Ausbruch der den Ruinen sehr nahe liegenden Sol fatara
im J. 1198, ein Erdbeben > welches im J. 1488 die Stadt
Pozz u o l i zerstörte, und die Entstehung des Monte
nuovo im J. 1538 welcher zwei Jahre lang Erdstöfse in
der dortigen Gegend vorausgiengen.
Nimmt man an, dafs der Ausbruch der Sol fatara
im J. 1198, das Versinken des Landes dort, und das Verschütten
des Bodens der Ruinen mit Trümmern, vulcani-
scher Asche u. s. w., der Ausbruch des Monte nuovo
1538 aber die Wiedererhebung dieser Stelle bewirkt habe;
so würden diese Begebenheiten sowohl in den gedachten
Zeitraum passen, als auch zu Erklärung der meisten der
dort wahrzunehmenden Erscheinungen dienen, und der
Zeitraum während dessen die Ruinen unter Wasser geblieben
sind, würde völlig hinreichen um die Pholaden ihr
Werk wie es sich jetzt an den Säulen darstellt, vollbringen
zu lassen.
Erfolgte das Versinken bei dem Ausbruche der Solfatara,
so wurden vielleicht zugleich einige der Säulen mit
umgestürzt, andere vielleicht später durch die Wellen des
Meeres. Der um den Fufs der stehend gebliebenen Säulen
angehäufte Schutt und die allmählich durch das Meer bewirkten
Anschwemmungen konnten den untersten Theil dieser
Säulen so einhüllen dafs die Pholaden nicht bis an
denselben gelangen konnten. Der Umstand, dafs die drei
Säiden sowohl bei dem Versinken als bei dem Wiedererheben
des Bodens in aufrechter unverrückter Stellung geblieben
sind, beweist Nichts gegen die an sich freilich
gewaltsame Begebenheit, denn nicht bei jedem Versinken
des Landes, besonders wenn ein Strich von einiger Ausdehnung
versinkt, fällt alles was darauf steht in Trümmern.
Bei dem Erdbeben auf Jamaica im J. 1692 versanken
viele Gebäude in die Tiefe ohne einzustürzen. Eben so
sanken bei dem Erdbeben am Indus vom J. 1819 die Häuser
Im Fort Si ndree senkrecht nieder ohne umgeworfen zu
werden. Noch leichter aber konnte die aufrechte Stellung
der Säulen bei dem Wiedererheben des Bodens erhalten
werden, da sie damals zwölf Fufs hoch, und vielleicht
noch höher, von Schutt und Ablagerungen des Meeres dicht
umhüllt und dadurch festgehalten waren.
Dafs aber solche Veränderungen der Höhe des Bodens
in der Gegend von Pozzuol i , und zwar in neuerer Zeit
wirklich vorgegangen sind, das würde sich schon aus anderen
dort wahrzunehmenden Erscheinungen ergeben, wenn
auch die an dem Serapistempel sich zeigenden gänzlich
mangelten. Das Meeresufer in der Bucht von B aj a , nördlich
sowohl (wo der Serapistempel steht) als südlich von
Pozzuol i , besteht aus zwei Theilen. Der ältere ist das
gegen achtzig Fufs hohe Felsenufer aus vulcanischem Tuff
bestehend ; dieses ist durch das Benagen des Meeres immer
mehr zurückgetreten, und vor demselben hat das
Meer Ablagerungen von mehr als zwanzig Fufs Höhe gebildet
die sein jetziges Ufer ausmachen, einen flachen
Landstrich bildend la Star za genannt. L yell1) giebt
Grundrifs und Durchschnitt davon. Diese Ablagerung enthält
nicht nur Ueberreste von Conchylien deren lebende
Originale sich noch dort im Meere finden, sondern auch
von Kunsterzeugnissen mancher Art und Trümmern von Gebäuden.
Die ganze Lage und alle Verhältnisse dieses neuen
Landstrichs, den das jetzige Meer auch schon wieder benagt,
beweisen, dafs er unter dem Meere gebildet worden
seyn mufs, als dasselbe bis an das alte Felsenufer reichte;
dafs diese Bildung so wie die erste Erhebung und Trockenlegung
dieses Landstrichs früher erfolgt seyn mufs als die
Erbauung des auf demselben stehenden Serapistempels und
einiger noch älteren Gebäude in der dortigen Gegend,
1) a. a. O. S. 450.