„Ursach und Wirkung?” — Es ist zu bemerken, dafs
diese Aeufserung vor dem Jahre 1800 geschrieben ist.
Im Jahre 1802 besuchte,H. v. Buch die Auvergne *).
Hier zeigten sich ihm Erscheinungen, die ein so erleuchteter
Geolog nur durch Annahme einer Erhebung ganzer
Massen erklären konnte. H. v. Buch sprach sich auch alsbald
für diese Erklärung sehr bestimmt aus, und unterschied
ausdrücklich die Erhebung ganzer Massen von dem
Auswurfe von Schlacken und zerkleinten Theilen, wie bei
der Bildung des Monte Nu ovo erfolgte1 2).
Um dieselbe Zeit bereiste H. von Humboldt Amer
ica, und bald gab er Nachricht von gewissen grofsen
Erscheinungen in diesem Erdtheile, die auch Er keinen
anderen Ursachen als der Erhebung ganzer Bergmassen
von Innen heraus zuschreiben konnte, wie die Bildung der
Kuppelberge in den Anden, die Bildung des Xorul lo in
Mexico u. s. w.
So wurde von diesen beiden würdigen Naturforschern
der erste Grund zu der neuern Erhebungstheorie gelegt,
durch Beobachtungen welche von jedem derselben allein in
einem andern Erdtheile gemacht waren. Noch aber bezog
sich diese Theorie nur auf Berge von eigentlich vulcani-
scher Bildung, auf wirkliche Vulcane, auf Trachyt- und
Basaltberge.
Auch hatten sich die auf diese Theorie gegründeten
Ansichten noch nicht viel inehr erweitert, als H. von Buch
in den Jahren 1801 und 1808 die Jteise nach»dem Nordcap
machte, in deren im J. 1810 erschienenen Beschreibung
er zuerst den Gedanken von der allmählichen Erhebung
eines grofsen Theiles von Schweden bekannt werden liefs.
Ohne Zweifel war in seinem Geiste die Erhebungstheorie
1) Desselben Werkes Th. 2. S. 225 f. Dieser zweite Theil kam
erst 1809 in den Buchhandel.
2) a. a. O. S. 306.
schon weit genug entwickelt um einen solchen Gedanken
wagen zu können, aber die Welt kannte diese Entwickelung
noch nicht.
Die gröfsere Erweiterung der Erhebungstheorie findet
man erst in der Abhandlung des II. v. Buch über den
Trapp-Porphyr (jetzt Tr a c h y t benannt) J). In dieser
spricht Er sich schon für die Möglichkeit aus, dafs sehr
grofse Bergmassen, wie der Montdore und der Cantal ,
erhoben, dafs Granit durch vom Innern der Erde aufsteigende
elastische Dämpfe in porphyrartige Gesteine könnte
verwandelt wurden seyn.
Dafs Er auch die Erhebung noch gröfserer, ja sehr
grofser Gebirgsmassen anzunehmen geneigt ist, deutet Er
in seiner Abhandlung über das Berninagebi rge wenigstens
an 2).
Später stellte er den ganz neuen Gedanken von E r hebungs
kr a ter n auf, der jedoch auch nur auf eigentliche
vulcanische Formen bezüglich ist 3), und der sich dann
in Seiner Beschreibung der Canarischen Inseln weiter ausgeführt,
und durch die schönen Charten und Abbildungen
von Palma, Sautor in und Bar ren Island erläutert
findet. Den grofsen Hauptgedanken aber, den, dafs ganze,
ja alle Gebirgsketten durch die Erhebung in der Richtung
langer Spalten entstanden seyn möchten, hat Er zuerst klar
und unumwunden in Seinen erst im J. 1825 erschienenen
Abhandlungen über den Dolomi t als Gebi rgs ar t
ausgesprochen 4).
1) Abhandlungen der physical. Classe der königl. Akademie zu
Berlin, a. d. Jahren 1812—1813. S. 129 f.
2) Abh. derselben Akad. a. d. Jahren 1814 —1815. S. 105 f.
3) Abh, derselben Akad. a. d. Jahren 1818 —1819. S. 51 f.
4) Dieselben Abhandl. v. d. Jahren 1822 —1823. S. 83—136.
gedruckt 1825.