eher seine Entstehung aus vormals trocknen Thälern die einen
Wasserlauf in ihrer Mitte hatten, durch tiefes Sinken
des Grundes dieser Thäler anzunehmen, als blofs durch
Erhebung eines natürlichen Dammes am äufsersten Ende
desselben. Doch diese Erscheinung mufs so lange in das
Gebiet der Geologie verwiesen werden, als die Ueberlieferung
davon gänzlich schweigt, wie hier der Fall ist.
Wir haben angeführt, dafs Seen aus ehemaligen Vul-
can-Kratern entstanden seyn mögen, oder durch plötzliches
Eiusinken des Bodens. Aber von nur sehr wenigen dürfte
man durch Ueberlieferung Kunde von dieser Umbildung erhalten
haben. Eine solche hat man von dem See ^)nci
oder Oiz auf der Japanischen Insel Niphon, der durch
Versinken des Bodens bei einem Erdbeben entstanden is t!).
Auf eine andere Weise wurde ein See auf J ama i ca
beträchtlich vergröfsert, und einige entstanden daselbst ganz
neu zu Anfänge des jetzigen Jahrhunderts. Der See S t a
Anna, zwölf englische Meilen von der Meeresküste entfernt,
in der Gegend von Kin g s t o n , hatte vor dem zu
erwähnenden Ereignisse eine Oberfläche von ungefähr sie-
benzig Acres. Er bekömmt sein Wasser durch den Flufs
H o. Sein Abflufs gieng an einer seiner Seiten in unterirdische
Canäle, in welche er sich mit Geräusche stürzte.
Wahrscheinlich hatten diese Canäle sich verstopft, (wie
beim Er i s a n o s ) , denn der See fieng an sich zu vergrö-
fsern, so dafs seine Oberfläche allmählich bis zu dreitausend
Ac r es anwuchs, und alle in ihrem Bereiche liegende
Zuckerpflanzungen verschlang. Zu gleicher Zeit nahm man
wahr dafs einige andere trockne Vertiefungen der Oberfläche,
eine halbe Meile weit vom See gelegen, sich mit
Wasser füllten, welches in ihnen immer höher stieg. — An
Y)* Hartem Dissertatt. T. 1 4 .— Kämp f e r Th. 1. S. 190. u.
241. — T h u n b e r g Reise teutsche Uebers. T h .2 .S .8 3 ._S.
auch unsern zweiten Theil S. 420.
einem andern Puncte derselben Insel, bei S t a. E l i s a b e t h ,
haben sich ebenfalls einige hundert Acres tiefliegenden
Landes mit Wasser bedeckt. Dort war die ganze Gegend
vorher so arm an Wasser, dafs die Einwohner genöthigt
waren ihr Trinkwasser funfzehen Meilen weit herzuhohlen.
Es entstanden dort Quellen an Puncten wo früher keine
Spur davon wahrzunehmen war *).
Auch vom Gegentheile der bis hieher betrachteten Erscheinung
des Entstehens neuer Seen, von der Verkleinerung
oder vom Verschwinden vorhandener und von ihrer
Umwandelung in trockene oder blofs von einem Flufslaufe
bewässerte Thäler, bietet uns die Ueberlieferung Beispiele.
Einige derselben sind schon oben erwähnt worden, wie die
Veränderungen am Ca s p i s c h e n und dem Aral S e e 1 2),
des Thaies von T em p e 3), des Moe r i s S e e 4) , des
Plauischen Grundes 5).
Per Anio oder Te v e ro n e bildete vormals in seinem
engen Thale mehrere kleine Seen, die er durch Auswaschung
seines Grundes allmählich von Wasser entleert hat.
Drei davon, bestanden noch in der historischen Zeit, und
der letzte ist im sechsten Jahrhunderte zerstört worden 6).
— Der See von Pus i ano im Ma i l ä n d i s c h en hat wahrscheinlich
Verkleinerung erlitten. Wenn man, was mehrerer
Umstände wegen nicht unwahrscheinlich ist, annehmen
kann, dafs dieser See der Eupi lus des Plinius ist 7);
so mufs mit demselben eine Veränderung vorgegangen seyn,
denn Plinius sagt, dafs der L ambro in den See und wieder
1) Allg. Geogr. Epliem. B. 38. S. 245.
2) Th. 1. S. 115. f. u. Th. 3. S. 110. u. 111.
3) Th. 1. S. 133.
4) Th. 3. S. 102.
5) Th. 3. S. 119.
6) L y el l Principles T. 1. S. 208.
7 ) H. N. L. 3. c. 23.