Der Schlufssatz unserer Untersuchungen und Folgerungen
bleibt daher: Weder Ueberlieferung noch Beobachtung
der Natur in ihren Erscheinungen geben Beweise für
eine einmal erfolgte oder wiederholte al lgemeine Umwandelung
(Katastrophirung) der Erdoberfläche, und für
Zerstörung einer ganzen organischen Schöpfung; sondern
überwiegende Gründe erlauben nicht nur, sondern fordern
sogar, dafs man die Veränderungen die man auf der Erdoberfläche
wahrgenommen hat, und noch wahrnimmt, nicht
nur als auf einzelne Theile und Gegenden derselben beschränkt
betrachten mufs, sondern auch dafs man sie keinen
aufserordentlichen Naturwirkungen, welche aufgehört haben,
sondern allein der Wirkung derjenigen Kräfte zuschreiben
darf, durch die man noch jetzt alle und jede
Naturerscheinungen hervorgebracht sieht; und dafs die für uns
unermefsliche Gröfse der Zeiträume, in welchen diese Kräfte
allmählich und immerfort gewirkt haben, genügt, die Veränderungen
durch eben diese Kräfte hervorbringen zu lassen.
Schon der Weise von Stagyra redet dieser Ansicht das
Wort, wenn er sagt *):
„Da aber alles natürliche Entstehen in Hinsicht auf die
„Erde allmählich, und im Verhältnisse zu unserm
„Leben in sehr langen Zeiträumen erfolgt; so bleibt
„dieses Entstehen unbemerkt, und eher gehen die
„ganzen Völker unter und verderben, ehe von der
„Umwandelung des Entstandenen vom Anfänge bis
„zum Ende eine Erinnerung statt findet.“
und weiter
„Es ist also offenbar, dafs, da die Zeit nicht aufhort,
„und das All ewig ist, dafs weder derFlüfs Tana'xs noch
„der Nil immer flofs, sondern der Ort von wo sie
„fliefsen, einst trocken war. Denn ihr Wirken hat
„ein Ziel, die Zeit aber nicht.“
X) A rist. Meteorologe L. 1. C. 14.