scheinung; aber die Folgerungen die sich daraus für die
Wärme des Bodens und des Luftkreises ergeben, sind für
die Geschichte der Erde desto wichtiger. Diese letzteren
sind zwar nicht der eigentliche Gegenstand unserer Abhandlung;
allein in der vorliegenden Erscheinung sind sie doch
mit Allem was die Gestaltung der Erdoberfläche betrifft so
innig verwandt, dafs wir sie hier um so weniger mit Schweigen
übergehen können, als wir auch den geringsten Einflufs
irgend einer Erscheinung auf die Gestalt des Bodens, un-
serm Zwecke gemäfs, nicht unerwähnt lassen dürfen.
Das Ei s der Gebirge.
Es ist eine alte Meinung dafs die Eis - und Schnee-Massen
in den Gebirgen— die Gletscher — zunehmen. Man
hat oft gesagt: die Ueberlieferung hiervon sey unverändert
aus alten Zeiten herkommend, und die Sache sey urkundlich
erwiesen, und man hat dafür allerdings viele Thatsa-
chen angeführt. Lärchenwälder sind von Gletschern verdrängt,
auch zum Theile so überzogen worden, dafs man
die Gipfel der Bäume noch aus dem Eise vorragen sah, und
selbst bewohnte Orte hat ein ähnliches Schicksal getroffen *).
Die Strafse von Frankreich nach Piemont über den Mont
m a u d i t ist durch Eis unwegsam geworden auf zwei Lieues
lang und Eine Halbe breit; das Eis nimmt dort täglich zu z).
Die Zunahme der Gletscher soll durch mehrere von Dr.
1) B u f f on Epoques de la Nature. Gerne ep. Note justif. 31. —
B ouv r i t des glaciers de Savoie. Genève 1773. p. 111. 112. —
derselbe in Description des aspects du Montblanc. Lausanne 1776.
p. 8. 62. 63.
2) T. Bergmann physic. Erdbeschr. P. 2. S. 5. C. 2. §. 157.
Cappeler um Lu c e r n wahrgenommene auffallende Erscheinungen
bestätigt werden 1).
Unter den neueren Beobachtern der Gletscher führt
Charpentier 1 2) einige ebenfalls auffallende Beispiele vom Zunehmen
derselben an, namentlich von dem Rosenlawi -
Gletscher, von dem Gletscher von T r i en t zwischen Mar-
t igny und dem Chamouni Th a l e , von dem Boi s -
sons und dem obern Grindelwald-Gletscher, und bemerkt
dafs das Vorrücken dieser Gletscher in den letzten
sechszig bis hundert Jahren wahrgenommen worden sey;
dafs indessen zugleich alte Gletscherwälle (Gandecken, Firn-
stöfse, Moraines') gefunden werden welche einen vormaligen
noch tieferen Stand der Gletscher beweisen.
Der Prior des Hospizes auf.dem Gr o fs en Ber nh
a r d Pater Biseix scheint auch ein Zunehmen der Gletscher
für wahr zu halten, obgleich er einen Wechsel in ihrem
Stande zugiebt3).
Escher scheint ein immerwährendes Zunehmen der
Gletscher nicht zuzugeben, sondern nur einen sich in gewissen
Zeiträumen haltenden Wechsel von Vermehrung und
Verminderung derselben 4 5).
H. von Weiden führt zwar an dafs die Verbindung
zwischen dem W a 11 i s und den südlichen Seiten und Tliä-
lern des Mon t e Rosa, aus den Thälern von Saass und
Mat t nach denen von Macugnaga u. s. w. durch Ver-
1) J. G. Altmann's Versuch einer historisch phys. Beschreibung
der helvet. Eisgebirge. Zürich 1751. S. 141 f.
2) Gilbert's Annalen der Physik. Th. 63 (3) S. 408 f.
3) Bibliothèque universelle 1819. daraus in Zschokkc Ueberliefe-
rungen 1820. S. 17. u. Gilbert's Ann. d, Phys. Th. 64 (4)
S. 191. ,
4) Gilbert’s Annalen Th. 69 (9) S. 113.
5) L. Fr h. von We i de n des Monte Rosa, Wien 1824. S. 78.
81 u. folg.