Nothwendigkeit, die Frage zu beantworten, wohin die ungeheuere
Wassermasse dieses fast die höchsten unserer jetzt
bekannten Bergketten überfluthenden Weltmeeres gekommen
seyn könne1? gegen welche die Wassermenge der heutigen
Meere zu einer unbedeutenden Gröfse herabsinkt;
aus diesen erfundenen Räthseln und dem Bestreben sie aufzulösen
entstanden die vielen künstlichen, mehr oder weniger
sinnreichen, oft aber auch abentheuerlichen geologischen
Muthmafsungen und sogenannten Theorien der Erde.
Einige derselben, so wenig haltbar sie jetzt dastehen, flö-
fsen immer hohe Achtung für den Geist ihrer Erfinder ein,
die nicht verdienen, dafs man ihrer spotte, da sie ihre besten
Geisteskräfte aufgeboten haben um, über die ihnen
ohne ihre Schuld abgehende Erfahrung hinaus, durch
mühsame Forschung nach unbekannten Naturgesetzen sich
der Wahrheit zu nähern. Wenn gleich diese auf dem von
ihnen betretenen Wege nicht zu finden war, so haben doch
die meisten dieser Forscher das grofse und dankbar anzuerkennende
Verdienst, eine Menge von wirklichen und wichtigen
Thatsachen gesammelt und an das Licht gebracht zu haben,
die ihren Nachfolgern weit leichter, ja vielleicht erst möglich
machten, auf dem Wege der Erfahrung dein Ziele näher
zu kommen.
Ein Theil dieser, sowohl aus den Ueberlieferungen älterer
Zeit gesammelten, als auch erst in der allerneuesten
wahrgenommenen Thatsachen hat endlich auch dahin geführt,
in bekannten und noch jetzt thätigen Naturkräften die
W irkungen zu erkennen durch welche die mit versteinerten
Meergeschöpfen angefüllten, ja oft ganz aus solchen bestehenden
festen Felslager aus der Tiefe der Oceane auf die
zum Theil sehr hohen Puncte auf denen man sie jetzt findet,
versetzt worden sind.
Die häufig, zu allen Zeiten und an mehreren Puncten
der Erdoberfläche wahrgenommene, durch Erdbeben und
Vulcane bewirkte Emporhebung des festen Bodens auf mehr
oder minder großen Flächenräumen erklärt vollkommen diese
gröfste, auffallendeste und gewifs merkwürdigste Art aller
Veränderungen welche die Erdoberfläche betroffen haben.
Man hat diese Erscheinung so wie das Gegentheil davon,
das Einsinken des Bodens, in sehr grofsem Maasstahe
_ wenigstens in Hinsicht auf wagerechte Erstreckung
selbst in der neuesten Zeit wahrzunehmen Gelegenheit gehabt.
Für die erste giebt die bei dem Erdbeben vom J. 1822
erfolgte Erhebung der Küste von Chili auf eine Lange von
Einhundert englischen Meilen ein grofses Beispiel, für die
letztere das Einsinken einer Felsenreihe von Lissabon bis
Mogador bei dem Erdbeben vom Jahre 1755. Wir wissen
jetzt wie grofs in dieser Art sich zu äufsern die Wirkungen
der Erdbeben seyn können, aber wir können darum noch
nicht behaupten die höchste Ausdehnung, den höchsten
Punct dieser Kraft zu kennen. Daher darf die Gröfse der
Erscheinungen die wir mit dieser Wirkung erklären wollen,
uns nicht abschrecken diese Erklärung zu Hülfe zu nehmen,
auf welche wir durch so augenscheinliche Umstände
hingewiesen werden. Die vornehmsten Beweise dafür, dafs
durch Erhebung des Bodens von innen heraus die größten
Veränderungen in der Gestalt der Erdoberfläche hervorgebracht
Werden können sind folgende.
Die Erdbeben, die das Mittel sind den festen Boden zu
erheben und zu versenken, äufsern ihre Wirkung — sobald
diese überhaupt aufgröfsere Landstriche ausgedehnt ist —
immer in linearer Richtung durch dieselben; ja, man kann
auf der Erdoberfläche gewisse zwar in ihreit einzelnen Thei-
len mehr oder weniger gebogene, aber im Ganzen einer
Hauptrichtung folgende Linien nachweisen, auf denen die
Erdbeben lange Zeiträume hindurch sich mehr oder weniger
oft wiederholen. Auch die Vulcane, in denen dieselben
Kräfte, welche die Erdbeben hervorbringen, nur auf eme