aus früheren in später von ihnen eingenommene Wohnsitze,
zum Theil in Schiffen, und in einem Zustande der ihnen
gestattete Fertigkeiten und Künste in die neuen Wohnsitze
mitzubringen, wie ein Dan aus, Kadmus u. s. w. deutlich
zeigen, dafs dort wo sie herkamen schon ein bedeutender
Grad von Cultur herrschen mufste; — wenn man erwägt
welche Zeiträume erforderlich sind, um ein Volk auf einen
solchen Grad von Cultur zu erheben; — wenn man weiter
erwägt, dafs die Völker die uns jetzt als die ältesten erscheinen
, schon Sagen besafsen aus noch höherem, noch
dunklerem Alterthume; — dann wird man doch eingestehen,
dafs es Verwegenheit seyn würde sich einzubilden,
man wisse Etwas vom Alter des menschlichen Geschlechtes,
oder man werde je im Stande seyn den Anfangspunct seiner
Geschichte aufzufinden; da hierzu weder die Ueberlieferung
noch die geologischen Erscheinungen, beide ihrer eigen-
thümlichen Natur nach, die Mittel darbieten können. Vermögen
wir aber dieses nicht, so haben wir auch keinen
Grund daran zu zweifeln^ dafs der Anfang dieses Geschlechtes
unendlich viel älter ist als unsere sogenannte Geschichte
und als die ältesten aller auf uns gekommenen Ueberliefe-
rungen und selbst Fabeln denselben darstellen möchten.
Glaubte man vielleicht, es müfsten sich doch noch
weit ältere Denkmale in Bauwerken von solider Art vorfinden
als die welche man wirklich kennt? O wie «ehr würde
man sich betrügen. Was sind die vergänglichen Werke der
Menschenhand ? Sie trotzen der Zeit noch weit weniger als die
Ueberlieferungert, Sagen und Fabeln. Diese werden allerdings
von der Zeit entstellt, übertrieben, verfälscht; aber
die körperlichen Werke der Menschenhand werden von jener
bis auf die letzte Spur vernichtet. Wohin sind diejenigen
gekommen von denen die ältesten Ueberlieferungen uns
noch Kunde geben? Salomon’s Sprüche hören wir noch
täglich, von seinen prächtigen Bauwerken ist Nichts mehr
vorhanden. Wo ist Babylon, wo Ninive? und zerfallen
nicht schon die verhältnifsmäfsig jungen Pyramiden Aegyptens?
Jedoch es finden sich wirklich Denkmale menschlichen
Wirkens aus Zeiten die unsere Ueberlieferung nicht zu erreichen
vermag, wie die Schiffe und Schiffsgeräthe im
trockn'en Lande, und ähnliches — wahre fossile Ueberreste
menschlicher Kunst. Und gehören nicht auch hieher — obgleich
aus neuer Zeit — die fossilen Städte am Fufse des
Vesuv, deren wir vorhin gedachten? die Mauern in den
Lavaströmen der Rocce Monfine? u. dergl. Aber auch
diese sind durch ör t l iche Katastrophen zerstört worden,
und solcher Zeugnisse von solchen Ereignissen, die aber
sämmtlich für eine al lgemeine Umwälzung keinen Beweis
liefern, können im Laufe der Zeit leicht noch manche entdeckt
werden. Dahin gehören die Spuren der Zerstörungen
menschlicher Wohnungen und Werke bei den sieben Pagoden,
im Biesbosch, am Dollart an den Küsten der Bretagne,
dahin die verschütteten Städte am Fufse der Alpen: Laga-
ris, Maja, P l ü r s , Gol dau u. s. w. Von ähnlichen in
uralter Zeit gewifs eben so erfolgten Ereignissen sind Nachrichten
und Spuren verschwunden; wer mag wissen wie tief
sie unter Trümmern begraben liegen — nur das tief Begrabene
ist gegen Zerstörung geschützt, — wird jemals ein
Zufall ihre Spuren zu Tage bringen? Werden Goldau und
Lowerz jemals wiedergefunden werden? und, sollte das
nach einem Paar Tausend Jahren geschehen, wird dann
noch Kunde unter dem spätem Geschlechte bestehen von
der Art und von der örtlichen Beschränkung der Katastrophe
die diese Spuren der Zerstörung hinterlassen hat? Wer
möchte diefs mit Zuversicht erwarten? Denn das schmeicheln
wir uns doch nicht, dafs unsere gelehrten Werke
nach Zweitausend oder mehr Jahren noch Leser haben werden?
Vielleicht Göthe und Byron, — kaum Buffon und
Humboldt — gewifs nicht Leonhard, Hoff und Keferstein.