Flüsse, wie z. B. der N il und der P o , in ihrem unteren
Laufe wirklich den Grund ihrer Betten erhöhet haben. Es
ist jedoch wohl zu erwägen, dafs dieses nur in Gegenden
geschieht wo die Menschenhand in die Natur des Wasserlaufs
eingreift und Dämme anlegt, die den Fiufs verhindern,
den mitgebrachten Sand und Schlamm zu seinen beiden Seiten
umher zu verbreiten. In solchen Gegenden wird dieser
Bodensatz allerdings auf dem Grunde des Flufsbettes festgehalten,
Ueberschwemmungen, die ihn auf die Seiten desselben
verbreiten könnten werden beschränkt und gebändigt.
Daraus entsteht die Nothwendigkeit die Dämme immerfort
zu erhöhen, und endlich die unnatürliche Gestalt des Bodens
einer solchen Gegend bei welcher das Land zu beiden Seiten
des Flusses niedriger ist als der Fiufs, und dieser gleichsam
auf einem Landrücken über die Ebenen dahinströmt.
Diese Erscheinung zeigen die Gegenden um die Mündungen
des P o , des Rh e in , der M a a s u. s. w. Himmelweit
verschieden hiervon aber ergeben sich die Erscheinungen
an den Ausflüssen grofser Ströme die der Natur überlassen
sind, wie am Ganges , Mi s s i s s ippi u. dgl. Dort erfolgt
zwar auch eine allmähliche Erhöhung des alten Flufsbettes
durch mitgeführten Sand, und bei Ueberschwemmungen, der
umliegenden Ufergegenden. Aber die Erhöhung des alten
Flufsbettes, das durch Kunst nicht in seinen Gränzen gehalten
wird, macht bald die Ueberschwemmungen häufiger, und macht
sie endlich für die ganze Gegend um die Mündung permanent.
Dann entsteht sogleich in der überflutheten Gegend
ein neues Einschneiden von Stromrinnen; der Fiufs theilt
sich in mehrere Arme, und man hat statt eines zum Theil
allerdings versandeten, nun mehrere Flufsbetten, wie überall
die sogenannte Deltabildung zeigt welche eine Erhöhung
des ganzen Landes um die Flufsmündung, aber nicht blofs
one Erhöhung des Flufsbettes is t1). Hieraus ergiebt sich
deutlich, dafs das E in schneiden des Bodens die Hau p twi
rkung des Wasserlaufs ist, durch welche die Flufsbetten
entstehen und ausgebildet werden, das Er h ö h e n
aber nur eine Nebenw i rkung in gewissen dazu geeigneten
Gegenden, und nur eine vorübergehende, welche
jener Hauptwirkung bald wieder weichen mufs. Kurz, gerade
das Vorhandenseyn der Trümmer und des Sandes
durch welche im untern Laufe eines Stroms sein Bett erhöhet
werden kann, beweifst, dafs er selbst sich solches
in seinem ganzen Laufe eingegraben hat. Uebrigens giebt
es bei den Flüssen noch eine merkwürdige Erscheinung
welche die Frage beantwortet, warum die Anhäufung des
Sandes und Gerölles auf ihrem Grunde nicht noch gröfser
ist, und nicht zu gänzlichem Verstopfen führt“? Diese Erscheinung
bestellt darin, dafs die Oberfläche zweier sich
vereinigenden Flüsse in der Breite niemals die Summe der
beiden Breiten dieser Flüsse vor ihrer Vereinigung, sondern
jedesmal viel weniger beträgt, ja oft nur der Breite des Einen
der vereinigten Flüsse gleich kommt.
Nachdem wir im 1. Buche die durch das Wasser an
den Meeresküsten hervorgebrachten Veränderungen abgehandelt
haben, werden jetzt die auf die vorherangeführten
Arten im Innern der Länder vorgehenden näher zu betrachten
seyn. Diese sind
Veränderung in der Richtung und Lage der Flufsbetten.
Verlassen alter Flufsbetten und Bildung ganz neuer.
Gänzliches Verschwinden eines Flusses.
Verkleinerung, Vergröfserung oder überhaupt Veränderung
der Gestalt von Landseen.
Verwandelung stehender Wassersammlungen, oder
Landseen in Tliäler mit einem fliefsehden Wasser.
Ueberschwemmung von Thälern, oder Verwandlung
trockner Tliäler in Landseen.
Deutliche Spuren von Veränderungen dieser Art findet