in den diinnesten und, bei meilenlanger Erstreckung derselben,
die Spuren der Ordnung und Regelmäfsigkeit die
bei ihrer Bildung obgewaltet haben. Höchstens lassen sich
an den äufsersten Rändern einiger derselben noch Zeichen
einer bei der Hebung eingetretenen Gewalt wahrnehmen.
Selbst die Spuren der gröfsten Wirkungen des strömenden
Wassers, die Ablagerungen grofser Massen von losen Geschieben
in den meisten Fällen, und sogar die Bildung
gewisser Trümmergesteine, bei denen ein regelmäfsiges
Streichen und Fallen der von denselben gebildeten Lager
zu erkennen ist, zeigen, dafs diese Wirkungen durchaus
nicht überall plötzlich und gewaltsam erfolgt, sondern allmählich
, in langen Zeiträumen vorgeschritten seyn müssen.
Die ganze von der Ueberlieferung erreichte Zeit —
also doch einige tausend Jahre — hat uns nicht ein einziges
Beispiel einer al lgemeinen, oder auch nur einer über
einen gröfsern Raum als den von einer geringen Zahl
Flächenmeilen verbreiteten Katastrophe aufbewahrt. Von der
einzigen Begebenheit, die man für eine solche allgemeine
Katastrophe, von welcher die Kunde durch Ueberlieferung
auf uns gekommen wäre, wohl hat ansehen wollen, von
der grofsen Fluth, oder sogenannten Sündfluth, glauben
wir oben dargethan zu haben, dafs ihre Allgemeinheit nicht
nur problematisch, sondern selbst in hohem Grade unwahrscheinlich
ist; dafs die davon in mehreren Gegenden
erhaltenen Sagen sich auf örtliche Erscheinungen deuten
lassen; und dafs diese keine, oder nur unbedeutende Spuren
hinterlassen, aber keine Thalbildung, keine Verwande-
lung von Land in Meer und umgekehrt, oder andere Veränderungen
gröfserer Art auf der Erdoberfläche bewirkt
haben können.
Wenn sich nun begrabene Ueberbleibsel der organischen
Welt in so grofser Menge, von allen bekannten Clas-
sen der Pflanzen undThiere finden, ja sogar von noch meh-
Ueber allgem. Katastrophen. 241
reren Geschlechtern und Arten als die jetzige Schöpfung
aufzuweisen hat; — wenn in der Lagerung dieser Ueber-
reste sich überall Regelmäfsigkeit, Ordnung, Stufenfolge,
und unverkennbare Spuren der Ruhe und des allmählichen
Fortschreitens derjenigen Naturwirkungen zeigen, die diese
Ueberreste aufbewahrt, ja man könnte sagen aufbereitet
und in ihre jetzige Lage gebracht, oder vielmehr darin erhalten
haben; — wenn die zartesten Pflanzen in deutlichen
Abdrücken bewahrt, Stämme im Gebirgsgestein aufrecht
erhalten worden sind; — wenn selbst in den jüngsten Erd-
und Steinlagern, gerade denjenigen, die man noch am
ersten für Ergebnisse gewaltsamer Bewegungen ansehen
könnte, wenn selbst in diesen die Gebeine der gröfsten wie
der kleinsten Thiere, Elephanten wie Mäuse — oft noch
als vollkommene Gerippe, und in der Lage des zwar vielleicht
plötzlichen aber von keiner gewaltsamen Zertrümmerung
begleiteten Todes erscheinen; —• warum, müssen wir
dann fragen, warum erscheinen denn unter diesen so zahlreichen
und mannigfaltigen Ueberresten keine aus der Classe
der Vögel? — Wir sagen unbedenklich keine; denn die
wenigen Beispiele von fossilen Vogelknochen und Ornitho-
lithen, die hie und da ganz einzeln aufgefunden worden
sind, verhalten sich zu denen der übrigen fossilen Geschöpfe
des Thierreichs nicht wie Eins zu Tausend, vielleicht nicht
wie Eins zu Zehentaüsend.
Eine allgemeine Katastrophe der ganzen Erdoberfläche
würde auch diese Thierclasse vernichtet, und mit den
anderen in den Trümmern begraben haben. Wenn daher
unsere oben geäufserte Meinung, dafs eine allgemeine Katastrophe
alle organischen Ueberreste überhaupt so vernichtet
haben müfste, dafs davon keine- Denkmale übrig
bleiben konnten, verworfen, und tlie übrigen fossilen Gebeine
wirklich als Denkmale eines solchen grofsen Ereignisses
betrachtet werden sollten, so müfsten sich darunter
Veränder. d. Erdoberfl. Bd. III. Q