Sollten indessen diese Versuche nicht genügend für den
gesuchten Beweis befunden werden; so würde dadurch die
Vorstellung von Erzeugung der Hitze, und selbst der höchsten
Grade derselben, im Innern des Erdballs dennoch nicht
widerlegt werden. Dazu ist der durch das Thermometer
untersuchte Theil der Erdrinde viel zu unbeträchtlich. Die
Erscheinungen der Vulcane, der Erdbeben und nicht nur
der heifsen Quellen, sondern selbst die bei den meisten
Quellen wahrgenommene Temperatur, welche die der Luft
übersteigt, und besonders die der Artesischen Brunnen bei
weichenJeder Zweifel wegfällt, haben für diese Vorstellung
eine weit gröfsere Beweiskraft als jene Thermometerversuche,
deren Ergebnisse, wenn sie dasselbe darthäten, nur ein
geringes Gewicht mehr in die Waagschale dieser Vorstellung
legen würden.
Es zeigt sich aber noch eine Erscheinung, welche benutzt
worden ist, um die Zunahme der Wärme nach dem
Innern der Erde zu zweifelhaft zu machen. Diese besteht
darin, dafs man fast überall, wo Thermometerbeobachtungen
im Ocean und in verschiedenen Tiefen desselben angestellt
worden sind, eine Abnahme der Wärme des Meerwassers
mit der Zunahme der Tiefe des Meeres gefunden hat.
Es dunkt uns jedoch, dafs man hieraus keinen Grund abnehmen
kann, die Entwickelung von Hitze im Innern des
Erdballs zu läugnen. Theilte der Boden desOceans dem Wasser
desselben gar keine Wärme mit, so müfste —» selbst den
Ergebnissen der Thermometerbeobachtungen zufolge — das
Wasser m den gröfsten Tiefen desselben unfehlbar zu Eis gefrieren.
Das geschieht aber nicht, wenigstens ist noch nie Eis
auf dem Grunde oder in grofsen Tiefen des Oceans gefunden 1
lieh R. W. F o x in Philos. Mag. and Annals. V. 9. (1831.) S.
94. S. Leonh. u. Bronn Neues Jahrbuch. 1831. S. 76.
1) Poggend. Ann. 2 R. T. 1. S. 365.
oder von demselben emporsteigend beobachtet worden. Vor-
nehmlich müfste man unter dieser Voraussetzung in den Polarmeeren
Eis auf dem Grunde finden. Aber auch da zeigt
sich dieses nicht; vielmehr findet sich gerade dort das Meerwasser
in gröfserer Tiefe wärmer als an der Oberfläche.
Das Eis der Polarmeere entsteht nur auf der Oberfläche, oder
wird von den Küsten der Länder und Inseln in das Meer geführt.
Auf dem Grunde der Polarmeere findet sich kein anderes
Eis, als die unteren Theile einzelner von Küsten los-
gerissener sogenannten Eisberge, die wegen ihres Gewichtes
auf den Boden stofsen.
Die mindere Wärme des Wassers in den gröfseren Tiefen
des Oceans mufs aber nothwendigerweise dadurch entstehen,
dafs das wärmere Wasser als das leichtere stets
oben, das kältere schwerere aber immer unten seyn wird.
Würden also die Theile des Meerwassers die seinen Grund
berühren auch immerfort durch ausstrahlende Wärme des
letztem erwärmt, so werden sie immer nach der Oberfläche
heraufsteigen und durch kältere hinabsinkende Wassertheile
ersetzt werden, welche von der sich stets erneuernden Wärmeausstrahlung
des Bodens immer aufs Neue hinaufgetrieben
werden müssen. Nur dadurch scheint verhindert zu
werden, dafs die tieferen Wassertheile nicht zu Eis werden.
So dürfte man also gerade in den Ergebnissen der Beobachtungen
eher einen Beweis für als gegen die Entwickelung
von Wärme in der Erde unter dem Grunde des Meeres
finden. Auch darf hierbei die bekannte Wahrnehmung nicht
aufser Acht gelassen werden, nach welcher über Untiefen
das Wasser eine geringere Wärme zeigt, als in derselben
Höhe über tiefen Stellen der Meere.
S. 27 — 55.
Die jüngsten zwölf Jahre haben an wichtigen Beobachtungen
über Vulcane und deren Erscheinungen mehr gelie