feld am Harze erfolgte am 29. Julius 1824 ein Erdfall von
120 Fufs Umfang und einer grofsen Tiefe i). Die ganze
Gegend, unter welcher sieb bekanntlich Höhlen im Kalkstein
befinden, enthält mehrere alte Erdfälle.
Von Grof s b r i t ann ien haben wir den Vorfall am
Ma rk l e h i l l schon im zweiten Buche (Th. 2. S. 400)
angeführt, da von demselben ungewifs ist, oh er einem
Erdbeben oder nur einem Bergfalle zuzuschreiben war. Ein
Erdfall erfolgte bei F o 1 k s t o n e in K e n t 2). In derselben
Provinz (wenn es nicht vielleicht die so eben erwähnte Begebenheit
selbst ist) sank im J. 1426 in Einer Nacht ein
Stück Landes 40 bis 50 Fufs tief, indem ein anderer Theil
daneben sich erhob 1 2 3).
In den Morästen von Lanc as h i r e bei Colne-Stan-
b ury erfolgte am 2. September 1824 eine Erscheinung die
von Einigen als ein Erdfall, von Anderen aber als eine Wirkung
von atmosphärischen Wasserergüssen betrachtet worden
ist. Sie hat eine plötzliche und gewaltsame Erniedrigung
der Oberfläche bewirkt, und darf daher nicht unerwähnt
bleiben. Das Wesentliche der Erscheinung bestand
im gewaltsamen Wegschwemmen des ganzen obern Theils
des Torfmoores, und eines Theils der festen Erddecke, in
dem Wegreifsen fierseiben Decke auf dem ganzen Wege
den die Fluth die dieses bewirkt hatte, bis in den Ai r e -
f l u f s nahm, und im Zerreifsen der Ufer dieses Flusses.
Die bleibende Folge des Ereignisses aber war eine Erniedrigung
der Oberfläche, oder eine an der Stelle des vormaligen
Torfmoores entstandene Vertiefung in dem Boden.
Diese Vertiefung, die Folge der Begebenheit, ist von Einigen
als die Ursache derselben betrachtet und für einen Erd-
1) Allgem. Zeitung. 1824. Nr. 247. Beilage.
2) Philos. Transact. Vol. 29. S. 469.
3) Lulojp a. a. 0 . S. 389.
fall, ja sogar wie behauptet worden ist, für einen Erdfall
mit doppeltem Trichter angesehen worden, aus welchem,
ihrer Meinung nach, die zerstörende Fluth hervorgebrochen
wäre *). Wahrscheinlicher ist die Fluth durch einen auf
das von Wasser ohnehin durchdrungene und aufgetriebene
Moor niedergegangenen sogenannten Wolkenbruch (Wasserhose,
Waterspout) verursacht worden; da an dem Tage
des Ereignisses der Himmel von schweren Gewittern voll
war. Ein Torfmoor, in Irland Bog genannt, deren es mehrere
in En’gl and giebt, und die in I r l and sich über den
zehnten Theil der Oberfläche der Insel verbreiten, wirkt,
sagt Lyell 2), oft wie ein grofser Schwamm, indem es Wasser
in grofser Menge einsaugt und so zur Höhe mehrerer
Yards über das umliegende Land emporschwillt. Die aus
Torf bestehende oberste Decke eines solchen Moores dient,
wie die Haut einer Blase, das Wasser darunter eine Zeit
lang Zusammenhalten; und wenn diese Haut einen Rifs bekommt,
so entsteht, auch ohne hinzukommende Regengüsse,
oft eine Ueberschwemmung, die, bei hinzukommenden heftigen
Gewitterregen oder Wolkenbrüchen desto gröfser und
verwüstender ausfallen wird. Man hat besonders in Irland
viele Beispiele aus verschiedenen Zeiten von sehr verwüstenden
Wasserausbrüchen aus solchen Torfmooren. Dergleichen
ereigneten sich am C ha tm o o r e im sechszehenten
Jahrhunderte, an den Mooren von Solway und P i l l i n g
in den Jahren 1744, 1745 und 1772, bei Dunmor e am
28. März alten Styls 1745 3) , am Pe nd l e H i ll wo sie in
1) Monthly Magazine. 1824. Oct. p. 248. — Ferus sac Bulletin
des sc. Natur. 1824. T. 3. p. 165. — Philosophical Magazine.
Nr. 317. p. 229. und daraus in Poggendorff Annal.
der Physik. Bd. 3. S. 155.
2) Principles of Geology. T. 2. p. 193.
3) Irish Transactions. T. 2. daraus in Green’s Journal d,' Phys.
T. 4. S. 43.