zuruck oder seitwärts wiefs, da wird durch das fortwährende
Abnagen eine Abrundung der festen Masse entstehen, und
das B lufsbett wird allmählich eine mehr oder weniger sanfte
Krümmung um den festen Körper bilden, statt eines scharfen
Winkels. Daher findet man nicht leicht dafs Flüsse
sich in scharfen Winkeln von ihrem Laufe abwenden.
Trifft der Wasserlaufeine Gegend, die sein Fortfliefsen
auf allen Seiten hindert, so sammelt sich das herbeiströmende
Wasser, und steigt, durch Zurufs genährt, und
wenn die Verdunstung nicht ebensoviel davon wegnimmt als
der Zuflufs liefert, so lange bis das Hindernifs von der
Wasserfläche überstiegen ist. An dem niedrigsten Puncte
der Ufer einer solchen Wassersammlung erfolgt alsdann ein
Abflufs des Wassers. Dieses schneidet dort in den Boden
ein, und bildet darin allmählich eine Rinne, ■— ein neues
Flufsbett. Im Fortschreiten des Einschneidens kann dieses
neue Flufsbett endlich die Tiefe des alten erreichen, wodurch
dann die ganze über dem letztem gelegene Wassersammlung
abfliefsen, und der durch sie gebildet gewesene
See in einen Flufs verwandelt werden kann.
Da wo die eine solche Wassersammlung einschliefsen-
den Wände von gleicher Höhe sind, bestimmt die gröfsere
oder geringere Festigkeit der Masse, aus der sie bestehen,
die Gröfse und Schnelligkeit des von dem fliefsenden Wasser
darin bewirkten Einschneidens. Das Wasser greift die
weicheren Theile des Bodens stärker an als die härteren,
bildet daher in den ersteren schneller eine tiefere Rinne,
und wendet dahin seinen Lauf. Die ungleiche Vertheilung
härterer und weicherer Bodenmasse auf der Erdoberfläche
verursacht daher, eben so wie die verschiedenen Grade
und Richtungen der Neigung des Bodens, die überall wahrzunehmenden
Windungen des natürlichen Wasserlaufs.
Dieser natürliche Hergang bei der Bildung der Flufs-
betten könnte glauben machen, dafs ein durch denselben
einmal hervorgebrachtes Flufsbett zwar allmählich vertieft
und erweitert werden, aber im Ganzen immer seine ursprüngliche
Richtung behalten müsse. Aber die Wahrnehmung
zeigt, dafs dieses nicht der Fall, sondern dafs auch
die Richtung der Flufsbetten, besonders der grÖfseren,
mehreren Veränderungen unterworfen ist.
Veränderungen hierin werden durch verschiedene Ursachen
bewirkt. Wenn eine fliefsende Masse Wassers fortfährt
ihre Ufer zu benagen, so kann sie an den Stellen an
welchen dieses Benagen am stärksten erfolgt, d. i. an dem
Ufey derjenigen Windungen , gegen die der Wasserlauf in
ganz oder beinahe senkrechter Richtung anprallt, nach Ab-
spühlen weicherer Theile des Ufers auf eine härtere Bodenmasse
stofsen, die gröfsern Widerstand leistet, und den
Wasserlauf in einem scharfem Winkel zurückweifst als der
war, welcher vorher im weicheren Boden seine Richtung
bestimmte. Das zurückströmende Wasser wird alsbald auf
das gegenüber liegende Ufer an einem andern Puncte und
mit gröfserer Gewalt als vorher treffen, und dort stärker
zerstörend wirken als vorher. Besteht nun das auf diese
Weise getroffene Ufer vielleicht aus weicher Masse, so wird
die Zerstörung desselben das Bett des Flusses immer mehr
auf seine Seite lenken. Diese Veränderung des Wasserlaufs
mufs aber zugleich mit zur Veränderung desselben in
den nächstfolgenden Windungen ein wirken, weil nun auch
in diesen die Ufer immer in anderen Winkeln von dem abgeänderten
Stromlaufe getroffen werden.
Umgekehrt, wenn der Strom eine ihm entgegenstehende
feste Bodenmasse durchnagt hat, und in eine hinter dieser
liegende weichere eintritt, und zwar mit unverminderter
Kraft, so wird er diese weichere Masse schneller als
vorher die festere angreifen, sein Lauf wird weniger Widerstand
finden als vorher, und weniger kräftig zurückgewiesen
werden; der Winkel seiner Windung wird daher allmählich