Von den Bergen in Rom kann man daher nicht sagen,
dafs sie an sich niedriger geworden sind; sondern sie sind
nur in Beziehung auf den tiefer liegenden übrigen Boden
der Stadt niedriger geworden, weil dieser allmählich eine
sehr beträchtliche Erhöhung bekommen h a f Die Erhöhung
der tiefer liegenden Theile der Erdoberfläche, — die
wie oben bemerkt schon durch die Natur bewirkt werden
kann — wird es ganz entschieden, und mit sehr schnellem
Vorschreiten an Puncten wo Menschen in Menge zusammen
wohnen. Es möchte wohl keine nur einigermas-
sen alte Stadt geben, in welchen sich diese Erscheinung
nicht deutlich zeigte, in der man nicht alte Häuser fände,'
in welche i on der Strafse Stufen niederwärts führen, was
gewifs bei ihrer Erbauung nicht so eingerichtet worden
ist; und wo man nicht altes Strafsenpflaster oft mehrere
Fufse tief unter dem neuen fände, und ähnliche Erscheinungen
mehr. In Rom z. B. war das Pantheon ehemals
so gelegen, dafs man von dem Platze vor demselben auf
Stufen zu seinem Eingänge h i n a u f stieg; jetzt steigt
man auf Stufen in. das Innere des Gebäudes h i n a b 1).
Dasselbe findet man an allen alten Trümmern in Rom
und in anderen Städten, ihre untersten Theile sind tief
im Schutte begraben. Die Erklärung dieser Erscheinung
giebt sich von selbst.
Rajus 1 2) erzählt dafs der Kirchthurm des Ortes Craich
in De rb y sh i r e von einer zwischen den Orten Honten
und Wi r kswo r t h liegenden Anhöhe im Jahre 1612 nicht
gesehen werden konnte; dafs man aber zu Rajus Zeit
(ungefähr 40 — 50 Jahre später) dort nicht nur diesen
Thurm, sondern auch einen Theil der Kirche selbst sehen
1) K i r c h e r a. a. O.
2) Bergmann phys. Erdbescbr. tentscb v. Itiihl 3. Ausff. B. 2.
S. 143. citirt Rajus,
konnte. Diese Erscheinung wird natürlicherweise dem Nie-
drigerwerden einer zwischen dem Thurme und dem Beobachtungsorte
liegenden Anhöhe zugeschrieben; wenigstens
scheint kein Umstand wahrgenommen worden zu seyn der
eine Erhöhung oder Erhebung des Beobaclitungs-Ortes oder
des beobachteten Gegenstandes anzunehmen erlaubte. Dasselbe
erzählt man von einem Berge in No r t h amp t o n s
h i r e 1); imgleichen von einem Orte bei Fo l k s to n e in
Kent und von einem andern in I r 1 a n d 2). .
Von den aus den jüngsten lockeren Gebirgsformatio-
nen in der Gegend von Turin bestehenden Hügeln sagt
B r o n n 3): dafs die Veränderung'ihrer Oberfläche immer
fortschreite. Die Bäche dort graben sich immer tiefere
Betten, und die Erdwände stürzen nach. An den Füfsen
wird dadurch eine neue Erdschicht abgelagert.
Ein hieher gehörendes Beispiel fügen wir noch aus
einer uns unmittelbar mitgetheilten Wahrnehmung hinzu.
Ungefähr drei Viertel Meile nordwärts von Got ha liegt
ein Dorf Nahmens War za. Zwischen diesem und der
Stadt befindet sich eine kleine Anhöhe, die der letztem
den Anblick des Dorfes entzieht. Auf dem hochliegenden
Herzoglichen Schlosse aber kann man den Kirchthurm desselben
und den obern Theil des Kirchendaches sehen. Ein
alter Geschäftsmann der über vierzig Jahre lang seinen Arbeitstisch
an Einem und demselben Fenster des Schlosses,
und immer ein Fernrohr zur Hand hatte, mit welchem er
die vor ihm ausgebreitete Gegend durchmusterte, hat uns
berichtet, dafs er in seiner Jugend nur den Thurm der Dorfkirche
und nichts von dem Dache desselben habe sehen
können. Der Mann war sehr aufmerksam und zuverlässig,
1) P l o t t Natural hist, of Staffordshire.
2) Philos. Transact, abr. V. 4. P. 2. p. 248.
3) Leonhard's Zeitsclir. f. Mineralogio 1825. B. 1. S. 61.