gekommen seyn könnte. Das würde eine ähnliche Erscheinung
seyn Wie die welche wir unten von der Küste bei
Pozzuol i berichten werden. Da aber in Livland und
Esthland ( wie auch an einem andern Orte dieses Buches
gezeigt worden ist) die Flüsse es sind, welche die jähen
Abstürze der in diesen Ländern den Boden bildenden weichen
Felsarten hervorbringen, so ist es natürlicher, die
Gestalt der Felswand bei Reval diesen Wirkungen der
Flusse zuzuschreiben, als den in einer vulcanischen Gegend,
wie die von Pozzuoli ist, vorwaltenden Wirkungen der Erdbeben
und Vulcane.
S. T6 M 77.
Dort haben wir auf die merkwürdige Gestalt der östlichen
Küsten von Asia und der denselben vorliegenden
Inselketten aufmerksam gemacht; und dabei, zur Entschuldigung
wegen dieser zu unserm Zwecke nicht durchaus
nothwendigen Nebenbemerkung, erwähnt dafs es uns scheine,
als sey von Anderen das Merkwürdige dieser Bildung noch
nicht hervorgehoben worden. Unser Recensent im He r mes
sagt (a. a. 0. S. 96): wenn wir glaubten dafs vor uns
noch Niemand hierauf aufmerksam gemacht habe, so müsse
uns entgangen seyn, was früher darüber in den Wiener
J a h r b üc he r n der L i t e r a t ur (B. 2. 1820, S. 210
u. s. w.) gesagt worden sey. An dieser Stelle der Jahrbücher
aber, und in der ganzen Recension von Ritter's
Erdkunde zu welcher sie gehört, ist nicht ein Wort
von jener Wahrnehmung zu finden. Der Recensent, sicherlich
derselbe der diese Recension von Ritter's wichtigem
und allgemein geschätztem Werke, in eben so hämischem
und beifsigem Tone geschrieben hat, wie die von unserm
Buche, und der sich unter ersterer Rhode unterzeichnet,
hat sich vermuthlich nur eingebildet, er könne dort so Etwas
gesagt haben. Er aber hat es nicht gesagt, sondern
__w|e wir leider erst später gefunden haben Steffens
hat es zehen Jahre früher als Herr Rhode, und zwölf
Jahre früher als wir *) gesagt, und wiederholt darauf aufmerksam
gemacht 1 2).
Bei Gelegenheit dieser Wahrnehmung von der Gestalt
der Ostküsten Asias ist erwähnt, dafs Thatsachen von fortwährendem
Eingreifen des Meeres in diese Küsten und die
ihnen vorliegenden Inseln nicht vorhanden seyen; denn die
dort angeführte aus der Gegend von Ochotzk berichtet die
Wirkung eines Flusses und nicht des Meeres. Weiter unten
(S. 310 bis 311) sind auch mehrere Beispiele vom Gegentheile,
d. i. von beträchtlichem durch Flüsse bewirkten Ansetzen
neuen Landes an der Ostküste von Asia zusammengestellt.
Daher war uns eine von Molina 3) gethane Aeufserung
merkwürdig, die wir hier mit den Worten, wie sie die
Biblioteca italiana enthält (sein Buch selbst ist uns nicht zu
Gesicht gekommen) anführen. „Li mare generalmente
y si allontana dalle coste del Chili: Lautore calcola
,, questo allontamento di uno a due pollici Vanno nei siti
„ lontani dalle imboccature de’ fiumi, e negando la di-
„ minuzione progressiva del\e acque -e di parere che il
„mare pacifico abbandoni a poco a poco le coste occi-
„ dentali delV America ed occupi le terre orientali dell’
„Asia.” Es ist hier nicht angegeben, auf welche Erscheinungen
sich die Vermuthung vom Zurückziehen des Meeres
von den Westküsten von Chili gründet. Sollte sich nicht
zeigen, dafs ein verhältnifsmäfsiges Eingreifen desselben in
die Ostküsten von Asia wirklich statt finde, und sollte vielleicht
Molina’s Durchschnittsrechnung , die ihm dieses
1) Geognostisch geologische Aufsätze S. 194. (1810).
2) Steffens vermischte Schriften Bd. 1. S. 195. (1821).
3) Storia naturale del Chili. Bologna 1810. — Biblioteca ilu-
liana. T. 1. (1816). p. 56.