erwähnt dieser Sage nicht, und scheint überhaupt seinen
Araxes — da er ihn nach Ba ct r i ana verlegt— mit dem
J a x a r t e s zu verwechseln 1).
Aber ein Nebenflufs des Te r ek soll vormals einen andern
Lauf als jetzt gehabt haben, worauf sowohl die natürliche
Beschaffenheit der Gegend als auch eine Nachricht
aus dem Alterthume deuten. Dieses ist die Malka die dem
Te r e k von Nordwest her zufällt, und demselben, der bis
zu ihrer Mündung in nördlicher Richtung läuft, mit ihrer
grofsen Wassermasse den Weg nach Osten weifst. Reineggs
vermuthet, dafs sie ihr Wasser einst in den grofsen
Manyts c h ergossen, und folglich mit diesem dem Schwar zen
Meere oder vielmehr dem Don zugeströmt sey.
Noch bezeichnen eine Reihe von abwechselnd Wasser haltenden
und trocknen Seen den ehemaligen Lauf des Many
t s ch sowohl als der Malka. Reineggs ist der Mei4-
nung, dafs Theophanes von My t i l en e , welcher behauptet,
der Tanai s (Don) komme aus dem Caucasus,
ebenjenen damals noch wasserreichen Manyt s c h für den
Tana i s gehalten habe a). Wir enthalten uns eines Ur-
theils über diese anscheinend etwas kecke Vermuthung.,
Selbst von Amer ica, das uns doch keine Nachrichten
aus sehr alter Zeit überliefert, sind Beispiele von Veränderungen
im Laufe der Flüsse vorhanden. H. v. Humboldt
3) hat eine Veränderung des Laufes des Or i noco i n
der Gegend von Ma y p u r e s beobachtet, wo der Flufs
sein altes Bett'im Westen verlassen, und sich ein neues
näher an der östlich liegenden Bergkette gebildet hat. Ob
diese Wahrnehmung sich auf Ueberlieferung oder nur auf
das Ansehen der Gestalt der Gegend gründet, darüber hat
der berühmte Reisende sich nicht erklärt.
1) S tr a b o L. II. T. 4. p. 593. ed. Tzschukc.
2) Reineggs Caucasus Th. 1, S- 13.
3) Voyagc, T. 2. S. 360.
Am Mi s s i s s i p p i sind solche Veränderungen im
gröfsten Maafsstabe sichtbar !). Da ihm seine gröfsten Nebenflüsse
von der Westseite zufallen, so füllen diese sein
Bett am westlichen Ufer fortwährend mit Sand und Schlamm,
und der Flufs, sein östliches Ufer untergrabend, rückt sein
Bett immer weiter gegen Osten. Durch die grofsen Massen
von Sand und Erde, und besonders auch von Holz, die dieser
Flufs und seine Nebenflüsse mitbringen, werden zugleich
veränderliche Inseln in demselben gebildet, und er wird
dadurch hie und da in mehrere, unterhalb der Inseln sich wieder
vereinigende Arme zertheilt. Wie sehr die Gestalt die
sein Bett dadurch annimmt dem Wechsel unterworfen ist,
ergiebt sich aus der vom Capit. Hall mitgetheilten Nachricht
, dafs eine Aufnahme und Zählung' dieser Inseln, die
man wenige Jahre vor der Ankunft des genannten Reisenden
zu Stande gebracht hatte, zur Zeit seiner Anwesenheit
schon nicht mehr richtig war. Ferner bilden der Miss i s sippi
und mehrere seiner gröfseren Nebenflüsse auch veränderliche
Seen, welche entstehen, und, wieder verschwindend
, zu trocknen Thälern werden 1 2).
Der berühmte Nia ga r a F a l l in Nor dame r i c a
zeigt völlig dieselbe Erscheinung wie sie an den Esthländi-
schen Flüssen wahrgenommen wird. Die Fläche des Sees
Er i e dessen Ausflufs den Ni a g a r a bildet liegt 330 Englische
Fufs über dem See Onta r i o , dem das Wasser aus
jenem zugeführt wird. Bei dem Ausflusse aus dem Er i e -
S e e fliefst der Strom, seine Ufer fast erfüllend, auf einem
horizontale^ Lager von festem Kalkstein, theilt sich bald
in zwei Arme die eine Insel umfassen und sich unmittelbar
1) S. auch Th. 1. S. 395. f.
2) L y e l l Principles, T. 2. S. 185. f. citirt: Wi l l . D a r b y Geogr.
descript, of the State of Louisiana. Philadelphia 1816. S. 38.
u. 102. — Bas. Hal l Travels in North America V. 3. S.361.
H 2