vulcanischen Ausbrüche Einflufs haben sollten, durch die
Erfahrung noch keinesweges bestätigt
S. 82.
Was dort über die Elektricität gesagt ist, gilt nur von
der Ansicht, welche die Elektricität als Ursache der Erdbeben
und vulcanischen Erscheinungen aufgestellt hat.
Nach den durch neue und geistvolle Forschungen gewonnenen
Ansichten von der Elektricität erscheint dieselbe
ferner nicht als eine eigenthümliche Materie, sondern als
eine eigenthümliche Wirkungsweise, oder vielmehr als eine
besondere Stufe, oder als das Product einer gewissen Wirkung
des allgemeinen Chemismus der Natur, dieser ein
Ganzes bildenden Thätigkeit der Naturkräfte, von welcher
auch der Galvanismus nur eine eigenthümliche, mit der
Elektricität identische Aeufserung ist. Unter dieser Ansicht
mag zwar, ja es mufs eine Verbindung zwischen
den elektrischen, so wie zwischen den magnetischen Erscheinungen
und denen der Erdbeben und Vulcane allerdings
bestehen; aber dabei kann man immer nicht sagen, dafs die
Elektricität die Ursache der Erdbeben und der vulcanischen
Erscheinungen sey.; sondern nur, dafs beide Erscheinungen
als unter sich in Verbindung stehende P r o d u c t e
jenes allgemeinen Chemismus angesehen werden müssen 1 2 * S.).
Eine besondere Ansicht von den Ursachen der Erdbeben
ist neuerlich von einem schwedischen Gelehrten gefafst
worden. Dieser glaubt, manche Erdbeben könnten, unabhängig
von vulcanischen Wirkungen, aus der allmählichen
Verdichtung der Erdrinde, die von aufsen nach innen fort1)
F r . K r i e s Preisschrift de nexu in te r te r r a e m o tu s v e l montium
ig n ivom o rum erup tion es e t s ta tum A tm o sph a e ra e . In A c tis So-
c ie ta tis Ia blonovianae n o v is. T. 1. 1832.
2) G . F . P o h l Versuche u. Betrachtungen über die polare Thä-
thigkeit des flüssigen Leiters in der galvanischen Kette, in
K ä s tn e r ’s Archiv B. 3. H. 1 u. 3.
schreite, jemehr die Wärme des Innern verfliege, entstehen.
Die Veränderung im Volum die dadurch entsteht mufs,
sagt er, Spalten von geringer Breite aber von ungeheuerer
Länge hervorbringen. Er glaubt, nach Beobachtungen über
Körper die sich beim Erkalten zusammenziehen, schliefsen
zu müssen, dafs diese Spalten ungefähr in der Richtung der
Meridiane entstehen müfsten, und meint, dafs diese Richtung
auch die der gröfseren Erdbeben sey x).
Die zuletzt angeführte angebliche Thatsache ist nun geradezu
unwahr. Es ist zu bekannt, dafs die Richtung der
Erdbeben weit mehr der Richtung der Bergketten, in deren
Nähe sie sich ereignen, als Irgend einer andern folgt. In
America, wo die Hauptketten ungefähr in der Richtung der
Meridiane streichen, folgen freilich auch die Erdbeben dieser
Richtung. Aber anders ist es in anderen Gegenden, wovon
ganz neuerlich in der Richtung der Erdbeben in Spanien
und im südlichen Rufslande sich Beispiele gezeigt haben.
Hiernächst leuchtet gar nicht ein, warum bei einer
durch Erkalten erfolgen sollenden Zusammenziehung der
Erdrinde, die in derselben entstehenden Risse gerade in der
Richtung der Meridiane entstehen sollen. Da diese Erkältung,
wenn sie überhaupt angenommen werden darf, in den
Gegenden um die Pole rascher vorgeschritten zu seyn scheint,
als in den zwischen diesen und dem Aequator liegenden Erdstrichen,
so sollte man glauben, die Kugelsegmente um die
Pole müfsten sich zuerst abgetrennt haben und zwar in der
Richtung der Parallelkreise, und so würden alle übrigen
Risse ebenfalls diese Richtung haben annehmen müssen, also
eine senkrecht auf der der Meridiane stehende.
Endlich, wenn man ein Erkalten und Zusammenziehen
der Erdrinde annimmt, so mufs man sich diese als eine
1) Aus A o rsb c ra e tte lse r om Vetensk. F r am s tc g . Stockholm 1822.
S. 151. in F e r n s s a c B u ll, d e s Sc. n a t. 1824. T. 1. p. 4.