Auf den Meeresgrund wirkt v ausser den vulcanischen
Kräften, die wir im vorhergehenden Buche abgehandelt
hahen, und der Versteinerung der auf demselben wohnenden
organischen Wesen, nur das Wasser des Meeres; auch
der Lüftkreis wirkt nur mittelbar durch dieses auf denselben.
Wie das Wasser auf den Boden des Meeres
wirkt, davon wissen wir nur etwas Weniges, und auch
dieses Wenige nur von solchen Theilen desselben, die man,
hei geringer Tiefe oder in der Nähe von Küsten einiger-
mafsen hat beobachten können. Was fern von Küsten
und in grofsen Tiefen des Meeres vorgeht, bleibt der
Beobachtung der Menschen entzogen.
Von den mit dem Meeresboden vorgehenden Veränderungen
gehören in diese Äbtheilung unserer Geschichte
nur diejenigen, welche denselben bis zur Meeresfläche und
über dieselbe erhöhen, ihn folglich in trocknes Land verwandeln.
Es ist diefs’eine eigenthümliche Bildung neuen Landes
und neuer Inseln, verschieden von der, welche durch die
Ströme, .und von der welche durch vulcanische Ausbrüche
und Erhebungen hervorgebracht wird. Jener haben wir im
ersten, dieser im zweiten Buche gedacht. Diese dritte, die
Bildung neuen Landes durch Corallenbau wird einer der in
diesem dritten Buche abzuhandelnden Gegenstände seyn.
Auf die Oberfläche des trocknen Landes wirken mancherlei
Kräfte durch das Mittel von Stoffen verschiedener
Art. Diese sind, anfser den Vulcanen und Erdbeben,
der Lu f tk r e i s , das dem trocknen Lande angehörende
Wa s s e r und das o r ga n i s c h e Leben. Die Wirkung
des Meeres auf das Land haben wir im I. Buche schon
betrachtet.
Der Luftkreis, oder die Luft, wirkt theils in ihrer
eigenthümlichen Beschaffenheit und Zusammensetzung als
Gas, und diese Wirkung ist eine c h emi s c h e ; theils
in ihren Bewegungen, als Wi n d , und diefs ist eine
me c h a n i s c h e Wirkung; theils indem sie Erzeugnisse
liefert, die auf beide Arten wirken können, wie Wasser,
Schnee, Eis. Unter diesen ist das Wasser das wirksamste,
allgemeinst verbreitete, und daher das wichtigste.
Das Wasser, in Beziehung auf das trockne1 Land als
ein Erzeugnifs des Luftkreises betrachtet, übt, sobald es
von demselben dem Lande zugetheilt ist, seine Wirkungen
auf verschiedene, eigenthümliche Weise aus, ebenfalls
theils chemisch, theils mechanisch. Es durchdringt zuerst,
als kaum aus der Gas - oder Dampf-Gestalt in die flüssige
übergehend, die festesten Bestandtheile des Bodens, und
bringt, sowohl in flüssiger Gestalt als durch Frost in
Schnee und Eis verwandelt, Auflösungen, Zersetzungen,
Zerreissungen u. s. w. in dem Festen hervor. Es sammelt
sich sodann in den darin befindlichen Spalten und
hohlen Räumen, um sich aus diesen, wenn sie überfüllt
sind, auf die Oberfläche als Quelle zu ergiefsen. Hier
folgt es dem Gesetze der Schwere, und fliefst auf geneigten
Flächen tieferen Puncten zu. Es greift die feste Ober-
fläche auf mannichfaltige Weise an, zieht Furchen in dieselbe,
führt feste Bestandtheile in gröberen und feineren
Massen mit sich fort, und zerkleint diese allmählich bis
zum feinsten Staube. Es vereinigt sich zu Strömen, bildet
Landseen, und bewirkt, ehe es* das Meer erreicht, vielfache
Veränderungen auf der ^ Oberfläche des trocknen
Landes.
Endlich wirkt auch das organische Leben in dem
Pflanzenreiche und Thierreiche nicht unbedeutend auf die
Gestalt der Erdoberfläche; besonders das Pflanzenreich,
indem dieses theils die Zerstörung der festen Bestandtheile
derselben befördert, theils unter manchen Umständen
den Boden gegen die Zerstörung durch Luft und
Wasser schützt.
Die Wirkung des Menschen auf die Gestalt der