man an unzähligen Stellen der Erdoberfläche. Die meisten
und auf die gröfsten Veränderungen hindeutenden aber stehen
ohne erläuternde Ueberlieferung da, als blos geologische
Urkunden die auf weit hinter aller Ueberlieferung
liegende Zeiträume weisen. Wir haben es hier nur mit
denjenigen zu thun, deren Andenken in der Geschichte
oder auch nur in der dunkeln Sage ruht, und von denen mit
einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, dafs
sie das Menschengeschlecht zu Zeugen gehabt haben. Von
diesen werden wir einige der bedeutenderen und merkwürdigeren
auffuhren, die für alle Uebrigen, deren Aufsuchen
aus allen Gegenden der Erde zu ermüdender Weitläufigkeit
führen würde, Zeugnifs ablegen.
F l ü s s e .
Von den Veränderungen die sich im Laufe der Arme
des N il und an seinen Mündungen ereignet haben, ist
oben *) fast Alles gesagt worden. Es bleibt Einiges über
obere Theile der Nilarme hinzuzusetzen. Sehr wahrscheinlich
ist, dafs der See von F a y oum (Bi rke t Keroun) ,
in welchem man wohl mit dem meisten Grunde den alten
See Mo e r is zu suchen hat, nicht ein zuerst durch Kunst
geschaffenes Wasserbecken ist; sondern entweder der Ue-
berrest eines uralten durch die Deltabildung geschlossenen
Meerbusens, oder wenigstens ein Theil eines alten natürlichen
Armes des Nil. Ein solcher Arm scheint die erste
natürliche Grundlage des Canals von Fayoum gewesen
und zu diesem ausgearbeitet worden zu seyn 1 2). Sind dieses
1) Th. 1. S. 235 — 250.
2) Jomard Mem. sur le lac Mocris, in Descr. de l'Egypte 2de ed.
1822. T. 6. Antiqu. p. 160. 179. 182. 198. — J. I. M a r t i n
descript. hydrographique des Prow, de Béni Soueyf et du
gleich nur Muthmafsuugen aus der Natur des Bodens geschöpft,
zu denen aber die ausdrücklichen historischen Angaben
nicht vorhanden sind, so gehören doch die Thatsa-
chen auf die sie sich beziehen, noch in die historische
Zeit. Auch besteht allerdings in Aegypten die alte Sage :
die Provinz sey vor Joseph, Jacobs Sohn, ein grofses Binnenmeergewesen,
das sein Wasser vom Nil erhielt; Joseph
aber habe einen Damm im Nilthale bauen lassen, um das
Wasser vom Einströmen in diese Provinz (Fayoum) abzuhalten;
seitdem sey das Wasser aus Fayoum in das
Meer abgelaufen ohne durch Zùflufs Ersatz zu erhalten,
wodurch das grofse Becken der Provinz schnell trocken gelegt
und in einen fruchtbaren Garten verwandelt worden
sey. Der noch zurückbleibende Wasservorrath sammelte
sich sodann nordwärts im heutigen Bi rkef al Keroun,
und südwärts im Bi r k e t Garah , in zwei Seen, die aber
auch allmählich abnahmen durch Verdünstung. Diese Sage
würde die beträchtliche Verkleinerung des ehemals sehr
ausgedehnten Sees Moe ri s erklären !).
Mit den ägyptischen Na t r o n - S e e n , (Bi rket al
Deua ra) die um das Schlofs Kas r liegen, ist ebenfalls
eine Veränderung vorgegangen. Nach Strabo scheinen sie
einen einzigen See gebildet zu haben ; jetzt aber bestehen
sie aus sechs abgesonderten Wasserbehältnissen 2).
Nach einer Beobachtung von Minutoli drängt der N i 1
in der ganzen Länge seines Laufs durch Ob e r ägy pt e n
sein Bett allmählich nach Osten hin, und zerstört die gröfs-
tentheils dort auf seinem rechten Ufer liegenden Ueber-
bleibsel alter Städte und Denkmäler. Man schreibt dieses
Fayoum. Ebcnd, 3 livr• Etat moderne p. 195. der 1. jfol.
Ausg. __ Gr at i ën L e p ère Mem. sur les lacs et les deserts
de la basse Egypte. Ebendas. Et. mod. T. 2. p. 149.
1) JRit t e r Erdkunde 2. Aufl. T h .xl. S. 804.
2) Humboldt Ansichten der Natur. 1. S. 66.