II. HAUPTSTÜCK.
VeBÄNDEBENGEN AUE DEM TBOCKJrES LANDE DEBCH
die Landgewässer hervorgebracht.
ÜUehrere wesentliche Veränderungen der Oberfläche des
trocknen Landes werden durch das demselben angehörende
Wasser bewirkt, durch die Ströme, Flüsse, Bäche, Quellen,
Seen. Wir gedenken hier vorzugsweise des trocknen
Landes, weil fast nur auf diesem solche Veränderungen
wahrgenommen werden, und eher Gegenstand der Ueber-
lieferung seyn können, als diejenigen, welche allem Ver-
muthen nach durch ähnliche Wirkungen, wenn auch nach
minder grofsem Maasstabe, auf dem Grunde der Meere
hervorgebracht werden.
Das bewegliche Wasser verändert die Gestalt des festen
Bodens auf dem es fliefst, und die nächsten Umgebungen
desselben unaufhörlich; und zwar theils auf, eine regelmä-
fsige, allmählich, aber ununterbrochen und sehr gleichförmig
fortschreitende, theils auf eine unregelmäfsige oft plötzlich
durch aufserordentliche Ursachen bewirkte Weise.
Da das Wasser in allen seinen Theilen dem allgemeinen
Gesetze der Schwere unterworfen ist, der geringe Zusammenhang
seiner Theile aber ihm eine solche Beweglichkeit
verleiht, dafs es, die Tropfengestalt ausgenommen,
niemals einen geschlossenen und an seinen Seiten von fremdartiger
Unterstützung freien Körper bilden kann; so fallen
seine Theile, sobald sie nicht von einem festen umschlie-
fsenden Körper zusammengehalten werden, auseinander
und immerfort in die Tiefe, und bilden, sobald dieses Fallen
durch Umschliefsen der Seiten gehemmt wird, in demselben
Bestreben eine wagerechte Oberfläche.
Auf jeder festen geneigten Fläche rollt der Wassertropfen
abwärts, bei der Verbindung mehrerer Tropfen nennt
man dieses Abwärtsrollen bekanntlich Fliefsen. Bei diesem
Fliefsen entsteht natürlicherweise ein Reiben zwischen dem
fliefsenden Wasser und der festen Fläche auf welcher es
fliefst. Je gröfser die Masse des fliefsenden Wassers, und
je gröfser folglich der Druck ist den es auf seine feste
Unterlage ausübt, desto gröfser wird die durch sein Fliefsen
entstehende Reibung seyn. Ferner wird die Kraft dieser
Reibung sich vermindern oder vermehren, jenachdem
die Fläche auf welcher das Fliefsen Statt findet, weniger
oder mehr geneigt ist, indem neben der Wirkung des Drucks
durch das Gewicht auch die Wirkung des durch die Bewegung
erfolgenden Stofses _das Reiben mindern oder mehren
wird.
Nun sehen wir dafs, bei der Unebenheit der Erdoberfläche,
alles aus den atmosphärischen Niederschlägen auf die
höheren Theile derselben gelangende Wasser, welches nicht
von dem Boden eingesogen und wenigstens eine Zeitlang
darin festgehalten wird, nach niedrigeren Puncten abfliefst.
Wir sehen ferner dafs überall wo geneigte Flächen
einander gegenüber stehen, das von denselben abfliefsende
Wasser sich in dem zwischen beiden liegenden tiefsten
Theile — den man ein Thal nennt — vereinigt, und dafs,
wenn dieser tiefste Tlxeil ebenfalls eine Neigung nach Einer
Seite hat, das vereinigte Wasser auch dort tiefer hinab