fiel das Wasser gegen 10 Fufs, und stieg wieder bis zum
J. 1743, dann erhielt es sich ohne bedeutende Veränderungen
in derselben Höhe bis 1816, von welchem Jahre
an ein merkliches aber nicht durchaus regelmäfsiges Fallen
bis zum J. 1830 von Herrn Lenz nachgewiesen und mit
Sicherheit auf 10 Fufs berechnet worden ist.
Um diese Veränderungen zu erklären glaubt H. Lenz
annehmen zu können, dafs der ehemals aus trocknem
Lande bestandene ganze südliche Theil des Caspischen
Meeres, — welches daher früher eine von der heutigen
ganz verschiedene Gestalt hatte —« eine beträchtliche,
wenn auch nicht plötzlich erfolgte, Senkung erlitt, wodurch
das Wasser des Sees sich in die dadurch entstandene Vertiefung
zog, wie die Trümmer von Gebäuden beweisen,
die sich in diesem Theile des Sees unter der Wasserfläche
befinden; dafs sich nach diesem Ereignisse der jetzige
Wasserstand des Sees allmählich herstellte; und dafs dessen
geringere ungefähr 10 Fufs betragende spätere und fortdauernde
Veränderlichkeit der abwechselnd gröfsern oder
geringem Verdunstung zugeschrieben werden kann, welche
—■ nach der davon aufgestellten, und wie uns dünkt
recht sinnreichen Erklärung des H. Lenz — allerdings
wohl periodisch seyn kann.
S. 145 — 161.
In dem Abschnitte über den Durchbruch der St rafse
von Gibral tar haben wir der Sage gedacht, dafs aufser
dem aller Welt bekannten, starken und permanenten Oststrome,
der aus dem Ocean durch diese Strafse in das Mittelländische
Meer eingebt, noch in der Tiefe des Wassers
ein in entgegengesetzter Richtung aus dem Mittelländischen
Meere durch die Strafse in den Ocean hinausgehender
bestehen solle. Wir haben dabei angeführt, dafs diese
Sage sich auf eine einzige Wahrnehmung gründe: nähmlieh
auf die, dafs ein im J. 1712 in der Strafse gesunkenes
Schiff einige Tage nach dem Sinken aufserhalb derselben,
vier englische Meilen von der Stelle des Sinkens entfernt,
an der Afrikanischen Küste wieder in die Höhe gekommen
sey. Weiter haben wir zu zeigen versucht, dafs bei der
Gestalt des Meeresbodens in der Strafse ein Ausströmen
des untern Wassers aus dem Mittelländischen Meere in den
Ocean, unter dem obern heftigen Strome und demselben
entgegen, nicht wahrscheinlich, ja fast nicht denkbar sey;
dafs man daher den Vorfall mit jenem Schiffe auf andere
Weise, und zwar durch eine Seitenbewegung des untern
WasSers aufserhalb der St rafse erklären müsse, und
auch ganz wohl könne; und dafs bei den angeführten Verhältnissen,
nahmentlich bei der Gestalt des Meeresbodens
daselbst, und in der Hinsicht dafs aufser dem erwähnten
Vorfälle vom J. 1712 keine einzige gründliche Wahrnehmung
das Daseyn des untern, aus dem Mittelländischen
Heere heraus nach dem Ocean gehenden Gegenstroms fac-
tis;h beweise, man das Daseyn eines solchen untern Stromes
bezweifeln müsse.
Da der Recensent im Hermes diese Behauptung hart
angeg-iffen h a t; so liegt uns ob, unsere Ansicht nochmals
einer sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen. Zu diesem
Zwecke haben wir insbesondere nach mehreren wirklichen
Wahrnehmungen vom Daseyn des untern Gegenstromes
— aber Vergebens —■ geforscht.
Buffm !) läugnet das Daseyn desselben geradezu und
bezeichnet den Glauben daran als eine Absurdität, obgleich
er der Zeit in welcher die Wahrnehmung an dem gesunke
nen Schiffe gemacht worden seyn soll sehr nahe stand.
Lulof iennt die Sage gar nicht 2). 1
1) Histoire naturelle 3^>ne edit. de Paris, in 8. T. w. p- 12 •
3) Einleit, ii d.Kenntn. d. Erdkugel, TeutscheUebers. S.237 u. -38.