nach Antonio
Nibby 3) hat die Tiber in den ältesten von der Geschichte
erreichten Zeiten nur Eine Mündung gehabt, und die
Zweite (von Por t o ) ist ganz das Werk der Kunst, und
nicht natürlicher Insel- oder Deltabildung. Der erste Schrift-
1) Biblioteca Italiana. T. 9. p. 172.
2) Description hydrographique des Marais Pantins. Paris 1822.
4. mit Atlas etc. Gotting. Anzeig. 1824. Nr. 91. S. 897.
S) Della via Portucnse, c dell' antica citta di Porto. Roma 1827.
8. — Ausgezogen in Bibliot. liai. T. 49. p. 78.