setzt wie die Höhen, und derselbe Hergang der ZerstB-
rung findet auch hei ihnen statt. Da aber die Trümmer
der Höhen in die Vertiefungen herabgeführt werden, so
kann sich dadurch das ersetzen was die Zerstörung deii
letzteren nimmt. Ja es kann sogar ein Uebermaas der zugeführten
Bestandtheile über die weggenommenen eintre-
ten, in welchem Falle die Vertiefung erhöhet werden
wird. Die vornehmste Bedingung des Umstandes, ob hier
Erhöhung oder Vertiefung hervorgebracht werden soll,
liegt in der Art wie das fiiefsende Wasser dabei wirken
kann.
Wir haben schon im ersten Buche Einiges von dieser
Wirkung erwähnt, und uns schon da auf die Thätigkeit
der Flüsse und strömenden Gewässer hierbei bezogen;
auch zu zeigen versucht, dafs die Wirksamkeit derselben
an den Puncten am merkbarsten hervortreten mufs, an
welchen die Unebenheit der Erdoberfläche am gröfsten
ist; dafs sie sich dagegen dort schwächer äussern wird,
wo Höhen und Tiefen in sanften Uebergängen zu einander
verfliefsen, und keine kleinen Winkel und steilen Abhänge
bilden. Obgleich die Wirkung immer fortschreitet,
so geschieht dieses doch an jedem Puncte in abnehmendem
Verhältnisse, je gröfser allmählich die Winkel werden,
welche die steileren Abhänge mit den sanfteren oder
mit den Ebenen bilden. Daher kann man annehmen, dafs
selbst dann, wenn es keine andern Wirkungen gäbe die
auf die Höhe und Tiefe der Erdoberfläche Einflufs hätten,
als diese von der hier die Rede ist, dennoch der
Zeitpunct in welchem die Oberfläche des trocknen Landes
zu einer vollkommenen Ebene abgeglättet seyn würde —
wie Manche sich als möglich gedacht haben —, unendlich
entfernt liegen müfste. Wir brauchen nicht zu erwähnen,
dafs die durch noch ganz andere Wirkungen hervorgebrachten
Erhebungen und Einsenkungen auf der Erd-
Oberfläche den Gedanken an die Möglichkeit einer solchen
Abglättung als ein nichtiges Ilirngespinnst darstellen.
Die Erscheinung des Niedrigerwerdens der Höhen
durch alle Theile der Erdoberfläche verfolgen zu wollen,
würde ermüdend und unnütz seyn, denn sie mufs sich
überall zeigen. Indessen wollen wir nicht unterlassen,
einige Beispiele davon anzuführen, die besondere Aufmerksamkeit
erregt haben, und dadurch Gegenstände der Ue-
berlieferung geworden sind.
Aelian x) sagt: die Schiffer hätten bemerkt, dafs der
Aetna, der Par n a f s und der Ol ymp niedriger geworden
seyen. Der Aet na giebt zwar kein Beispiel für die
in Rede stehende Wirkung, da die Höhe der Vulcane bekanntlich
aus ganz anderen Ursachen Veränderungen erleidet;
wie denn auch neuerlich die Bemerkung gemacht
worden ist, dafs bei Te r r a di F u r n a r i , wo sonst die
Spitze dieses Berges gesehen werden konnte, man sie in
neuerer Zeit nicht mehr sah1 2). Die beiden andern von
A e l ian genannten Berge aber können allerdings als Beispiele
angeführt werden.
Von dem P a l a t in i s c h e n und dem Ca p i t o l i -
ni s e h en Bergen in Rom weifs man dafs sie vor Zeiten
felsige, ziemlich bedeutende Anhöhen waren, und jetzt
sind sie dem übrigen Boden der Stadt fast gleich 3). Auch
diese Wahrnehmung gehört nicht eigentlich zu der Erscheinung
von welcher hier die Rede ist. Anhöhen welche
Gebäude tragen sind der Zerstörung durch Luft und
Wasser gar nicht unterworfen, so lange ihre Gipfel von
der Menschenhand durch Bauwerke und künstliche Bedeckung
dagegen geschützt und unversehrt erhalten werden.
1) Var. H. L. 8. c. 11.
2) Boc cone Museo di fiscia e di Espericnea S. 8.
3) K i r c h e r Mund, subterr. L. 2. c. 12. §, 2.