als zwei bis drei Meilen von ihrem Ursprünge entfernt sind.
Man findet in diesen Lagern unter Millionen von Rollkieseln
nicht Einen mit scharfen Ecken und Kanten. Ein solches
Abschleifen und Abrunden der Bruchstücke der härtesten
Steinarten kann blofs durch allmähliches Fortschieben auf
dem Boden von Flüssen und Seen, und zwar während langer,
sehr langer Zeiträume bewirkt werden; unmöglich
durch schnell vorübergehende Fluthen, und man mufs annehmen,
dafs solche Geschiebe nicht einmal Jahre, sondern
Jahrhunderte lang und wohl noch länger fortgeschoben worden
sind, ehe sie in so abgerundeter und abgeschliffener
Gestalt ihre jetzigen Lagerstätten erreicht haben.
Noch ein Umstand widerspricht hierbei der Bucklandi-
schen Ansicht. In den mächtigen Geschieblagern — seinem
Diluvium — findet man Brocken von Einem Cubicfufs Gröfse
mit Körnern wie Erbsen und Hanf ohne Ordnung durcheinander
liegend. Bei einer gewaltsamen vorübergehenden
Fluth würden die schwereren Stücke früher niedergefallen
seyn als die leichteren, kleineren; jene würden zu unterst
und dem Ursprungs - Orte zunächst, diese oben auf und in
entferntere Gegenden zu liegen gekommen seyn. Ueber-
haupt würde eine wilde, und noch dazu allgemeine Fluth
die fortgeführten zertrümmerten Massen durcheinander ge-
worfen und weit umher verbreitet haben. Aber man findet
in den Geschieblagern nicht nur die Arten zusammenliegend
die der nächsten Gebirgskette entsprechen; sondern es liegen
sogar die verschiedenen Felsarten denjenigen einzelnen
Theilen des nächsten Gebirges gegenüber, denen sie ehemals
angehört haben müssen, weil man gerade nur dort ihres
Gleichen noch in ungestörter Lage findet.
Endlich findet man diese Geschieblager auch in und
vor solchen Thälern verbreitet, die keine Entblöfsungs-Thä-
ler, und folglich selbst nach Buckland’s Meinung nicht
durch die Fluth gebildet worden sind, — in Längenthälern,
und in sogenannten Erhebungs-Thälern. Dagegen durch-
schneiden eine Menge von Entblöfsungs -Thälern — welche
nach Buckland's Meinung die Fluth erst geschaffen hat —•
selbst solche Geschieblager. Daher müssen diese schon
vor der Bildung der Entblöfsungs-Thäler abgesetzt gewesen
seyn.
Noch einen wichtigen Einw and gegen Buckland' s Theorie
der Fluth und ihrer Wirkungen liefern die in seinem Diluvium
sich findenden fossilen Knochen. Diese rühren
blofs von Lan<lthieren her. Würde nicht eine allgemeine
stürmische Fluth welche die Erde bis an die Berge, und
folglich auch das Meer bedeckte, und die ganze Oberfläche
zu einem allgemeinen Meere, höchstens mit einigen Inseln,
gemacht hätte, auch Meerthiere mit gehoben, fortgerissen,
und beim Verlaufen auf den Ebenen abgesetzt haben? Aber
fossile Ueberbleibsel von Meergeschöpfen werden im sogenannten
Diluvium nicht gefunden. — Und wo bleiben die
Gebeine des zahlreichen Menschengeschlechts, welches
die Noachische Fluth zerstörte. Fänden nirgends sich An-
thropolithen; im Diluvium müfsten sie sich finden. -
. Indem wir noch auf dasjenige verweisen, was wir oben
über die wahrscheinlichste Art der sehr allmählich, in langen,
sehr langen Zeiträumen erfolgten Bildung der Entblös-
sungs-Thäler durch den Wasserlauf geäufsert haben; müssen
wir aus diesem Allen schliefsen, dafs auch in der Thalbildung
und in der Anhäufung der Geschieblager durchaus
kein Beweis zu finden ist für das Ereignifs einer plötzlichen
gewaltsamen, schnell vorübergegangenen, und — womit
wir es hier eigentlich zu thun haben — allgeme i n über
die ganze Er d o b e r f l ä c h e ve r b r e i t e t e n F l u th .
Da nun keine Ueberlieferungen bestehen über die Gestalt
welche die Erdoberfläche vor der Fluth gehabt haben